Unterzeichnung des Synodendokuments

Papst im Libanon

Papst Benedikt XVI. hat im Libanon das Abschlussdokument der Nahost-Bischofssynode vom Herbst 2010 unterzeichnet. In der melkitischen Sankt-Paul-Kirche von Harissa setzte er am Freitagabend seine Unterschrift unter eine französische und arabische Textfassung. Das rund 100 Seiten umfassende päpstliche Schreiben mit dem Titel "Ecclesia in Medio Oriente" (Kirche im Nahen Osten) legt die Leitlinien für das kirchliche Wirken im Nahen Osten fest.

Autor/in:
Johannes Schildelko
 (DR)

In das Dokument flossen die Vorschläge der Bischofsversammlung ein, die vor zwei Jahren zu diesem Thema im Vatikan stattfand. Am Sonntag überreicht Benedikt XVI. das Schreiben nach einem Gottesdienst in der libanesischen Hauptstadt Beirut an die katholischen Patriarchen des Nahen Ostens und an die Vertreter der Bischofskonferenzen der Türkei und des Iran.



Vor der Unterzeichnung wurde Benedikt XVI. vom melkitischen Patriarchen Gregoire III. Laham auf Arabisch begrüßt. Der Patriarch sagte, die Anerkennung eines palästinensischen Staates wäre das "Wertvollste", was die Christen und Muslime in der arabischen Welt erreichen könnten. So könnte die Abwanderung von Christen aus dem Nahen Osten aufgehalten und der Weg für einen "wahrhaften arabischen Frühling" geebnet werden. Die Position des Vatikan im israelisch-palästinensischen Konflikt nannte er einen "mutigen Akt der Gleichstellung, Gerechtigkeit und Wahrheit" in einer Welt politischer Ungleichheiten.



Die vatikanische Diplomatie befürwortet im Nahost-Konflikt generell eine Zwei-Staaten-Lösung. Sie will sich dabei jedoch der internationalen Gemeinschaft anschließen und nicht vorpreschen. Die Worte von Gregoire III. wichen von einem vorab auf der offiziellen Internetseite der Papstreise veröffentlichten Redemanuskript ab. Darin hatte er die Anerkennung eines Palästinenserstaates durch den Heiligen Stuhl angeregt. Dies wäre ein "mutiger Schritt der Gerechtigkeit und Wahrheit", der den Vatikan zu einem "Pionier der Weltgerechtigkeit" machen und andere europäische Staaten zu ähnlichen Maßnahmen ermutigen würde, hieß es in dieser ersten Textfassung.



An der Zeremonie in dem melkitischen Gotteshaus nahmen auch Muslime sowie Christen anderer Konfessionen teil. Vor der auf 800 Metern Höhe gelegenen Kirche hatten zahlreiche Gläubige den Papst empfangen, teils auch mit Spruchbändern auf Deutsch.



Schiiten im Libanon heißen Papst willkommen

Der Oberste Schiitenrat im Libanon hat den Besuch von Papst Benedikt XVI. in Beirut begrüßt. Der Vizepräsident der Vereinigung, Scheich Abdul Amir Qabalan, sagte laut der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA, er hoffe, dass die Reise des katholischen Oberhaupts allen Libanesen Nutzen bringe.



Der Libanon sei von Koexistenz und nationaler Einheit geprägt. Angesichts von "Verschwörungen gegen den Libanon und die Region" müssten die Bürger noch stärker Solidarität zeigen, so der Scheich. - Etwa 60 Prozent der Einwohner im Libanon sind Muslime. Knapp die Hälfte von ihnen gehört der schiitischen Richtung an.