Im Libanon trifft der Papst auf eine junge Kirche

"Ich kenne eure Schwierigkeiten"

Eine jubelnde Menge, Fahnen, rhythmische Gesänge und immer wieder in allen Sprachen der Ruf "Benedikt, wir lieben dich". Schon Stunden vor dem Eintreffen von Papst Benedikt XVI. herrscht am maronitischen Patriarchatssitz in Bkerke ausgelassene Stimmung. Ein Programm für die Jugend von der Jugend sollte es sein, eine Stärkung des Glaubens für eine christliche Minderheit in einer schwierigen Zeit. Tausende stolze Christen ließen sich am Samstagabend von den Worten des Papstes begeistern.

Autor/in:
Andrea Krogmann
 (DR)

Libanon, Jordanien, Palästina, Zypern: Aus allen Ländern der Region sind sie angereist - "extra für den Papst", wie Joan und Roana aus dem Irak erklären. "Wir erhoffen von ihm Frieden für die Welt und eine persönliche Botschaft für uns." Die Jugendlichen aus Syrien wird der Papst später eigens begrüßen und sie für ihren Mut loben.



Es gab Schwierigkeiten mit der Registrierung und schleppende Anmeldungen. Doch Befürchtungen eines mangelnden Interesses erwiesen sich als unbegründet: 16.000 Jugendliche sind es, die seit den Mittagsstunden zum Patriarchatssitz hoch über der Bucht von Dschunije gekommen sind. Viele weitere ohne Einlasskarten verfolgen das Geschehen auf Bildschirmen weiter abseits. Bereits drei Stunden vor der Ankunft des Papstes schlossen sich die Tore von Bkerke. Aber das lange Warten unter der kräftigen Sonne tut der Stimmung keinen Abbruch.



Jubel empfängt die eintreffenden Kirchenvertreter, Beifall brandet auch jedes Mal auf, wenn der Name des Papstes fällt. "Wir warten auf den Papst, auf seinen Segen und seine Worte an uns", sagt Tina, die mit einer Jugendgruppe aus der Bergregion angereist ist. "Der Papst kommt, um uns zu stärken und die Lage von uns Christen hier im Libanon zu checken!" Viele tragen bunte T-Shirts mit Willkommenssprüchen und biblische Botschaften. Als Benedikt XVI. mit dem Papamobil eintrifft, hält es niemanden mehr auf seinem Platz.



Papst hat Jugendkatechismus im Gepäck

Das Kirchenoberhaupt hat den jungen Katholiken den Jugendkatechismus "YouCat" mitgebracht. Das Glaubensbuch mit gut 300 Seiten war eigens für den Papstbesuch von "Kirche in Not" Österreich ins Arabische übersetzt worden. "Meist werden wir arabischen Christen vergessen", sagt William aus Zgharta erfreut.



Mehr noch als den Jugendkatechismus nehmen die Teilnehmer die Worte Benedikts XVI. begeistert auf. "Habt keine Angst!", lautet sein Aufruf an die Jugendlichen, die seine Worte immer wieder mit Applaus unterbrechen. "Ich kenne eure Schwierigkeiten." Benedikt XVI.

ermutigt die jungen Christen, sich weiter aktiv in Kirche und Gesellschaft zu engagieren. Sie seien eine Hoffnung für die Kirche und die Welt. Damit trifft er den richtigen Ton. Minutenlang ertönen am Ende der Rede die "Benedictus, Benedictus"-Sprechchöre.



Gegen Gewalt, für eine Kultur des Friedens, gegen religiöse oder politische Spaltung und für lebendige Brücken zwischen den Menschen in der Region: Bei den jugendlichen Christen im Libanon stößt die immer wiederholte Botschaft Benedikts XVI. auf offene Ohren. Stolz äußern sie ihre Bereitschaft, Zeugnis abzulegen und am Aufbau einer friedvollen Welt im Orient mitzubauen - trotz aller Schwierigkeiten wie politischer Unsicherheit, gesellschaftlichen Drucks oder drohender Arbeitslosigkeit.



Für aktive Präsenz der Kirche im Nahen Osten

"Mehr denn je brauchen wir heute die aktive Präsenz der Kirche in diesem Nahen Osten, der dem Hass, der Angst und dem Leiden ausgeliefert ist", heißt es in der Botschaft der Jugend an den Papst. Sein Besuch, so geben sie ihrer Hoffnung Ausdruck, solle der "Logik des Krieges und der Verzweiflung ein Zeichen des Friedens und der Hoffnung" entgegensetzen. Und trotz aller Probleme, in diesen Zeiten hier Christ zu sein: "Wir, die Jungen des Nahen Ostens, wollen dem Orient verbunden bleiben, verwurzelt in unserer Erde, dem Symbol unsrer Identität, (...) um diese Region der Welt und ihren einzigartigen Charme zu bewahren." Eine Botschaft, die über den schönen Abend hinaus Bestand haben muss.