Kardinal Woelki ruft zu verstärktem Dialog der Religionen auf

"Gemeinsames menschliches Gesicht zeigen"

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat Christen und Muslime dazu aufgerufen, im Alltag und Beruf noch stärker zusammenzuarbeiten. Man brauche Formen des Austauschs zwischen christlichen und muslimischen Unternehmern.

Rainer Maria Kardinal Woelki / © Frank Gritschak (DR)
Rainer Maria Kardinal Woelki / © Frank Gritschak ( DR )

Das sagte Woelki am Donnerstagabend in Sankt Augustin bei Bonn. Nur gemeinsam könne man der Gesellschaft und Wirtschaft ein "menschliches Gesicht" geben und die Herausforderungen von heute bewältigen.

Wichtig sei es, sich mit Hochachtung zu begegnen, sagte Kardinal Woelki bei einer Veranstaltung des Bunds Katholischer Unternehmer (BKU). So könne etwa in einem Betrieb das Fasten eines muslimischen Mitarbeiters zunächst irritieren. Es könne aber auch zu etwas werden, was wertgeschätzt werde, erklärte Woelki. Schon jetzt gebe es viele Orte, in der es zu intensiven Begegnungen der Religionen komme. Dazu zählten beispielsweise Kitas und Schulen oder die Notfallseelsorge, in der zunehmend auch muslimische Seelsorger tätig seien.

Mazyek: Professionelle Strukturen in der muslimischen Wohlfahrt aufbauen

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, verwies darauf, dass auch der Koran eine gemeinnützige Haltung beschreibe. Das Kapital solle dem Wohle der Gesellschaft dienen und 2,5 Prozent des Eigentums "auf der hohen Kante" für wohltätige Zwecke eingesetzt werden, führte er aus. Dies werde aber in den muslimisch geprägten Staaten nicht immer umgesetzt, kritisierte Mayzek. Besonders die reichen Golfstaaten könnten deutlich mehr für das Gemeinwohl tun. In Deutschland gebe es bei Muslimen zwar starkes Engagement in der Flüchtlingshilfe, doch es fehle noch an professionellen Strukturen in der muslimischen Wohlfahrt.

Eine große Rolle bei der Integration von Flüchtlingen spielen dabei auch die Muslime, die seit Jahren oder Generationen schon hier in Deutschland leben, so Mazyek gegenüber domradio.de. "Muslime in Deutschland können da eine Brücke bauen, bei der sprachlichen und kulturellen Integration helfen." Wichtig, so Mazyek, sei es auch, den Neuankömmlingen ein Selbstbewusstsein in Deutschland zu vermitteln, auch das Wirtschaftswunder wäre ohne Gastarbeiter nicht möglich gewesen.

Beckstein hebt ehrenamtliches Engagement hervor

Lob und Kritik für das Engagement der Kirche kommt vom ehemaligen bayrischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU). Besonders das Engagement der ehrenamtlichen Gemeindemitglieder sei hervorzuheben. Was aber gerade das finanzielle Engagement der Kirchen angeht, gäbe es noch "Luft nach oben".


Quelle:
DR , epd