Prominente Gäste bei Flüchtlingsaktion in Kevelaer

Ein Einbaumboot als Mahnmal

Ein Einbaumboot steht derzeit als Mahnmal für alle im Mittelmeer gestorbenen Flüchtlinge im Innenhof der Wallfahrts-Basilika von Kevelaer. Zur Basilika-Stunde am Mittwochabend begrüßte Wallfahrtsleiter Pfarrer Rolf Lohmann viele prominente Gäste.

Basilika Kevelaer (dpa)
Basilika Kevelaer / ( dpa )

domradio.de: Was hat es mit diesem Boot auf sich?

Rolf Lohmann: Wir sind sehr froh, dass nach der Aktion in Köln mit den 23.000 Glockenschlägen für die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge die Idee mit der Piroge über die Aktion "Pro Humanität" in Kevelaer und den runden Tisch "Flüchtlinge" aufgekommen ist. Über Tischlereifirmen hier vor Ort ist die Idee dann weiterentwickelt worden und man hat einen großen Baumstamm zu einem Boot umgestaltet. Wir sind sehr dankbar, dass alle so tatkräftig mitgeholfen haben und dass diese Piroge, dieses Einbaumboot, von Flüchtlingen, die bei uns untergebracht sind, mit unterschiedlichen Motiven bemalt worden ist. Das Boot steht bei uns zum Mahnen, Nachdenken, Meditieren und zum Beten.

domradio.de: Diese erschütternden Flüchtlingsdramen ereignen sich im Moment ja nahezu täglich vor den Toren Europas. Wie offen sind die Menschen denn für dieses Thema überhaupt?

Rolf Lohmann: Ich bemerke eine ganz große Offenheit. Als bei uns zum ersten Mal ein runder Tisch zusammengekommen ist, waren über Hundert Menschen dabei. Diese haben spontan gesagt, dass sie helfen möchten und nicht einfach nur geredet, sondern sie haben ganz konkret ein Projekt mit den Flüchtlingen durchgeführt. Wenn ich mir den gestrigen Abend anschaue, an dem rund 700 Menschen in die Basilika gekommen sind, dann zeigt das, wie stark es die Menschen anrührt und das eine große Bereitschaft zur Solidarität da ist.

domradio.de: Das Ganze geschah gestern in einem sehr prominent besetztem Rahmen: Dr. Rupert Neudeck, von Cap Anamur, der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, Umweltministerin Dr. Barbara Hendricks waren da oder haben sich per Grußbotschaft zu Wort gemeldet. Was war deren Botschaft?

Rolf Lohmann: Die zentrale Botschaft war die Ermutigung aller, jetzt nicht die Augen zu verschließen, sondern wirklich etwas zu tun. Man sollte sich vom Evangelium anrühren lassen und dafür sorgen, dass wir die Flüchtlinge, die zu uns kommen, als unsere Nächsten betrachten. Eine Essenz der Botschaft war auch, dass das Thema nicht einfach in die Schublade kommt, sondern, dass über dieses Thema gesprochen wird. Es soll uns anregen darüber nachzudenken, welche anderen politischen Wege in Europa beschritten werden können. Denn Vieles passiert ja mitten in Europa.

domradio.de: Sie haben ja auch am Abend Spenden gesammelt. Wieviel Geld ist denn zusammengekommen?

Rolf Lohmann: Wir haben noch nicht gezählt. Das Flüchtlingsboot hat ja auch einen Opferstock. Bis jetzt sind in diesem Opferstock für die Hilfe von MOAS, der Seenotrettung, schon weit über 3.000 Euro zusammengekommen. Die Kollekte von gestern Abend ist da noch nicht eingerechnet.

domradio.de: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Tobias Fricke


Quelle:
DR