Rainer Maria Kardinal Woelki zum Kölner Erzbischof ernannt

Vom Rhein an die Spree und wieder zurück

Nun ist es offiziell: Der Berliner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki wird neuer Erzbischof in Köln. Dies wurde am Freitag zeitgleich in Rom und im Kölner Dom bekanntgegeben.

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki (dpa)
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki / ( dpa )

Er ist ein Senkrechtstarter unter Deutschlands katholischen Oberhirten. Als Kölner Weihbischof war Rainer Maria Woelki noch vor drei Jahren außerhalb des Rheinlands kaum bekannt. Dann kam die Berufung zum Berliner Erzbischof und wenig später die Erhebung zum Kardinal. Nun kehrt er also an den Rhein zurück und wird Nachfolger von Kardinal Joachim Meisner als Erzbischof von Köln. Das Domkapitel hat ihn aus einer Dreierliste des Papstes gewählt.

Als Hauptstadtbischof hat sich Woelki als überraschend mediengewandt erwiesen. Bei den Journalisten an der Spree, aber auch im politischen Berlin, hat er einen durchweg guten Ruf. Woelki entspricht dem Wunsch der Medien nach einem klaren Profil und bleibt dabei volksnah. So wirbt er für die katholische Sexualethik und betont zugleich, er sei "kein Religionswächter, der die Schlafzimmer kontrollieren will". Sympathie bringt ihm auch das Eingeständnis ein, nicht auf jede Frage eine fertige Antwort zu haben.

Gegen einen reinen "Männerclub"

Als weiteres "Plus" kann der Kardinal vorweisen, dass er die Frauenförderung ernst nimmt. Damit entspricht er einer zunehmend lauter werdenden Forderung auch in der katholischen Kirche. In seiner Bistumsverwaltung sind eine Reihe von Führungspositionen in weiblicher Hand. "Die Kirche darf kein reiner Männerclub sein", betont Woelki, auch wenn er die Kirche nicht für berechtigt hält, Frauen zu Weiheämtern zuzulassen.

Eine wichtige Rolle im deutschen Episkopat hat er auch als "Caritasbischof". Seine Amtsbrüder wählten ihn wenige Wochen nach seinem Amtsantritt in Berlin zum Vorsitzenden ihrer Kommission für karitative Fragen. Das Flüchtlingsschicksal seiner ostpreußischen Eltern macht ihn für das Los der sozial Schwachen und Entwurzelten besonders sensibel.

Keine Berührungsängste

Berührungsängste hat Woelki in diesem Engagement nicht. Er bewies es schon, bevor er sich mit Armutsmigranten vom Balkan traf. Statt in Berlin-Mitte bezog er eine Wohnung im Arbeiter- und Migrantenbezirk Wedding. Damit entspricht er dem priesterlichen Ideal, für das Papst Franziskus wirbt. Mit seiner Kritik an der "wachsenden Schere zwischen Arm und Reich" eckt der Erzbischof in politischen Kreisen auch bewusst an. Viel beachtet wurde auch die Tatsache, dass er mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) eine gute Arbeitsebene fand.

Scheu vor manchmal unpopulären Positionen zeigt Woelki in seinem Erzbistum nicht. Dort hat er eine tiefgreifende Reform eingeleitet, die auch auf Widerstand stößt. Die Kirchengemeinden sollen sich mit den katholischen Sozial- und Bildungseinrichtungen vernetzen und gemeinsam mit ihnen für den Glauben eintreten. Zu dem Konzept gehört, dass Kirchengemeinden unter dem Dach von Großpfarreien zusammengelegt werden. Kritiker sehen dadurch gewachsene Gemeindestrukturen gefährdet und fordern mehr Mitsprache. Ähnliche Probleme erwarten ihn auch im Erzbistum Köln, wo er als Geheimsekretär von Meisner und als Weihbischof für den Nordbezirk mit der Landeshauptstadt Düsseldorf erste Erfahrungen in der Leitung einer Diözese gesammelt hatte. 

Sanierung der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale

Eine weitere "Baustelle" hat Woelki in den vergangenen Monaten mit der Sanierung der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Angriff genommen. Nun ist ein internationaler Architekten-Wettbewerb abgeschlossen, der zu einer tiefgreifenden Neugestaltung der Bischofskirche im Innern führen wird. Auch dieser ambitionierten Aufgabe muss sich demnächst sein Nachfolger in Berlin stellen.

Nach seinen Berliner "Lehrjahren" kehrt Woelki nun mit geschärftem Profil ins Rheinland zurück. In Köln hatte und hat er unter den Gläubigen stets Anhänger behalten, die ihn bei jedem Heimat-Besuch fragte, wann er endlich zurückkomme. Für sie hat sich das Warten gelohnt.

"Wir sind Zeugen" lautet sein Wahlspruch

Der aus einfachen Verhältnissen entstammende Kirchenmann versteht sich in erster Linie als Priester und Seelsorger. Eigentlich wollte er "ganz normaler Pastor" werden und mit Jugendlichen arbeiten, wie er einmal zu seinem 25. Priesterjubiläum im Jahr 2010 verriet. Als Kind von ostpreußischen Heimatvertriebenen hat sich Woelki hochgearbeitet.

Geboren wurde Woelki am 18. August 1956 in Köln als ältestes von drei Kindern. Nach dem Abitur leistete er seinen Wehrdienst bei der Panzerartillerie. Er studierte Theologie und Philosophie in Bonn und Freiburg und wurde 1985 zum Priester geweiht. Nach mehreren Jahren als Kaplan und Militärseelsorger berief ihn Meisner dann 1990 zu seinem Geheimsekretär. Sieben Jahre gehörte Woelki in dieser Funktion dem innersten Zirkel des Kölner Generalvikariats an, danach wurde er mit der Leitung des erzbischöflichen Priesterseminars in Bonn betraut.

2003 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Bischof ernannt, zuständig für die Seelsorge im Pastoralbezirk Nord, zu dem mit Düsseldorf und Wuppertal rund 850 000 Menschen gehören. Dann kam der Ruf nach Berlin.

Viel Zeit zum Einleben hatte Woelki in der Hauptstadt nicht. Kurz nach seinem Antritt kam Papst Benedikt XVI. nach Deutschland und feierte eine große Messe im Olympiastadion. Er musste die Organisation des Besuchs übernehmen und assistierte beim Gottesdienst.

Woelki spürte schnell die Gefühlslage der bunten Metropole auf. Er räumte die Vorbehalte gegen seine Ernennung aus dem Weg, etwa sein Studium an der Opus-Dei-Universität in Rom. Der Theologe hatte an der vom umstrittenen Laien- und Priesterorden geleiteten Santa Croce über die Rolle der Pfarreien promoviert. Darüber sprach er offen, wies aber eine Mitgliedschaft in der Gemeinschaft zurück.

Er habe immer ein "normaler Pastor" sein wollen. "Nos sumus testes" - Wir sind Zeugen, lautet Woelkis Wahlspruch.


Quelle:
KNA , epd , dpa , DR