Bischof Rainer Maria Woelki stellt sich im Erzbistum Berlin vor

"Der kommt aber gut rüber"

Sein Verhältnis zu Opus Dei, seine Einstellung zu Homosexualität, seine Ökumene-Pläne - Rainer Maria Woelki beantwortete die erwarteten Fragen der Berliner Presse offen und ehrlich. Überhaupt machte der künftige Erzbischof bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in der Hauptstadt eine gute Figur.

Autor/in:
Michael Borgers
 (DR)

Das Interesse war riesig. 60 Journalisten hatten sich für die kurzfristig einberufene Vorstellung am Dienstagmorgen (05.07.2011) angemeldet. Deutlich mehr kamen. Und noch mehr verfolgten den ersten Auftritt von Bischof Rainer Maria Woelki an ihren Computerbildschirmen, domradio.de hatte die Pressekonferenz live in Bild und Ton übertragen.



In Berlin sei "in den vergangenen Jahren viel Gutes gewachsen", lobte der am Samstag zum Erzbischof ernannte Woelki gleich zu Beginn die Arbeit in dem Erzbistum und dankte auch deshalb seinem vergangene Woche verstorbenen Vorgänger, Georg Kardinal Sterzinsky. Man müsse hier "die Kirche nicht neu erfinden", so der bisherige Kölner Weihbischof.



Opus Dei

In den folgenden anderthalb Stunden beantwortete Woelki geduldig und ruhig die Fragen der Berliner Presse. Auch die Fragen, die bereits in den kurzen zwei Tagen seit seiner Ernennung für vermeintlichen Zündstoff gesorgt hatten: Warum die Promotion an einer Opus-Dei-Universität? Er sei nicht Mitglied im Opus Dei, im Übrigen handle es sich hier um eine von vielen Gemeinschaften einer lebendigen katholischen Kirche. Und das sei er auch, "einfach katholisch geblieben". Das sei das Entscheidende.



Das Wichtigste für ihn, so Woelki, werde es sein, "genau hinzuhören". Und genau das wünscht er sich auch für seine Person. "Ich wäre froh und dankbar, wenn ich ein bisschen Zeit hätte, dass Sie auch mich ein bisschen kennen lernen." Von plakativen Zuordnungen wie konservativ oder liberal halte er dabei wenig. Es könne nur darum gehen, "mit Christus in Kontakt zu stehen". Ob dies in Berlin - dem Bistum, das Papst Johannes Paul II. einst als das "schwierigste der Welt bezeichnete" - "schwer" oder "leicht" werde, sei für ihn nicht das Entscheidende. "Es wird überall leicht sein, wenn ich meinen Glauben bezeugen kann."



Und Homosexualität?

Seine in der Presse verbreitete Aussage zur Homosexualität? Die Kirche sei für ihn keine Moralanstalt, so Woelki. Und ein Bischof solle mit dem moralischen Zeigefinger vorsichtig umgehen. Einem Gesprächsangebot von Schwulen- und Lesben der Stadt werde er gerne nachkommen - wenn es ehrlich und ernst gemeint ist.



Und wie politisch will er als Hauptstadtbischof sein? Hier die ganz klare und ehrliche Ansage: "Ich bin Bischof und kein Politiker, meine Berufung ist eine andere, ich möchte auch gerne Seelsorger sein." Natürlich werde er auch zu politischen Themen Stellung beziehen - so er das kann. Aber als Wirtschaftsexperte werde er sich sicher nicht äußern, so der 54-Jährige.



In Berlin wolle er an erster Stelle für die Katholiken da zu sein, "aber auch für alle anderen Menschen". Natürlich wolle er auch den Kontakt zur evangelischen Kirche suchen. Aber auch hier sei klar: "Es gibt Unterschiede, über die ich mich nicht hinwegsetzen kann."



Positive Reaktionen

Wie die Pressevertreter den ersten öffentlichen Auftritt "ihres" künftigen Erzbischofs bewerten werden, wird sich in den kommenden Stunden und Tagen zeigen. Die "Laien" - also die User, die die Übertragung live bei domradio.de im Internet verfolgten und im parallelen laufenden Chat kommentierten - waren auf jeden Fall zufrieden.



"Der kommt aber gut rüber", "Er hat Sympathien gewonnen" und "Daumen hoch" - nur eine kleine Auswahl der zahlreichen Online-Beiträge. Der Kommentar des Kölner Generalvikars Domink Schwaderlapp brachte es auf den Punkt: "Wir sind doch ein wenig stolz auf "unseren" neuen Erzbischof von Berlin, der doch eine gute Figur macht. Wir sollten ihm vor allem durch unser Gebet den Rücken stärken!"



Am 27. August wird Rainer Maria Woelki feierlich als neuer Berliner Erzbischof in der St. Hedwigs-Kathedrale eingeführt.

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