Hunderttausende empfangen Papst Benedikt XVI. in Mexiko

Ein triumphaler Empfang

Mit so viel Begeisterung ist Papst Benedikt XVI. schon lange nicht mehr empfangen worden: Hunderttausende jubelnde Menschen machen seinen Weg vom Flughafen der viertgrößten mexikanischen Stadt zu seiner Unterkunft zum Triumphzug. Erinnerungen an den Besuch seines Vorgängers werden wach.

Autor/in:
Thomas Jansen
 (DR)

Die Geschäfte sind geschlossen, das öffentliche Leben steht still. Mit Sprechchören, Fahnen, Plakaten und einem ohrenbetäubenden Kreischen, das sonst nur gut ausehenden Popstars vorbehalten ist, begrüßen vor allem Jugendliche den Gast im weißen Papamobil.

Der Auftakt seiner ersten Reise in das zweitgrößte katholische Land und in das spanischsprachige Lateinamerika überhaupt ruft Erinnerungen an den legendären Empfang von Johannes Paul II. im Jahr 1979 wach. Dieser wollte damals ursprünglich auch Leon besuchen. Das Vorhaben scheiterte jedoch, weil der zu diesem Zeitpunkt noch stark antiklerikal geprägte mexikanische Staat sich querstellte. So schickte Johannes Paul II. nur eine Grußbotschaft.

Benedikt XVI. trug die Worte seines Vorgängers nun persönlich vor. Schon auf dem Flug hatte der Papst bekräftigt, dass seine Reise nach Mexiko und Kuba in "vollständiger Kontinuität zu seinem Vorgänger" stehe. Die Messlatte liegt also hoch: Denn sowohl der erste Mexiko-Besuch Johannes Pauls II. als auch die Kuba-Reise von 1998 gelten als historische Meilensteine im schwierigen Verhältnis zwischen Staat und Kirche in den beiden Staaten.

Warnung vor "zerstörerischem Bösen"
"Ich komme als Pilger des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe", sagte Benedikt XVI. in seiner Begrüßungsansprache auf dem Flughafen von Leon. Er wolle die Christen zu einer Neubelebung des christlichen Glaubens ermutigen. Präsident Felipe Calderon sprach in seiner Rede das Thema an, das seit langem die Schlagzeilen über Mexiko bestimmt: Den Drogenkrieg. Sein Land glaube an Werte und Prinzipien, wie Familie und Demokratie sagte Calderon. Doch gnadenlose Gewalt des Drogenkriegs überschatte gegenwärtig Alles.

Benedikt XVI. hatte sich schon auf dem Flug nach Mexiko besorgt über die Lage in dem lateinamerikanischen Land geäußert. Er warnte vor dem "zerstörerischen Bösen", das die Menschheit und insbesondere die Jugend bedrohe. Die Kirche müsse Alles in ihrer Macht stehende tun, um die Ursachen von Drogenhandel und Gewalt als Irrwege zu entlarven: Die "Vergötzung des Geldes" und die "falschen Versprechungen" des Rauschgifts. Es gehe vor allem um eine "Schärfung der Gewissen" und eine "Erziehung zur moralischen Verantwortung".

Vorsichtige Kritik
Der Papst wirkte nach dem fast 14-stündigen Flug zunächst ein wenig erschöpft. Im zweiten Teil seiner auf Spanisch gehaltenen Rede ließ seine Stimme merklich nach. Doch der herzliche Empfang bereitete dem bald 85-jährigen Oberhaupt sichtlich Freude. Der Papst habe die Reise gut verkraftet und es gehe ihm, sagte Vatikansprecher Lombardi nach der Ankunft in Leon. Die Reise nach Mexiko war der zweitlängste Flug des Pontifikats - mehr Stunden verbrachte er nur 2008 auf dem Weg zum Weltjugendtag in Australien im Flugzeug. Um sich auf die lange Reise vorzubereiten und um Kraft zu tanken, hatte Benedikt XVI. seit Montag keine offiziellen Termine im Vatikan wahrgenommen. Auch die wöchentliche Generalaudienz war ausgefallen.

Höflich und gut verpackt, aber doch unüberhörbar klang zu Beginn der Reise jedoch auch eine vorsichtige Kritik am eingeschränkten Handlungsspielraum der katholischen Kirche in Mexiko an. Die Religionsfreiheit müsse ohne Einschränkungen gewährleistet sein, sagte der Papst in einem Land, in dem die katholische Kirche bis 1992 nicht einmal Kirchengebäude auf ihren Namen eintragen lassen konnte und in dem es bis heute keinen Religionsunterricht an Schulen gibt. Vatikansprecher Lombardi erläuterte später, dass auch für Mexiko gelte, dass sich die Religionsfreiheit nicht nur auf die ungehinderte Ausübung von Gottesdiensten beschränken dürfe, sondern auch gesellschaftliche Aktivitäten der Kirche umfassen müsse. An Gesprächsstoff für die Begegnung des Papstes mit Präsident Calderon an diesem Samstag dürfte es jedenfalls nicht fehlen.