Dompropst Feldhoff freut sich über Wahl von Woelki zum Erzbischof

"Wenn er mich braucht, stehe ich zur Verfügung"

Dompropst Norbert Feldhoff wünscht seinem neuen Erzbischof Geduld für die großen strukturellen und geistlichen Aufgaben in Köln. Als Mann an der Spitze müsse Kardinal Woelki den Menschen im Bistum dafür Mut machen.

 (DR)

domradio.de: Sie sind als Dompropst dafür verantwortlich, dass der Erzbischof hier gefunden werden muss. Es ist eine der edelsten Aufgaben des Domkapitels. Sind Sie denn mit dem Ergebnis zufrieden?

Dompropst Norbert Feldhoff: Ja, das ganze Kapitel ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Worüber wir überrascht sind, ist die Schnelligkeit. Ehrlich gesagt, hatten wir Rom das gar nicht zugetraut, dass das so schnell gehen würde, aber wir sind über das Ergebnis außerordentlich froh. Für den erwählten und ernannten Kardinal Woelki ist es eine sehr schwere Entscheidung. Er ist erst drei Jahre in Berlin, hat dort sehr viel angestoßen, kommt dort sehr gut an, ist da Zuhause und dann, nach so kurzer Zeit zurück nach Köln zu kommen, ist schwer. Eindeutig menschlich schwer.

Auf der anderen Seite: Er ist nicht nur FC-Fan, sondern auch seit Jahren FC-Mitglied und er ist hier verwurzelt und beheimatet, er freut sich auch auf die Aufgabe. Beides ist da: ein schwerer Entschluss zu gehen, aber er ist Kardinal, er muss in besonderer Weise dem Heiligen Vater gehorchen. Insofern wird er mit großer Freude und Begeisterung hier einsteigen.

domradio.de: Herr Dompropst, Sie kennen Rainer Maria Woelki schon sehr lange, sind per Du mit dem Kardinal. Was ist das für ein Mensch, auf den wir uns freuen dürfen? Wie schätzen Sie ihn ein?

Feldhoff: Ja, das ist für mich natürlich eine völlige Rollenumstellung: Ich hab ihn kennengelernt als er Sekretär bei Kardinal Meisner war. Ich war Generalvikar, da sollte er eigentlich Respekt vor mir gehabt haben - ob er das hatte, weiß ich ja nicht (lacht). Wir haben uns damals schon geduzt und jetzt wird er der Chef des Bistums. Das ist eine Umstellung. Ich freue mich, dass er hier hinkommt. Ich werde bald im Ruhestand sein und das Ganze mit Gelassenheit beobachten. Wenn er mich braucht, stehe ich ihm zur Verfügung.

domradio.de: Es kommt nicht so oft vor im Erzbistum Köln, dass ein neuer Erzbischof gefunden werden muss. Sie haben in Ihrer langen Laufbahn auch nur vier Erzbischöfe erlebt: Frings, Höffner, Meisner und jetzt Woelki. Sie haben das immer aus nächster Nähe begleitet. Sie waren Sekretär, sie waren lange Generalvikar, jetzt sind sie als Dompropst dafür verantwortlich, dass jemand Neues gefunden werden musste. Der Kirchenhistoriker Trippen sagt, es sei in der langen Geschichte des Erzbistums Köln nie richtig nach Recht und Gesetz zugegangen, nur in den seltensten Fällen. Lief diesmal bei der Wahl alles nach Recht und Gesetz ab?

Feldhoff: Also diese Aussage von Trippen würde ich nicht so bestätigen. Auch die letzte Wahl ist nach Recht und Gesetz abgelaufen. Und jetzt auf jeden Fall. Es war meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass das ordentlich nach Recht und Gesetz ablief. Diese Wahl von Woelki hat verschiedene Besonderheiten: Wir hatten bisher erst einen aus dem Erzbistum Köln stammenden Kleriker als Erzbischof, das war Josef Frings, der ist in Neuss geboren. Jetzt haben wir zum allerersten Mal in der jüngeren Geschichte einen in Köln geborenen als Erzbischof. Die Kölschen sagen natürlich: Er ist auf der falschen Rheinseite geboren, in Mühlheim. Als Düsseldorfer sehe ich das natürlich nicht so negativ. Wir haben eine absolute Besonderheit in ihm: er ist Ehrendomherr. Noch nie hatten wir einen Erzbischof, der zugleich Ehrendomherr des Kapitels ist. Wie wir mit dem Problem fertig werden, weiß ich noch gar nicht.

domradio.de: Sie waren noch Nachbarn als er in Köln gewohnt hat. Jetzt wird er wahrscheinlich ins Erzbischöfliche Haus einziehen, ganz genau weiß man das ja noch nicht. Wenn er jetzt zurückkommt: freuen sie sich auf ganz private Begegnungen, dass er wieder so nah dran ist?

Feldhoff: Das ist sicher schön. Ich hab ihn auch einige Male in Berlin besucht. Einmal wollte er mich in ein Restaurant einladen, welches um die Ecke herum von seiner Wohnung liegt, das hatte aber zu und dann sind wir in ein bayrisches Lokal in die Innenstadt gefahren. Das ist hier alles unkomplizierter. Hier kennt er sich aus, hier kenn ich mich nun seit Jahrzehnten aus.

Ich freue mich, dass er hier in der Nähe ist, auch aus menschlichen Gründen

domradio.de: Was wünschen Sie dem neuen Erzbischof von Köln?

Feldhoff: Geduld, die Kraft erst einmal zu hören, was die Menschen erwarten. Ich traue ihm das auch zu. Er muss Kontakt suchen, ohne jetzt direkt mit Programmen zu kommen. Wir sind so uralt in Köln, wir können die Dinge langsam angehen. Aber es stehen auch große Aufgaben an. Die ganze pastorale Organisation muss geändert werden, das ist nicht nur ein Strukturproblem, das ist ein geistliches Problem. Da ist wichtig, dass der Erzbischof der Mann an der Spitze ist, der Mut macht in solchen Situationen. Dafür muss er erst einmal Vertrauen finden. Soweit ich das sehe, hat er bei vielen Menschen schon Vertrauen, aber das muss gefestigt werden und auf der Basis mit dem Klerus, mit den Laien, mit kluger Beratung die neuen Wege der Pastoral suchen und dabei Hoffnung und Freude machen.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen


Quelle:
DR