Kardinal Woelki über sein Treffen mit Obama

"Ein Besuch unter Freunden"

Der Berlin-Besuch von US-Präsident Barack Obama ist zu Ende. Berlins Kardinal Rainer Maria Woelki traf Obama am Mittwoch bei einem Abendessen mit Kanzlerin Merkel. Im domradio.de-Interview spricht er über die Begegnung.

 (DR)

domradio.de: Herr Kardinal, wie haben Sie Obama erlebt?
Kardinal Rainer Maria Woelki: Am Abend hatte ich die Einladung der Bundeskanzlerin zum Abendessen zu Ehren Obamas. Das war eine sehr gelöste, entspannte Atmosphäre, in der natürlich immer noch Reden ausgetauscht wurden, wo das gegenseitige freundschaftliche Bündnis, die Verbundenheit betont wurde, und auch noch einmal der Dank für diese jahrelange, jahrzehntelange Freundschaft zwischen den USA und Deutschland ausgesprochen wurde. Und es wurde natürlich auch die Bereitschaft deutlich, weiter die Bündnisse zwischen Europa und den USA und damit auch zwischen den USA und Deutschland zu bestärken. 

domradio.de: Hatten Sie Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch mit dem US-Präsidenten?
Kardinal Woelki: Ja, wir haben kurz miteinander gesprochen, Präsident Obama hat da vor allem seine Wertschätzung für Kardinal Dolan, den Erzbischof von New York zum Ausdruck gebracht, der ja auch der Vorsitzende der Bischofskonferenz ist. Es hat mich gefreut, dass er das getan hat, weil Kardinal Dolan ja auch immer wieder sehr deutlich zum Beispiel eines der umstrittensten Themen zwischen der amerikanischen Regierung und der katholischen Kirche in Amerika anspricht und sehr deutlich die Rechte der Ungeborenen und die Rechte und die Stärkung des Lebensschutzes einfordert.

domradio.de: In seiner Rede hat Obama viele Themen angesprochen. Insbesondere ist er auch auf die deutsche Geschichte, die Geschichte der Teilung, die Geschichte Berlins eingegangen. Was glauben Sie: Wie wichtig war dieser Besuch?
Kardinal Woelki: Ich glaube, dass das ein wichtiger Besuch war, weil es ein Besuch unter Freunden war. Es ist gut, dass Obama jetzt in seiner zweiten Amtszeit eine der wichtigsten europäischen Metropolen hier in Berlin aufgesucht hat und dass er eben auch deutlich Signale gesendet hat, nämlich dass seine Rede – soweit ich das mitbekommen habe – doch vor allem von den Idealen der Freiheit durchzogen war. Natürlich ist es zu begrüßen, dass er sich für einen Frieden in Gerechtigkeit stark gemacht hat und für eine nukleare Abrüstung und die Bekämpfung des Klimawandels. Das sind natürlich alles Dinge, die wir sehr teilen und wo wir an seiner Seite stehen, wo wir dann aber natürlich auch Taten einfordern müssen. Soweit ich das wahrnehme, haben sich die USA, was die Bekämpfung des Klimawandels angeht, in den vergangenen Jahren doch sehr schwer getan und haben zwar immer wieder Dinge angemahnt, doch wenn es um die praktische Umsetzung ging, war es immer etwas schwierig und kompliziert mit ihnen. Und ich denke, wenn man einen Frieden in Gerechtigkeit einfordert und auch die Armutsfrage anspricht, dann muss man eben auch sehr deutlich einen Frieden für die schwächsten Glieder einer Gesellschaft mit einfordern. Und das ist eben wirklich der Schutz des ungeborenen Lebens und eine klare Option gegen Abtreibung.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR