Köln freut sich über künftigen Erzbischof Rainer Maria Woelki

"Der Decke Pitter jubelt es in die Welt hinaus"

Seit Tagen war es Gesprächsthema unter den Kölner Katholiken, am Freitag kam die erlösende Bestätigung: Das Erzbistum erhält schon bald einen neuen Erzbischof. Dass es mit Kardinal Woelki ein alter Bekannter ist, freut die Menschen besonders.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
 (DR)

Spätestens die Beflaggung rund um den Dom räumt jeden Zweifel aus: Fahnen in vatikanischem Gelb-Weiß und dem Schwarz-Silber des Erzbistums Köln tun am Freitag schon vor zehn Uhr kund, was am Mittag in der Kathedrale offiziell bekanntgegeben wird: Der frühere Kölner Weihbischof und aktuelle Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki wird künftig die Geschicke von Deutschlands mitgliederstärkster und finanzkräftigster Diözese leiten.

Und so strömen gegen Mittag Hunderte Menschen in das Weltkulturerbe, das ohnehin täglich bis zu 30.000 Besichtigungsgäste empfängt. "Das ist ja so voll wie Weihnachten", staunt eine Besucherin. Schließlich wird nach der langen Amtszeit von Kardinal Joachim Meisner nach 25 Jahren erstmals wieder ein neuer Erzbischof bekanntgegeben. Kurz vorher sind denn auch die derzeit 15 Mitglieder des Domkapitels feierlich in den Altarraum eingezogen. Dompropst Norbert Feldhoff nimmt am Ambo Aufstellung, wartet jedoch auf das Läuten der Domuhr um Punkt zwölf.

"Mit großer Freude geben wir bekannt"

"Liebe Freunde des Erzbistums Köln", beginnt der Chef des Domkapitels sein "Habemus Episcopum". Unterdessen verkündet der "Decke Pitter", die nur zu hohen Feiertagen und besonderen kirchlichen Ereignissen geläutete größte Domglocke, mit ihrem tiefen Klang die gleiche Botschaft. "Mit großer Freude geben wir bekannt, dass Papst Franziskus nach der Wahl durch das Domkapitel heute den bisherigen Erzbischof von Berlin, Rainer Maria Kardinal Woelki, zum Erzbischof von Köln ernannt hat", so Feldhoff. Darauf brandet gut eine halbe Minute lang Applaus auf. Weiter hebt Feldhoff hervor, dass der "Neue" nach Kardinal Joseph Frings (1887-1978) erst der zweite aus dem Erzbistum stammende Oberhirte ist. "Dieses Mal ist er sogar gebürtiger Kölner - allerdings rechtsrheinisch", scherzt der langjährige Verwaltungschef der Diözese. "Und der Decke Pitter jubelt es in die Welt hinaus."

Nach Fürbitten, einem gemeinsamen Vater unser und zwei Strophen "Großer Gott, wir loben Dich" - Feldhoff: "Die können noch alle auswendig." - verlässt das Domkapitel, engstes Beratergremium des Erzbischofs, die Szenerie. Und auch die Besucher gehen ihrer Wege.

Zuvor hat Feldhoff noch zu Woelkis offizieller Einführung am 20. September eingeladen. Auch wenn es dem 57-Jährigen sehr schwer falle, schon nach drei Jahren das Erzbistum Berlin zu verlassen, sei er doch der Weisung des Papstes unterworfen, erklärt Feldhoff. Zudem freue sich der Kardinal auf Köln, schiebt er nach.

Viele Kölner sehen dem Nachfolger von Kardinal Meisner ebenfalls freudig entgegen. "Er hat eine ruhige, offene, sehr sympathische Art", so Organist Markus Zehnpfennig, der den früheren Kölner Weihbischof aus seiner Tätigkeit am Dom kennt. "Er wird nicht die Kirche neu erfinden, etwa das Frauenpriestertum einführen, aber offen für Neues sein." Darauf hebt auch auch Miriam Theves ab, die ihren zwei kleinen Töchtern das mit dem Erzbischof erklärt. "Wir brauchen hier einen anderen, toleranteren Ton", meint die junge Frau. "Er kommt aus Köln und ist Fan des 1. FC Köln", betont einer der Domschweizer, die heute alle Hände voll zu tun haben. "Das ist doch schon mal was."

Vorstellung live auf domradio.de am Samstag ab 10 Uhr

Souvenirtechnisch ist man rund um den Dom noch nicht auf Woelki eingestellt. Postkarten von der Kathedrale gibt es zuhauf, nicht aber vom neuen Erzbischof. "Von Meisner hatten wir allerdings auch keine", sagt die Verkäuferin. "Die Leute wollen lieber Postkarten vom Dom oder vom Dreikönigenschrein." Dieser hat am 23. Juli großes Jubiläum:

An der 850-Jahrfeier zur Ankunft der Reliquien in Köln wird der neue Erzbischof aber nicht teilnehmen, wie Feldhoff auf Nachfrage erläutert. "Dann ist er in Urlaub." Zudem könne er erst in Köln tätig werden, wenn er offiziell ins Amt eingeführt sei. Doch wer den frischgebackenen Erzbischof im "hillije Kölle" in Augenschein nehmen will, kann dies schon an diesem Samstag tun: beim Mittagsgebet um 12.00 Uhr an seiner künftigen Wirkungsstätte, dem Kölner Dom. Zuvor wird er sich um 10 Uhr der Presse präsentieren.


Quelle:
KNA