Kardinal Woelki sichert Juden Solidarität zu

Gegen rechte Parolen

Kardinal Rainer Maria Woelki hat als Kölner Erzbischof erstmals die örtliche jüdische Gemeinde besucht. Es bedrücke ihn, wenn sich Juden in Deutschland nicht mehr sicher fühlten und an Auswanderung dächten, sagte er.

Gemeinderabbiner Engelmayer und Kardinal Woelki / © Raspels (Kirchenzeitung Koeln)

Bei der Visite in der Synagoge an der Roonstraße bekundete er am Mittwochabend Solidarität mit den Juden. "Mich entsetzen die ausgeführten und die geplanten Anschläge auf jüdische Einrichtungen, die Jüdinnen und Juden treffen und töten sollen." Zugleich bezeichnete er es laut Redemanuskript als ermutigend, "welch breites gesellschaftliches und religiöses Spektrum sich gegen rechte Parolen und Stimmungsmache öffentlich ausspricht".

"Gerade in den aktuell bedrückenden Zeiten ist mir unsere Begegnung und unsere Verbindung wichtig und notwendig", sagte Woelki bei dem nichtöffentlichen Besuch. Gewalt und Antisemitismus dürften keinen Raum gewinnen. "Mich bedrückt es, wenn Jüdinnen und Juden sich in Deutschland wie auch in unserem Nachbarland Frankreich nicht mehr sicher fühlen und an Auswanderung denken." Dies sei nicht nur für die Synagogengemeinden ein Verlust, sondern auch für die Gesellschaft und die christlichen Kirchen.

Woelki bekundete Entsetzen darüber, dass wieder einmal Juden in Deutschland und ganz Europa "diffamiert, beschimpft und tätlich angegriffen werden". Neben Anschläge auf Synagogen verurteilte er auch Angriffe auf Moscheen und auf christliche Kirchen. Juden, Christen und Muslime stünden gemeinsam für eine Gesellschaft der Vielfalt und friedliches Miteinander ein. "Unsere Worte, Demonstrationen und öffentliche Erklärungen sind wichtig", so der Kardinal. Wichtiger noch seien aber auf Dauer persönliche Begegnungen zwischen Christen und Juden.

An der Begegnung nahmen der Kölner Rabbiner Jaron Engelmayer und der Vorstand der Gemeinde teil. Die jüdische Gemeinde Kölns gilt als die älteste nördlich der Alpen und ist mit rund 5.000 Mitgliedern eine der größten in Deutschland. Die Synagoge im neo-romanischen Stil wurde 1899 eingeweiht. Bei den Novemberpogromen 1938 brannte sie aus.

Die Gemeinde gründete sich 1945 neu. Die wieder neu aufgebaute Synagoge wurde 1959 in Anwesenheit des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer wieder eingeweiht.

 


Quelle:
KNA