Fußball-Fan Kardinal Woelki zum DFB-Skandal

Wem kann man überhaupt in unserem Land noch vertrauen?

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ist bekennender Fußball-Fan. Umso mehr betrüben ihn die neuen Korruptionsvorwürfe an den DFB - und die möglichen Folgen für den Breitensport.

Kardinal Woelki mit Fanschal des 1. FC Köln (dpa)
Kardinal Woelki mit Fanschal des 1. FC Köln / ( dpa )

domradio.de: Es soll schwarze Kassen gegeben haben, mit denen die Entscheider geschmiert wurden, damit bei der Vergabe der Fußball WM 2006 Deutschland das Rennen macht. Franz Beckenbauer und der heutige DFB-Boss Niersbach sollen davon gewusst haben. Wie bewerten Sie diese Vorwürfe?

Kardinal Woelki: Man fragt sich immer mehr, wem man überhaupt in unserem Land noch vertrauen kann. Die jahrelangen Betrügereien des VW-Konzerns haben wir noch nicht einmal richtig verdaut, da serviert uns DER SPIEGEL handfeste Korruptionsvorwürfe gegen den Deutschen Fußball Bund.

Ich glaube schon lange, dass viele der alten Funktionäre rund um Sepp Blatter und die FIFA eher Scheinheilige sind, die im Zweifel lieber ihrer eigenen Brieftasche vertrauen als dem fairen Fußballspiel der elf Freunde. Aber selbst wenn man bedenkt, dass es bei Fußballweltmeisterschaften immer auch um sehr viel Geld geht, und weiß, dass nahezu alle WM-Vergaben der letzten Jahre unter Korruptionsverdacht stehen, so hatte ich bis dato doch immer noch die Hoffnung, dass wenigstens hier bei uns solchen Schiebereien eine Absage erteilt wird. Es darf doch nicht wahr sein, dass nach den VW-Vorzeigemanagern jetzt auch unser sogenannter Fußballkaiser und der DFB-Präsident in diesen Strudel von Lug und Betrug zu finden sein sollen.

domradio.de: Was ist jetzt dringend notwendig?

Kardinal Woelki: Die Vorgänge sind gerade mal 10 bis 15  Jahre her, da werden sich die Verantwortlichen doch wohl noch erinnern, warum und wofür diese Millionen gezahlt wurden. Es ist dringend geboten, dass der DFB und Deutschlands Fußballverantwortliche jetzt für Klarheit und Wahrheit sorgen. Wenn die Vorwürfe nicht umgehend lückenlos aufgeklärt und schleunigst aus der Welt geschafft werden, droht dem auch von mir so geliebten Fußball eine riesengroße Vertrauenskrise, die weit über den grünen Rasen hinausgeht. Da gerade unsere Kinder und Jugendlichen verlässliche Vorbilder brauchen, möchte ich an die drohenden Folgen für die wichtige Jugend- und Nachwuchsarbeit gar nicht denken.


Quelle:
DR