Papst Benedikt XVI. ist Ehrenbürger der oberpfälzischen Metropole

„Ich freue mich auf Regensburg”

Papst Benedikt XVI. ist Ehrenbürger von Regensburg. Im Anschluss an die Generalaudienz überreichte eine eigens angereiste Delegation aus der Universitätsstadt in der Oberpfalz die Urkunde. Die alte Reichsstadt Regensburg ist mit ihrer römischen Vergangenheit eine der ältesten Städte Deutschlands.

 (DR)

Papst Benedikt XVI. ist Ehrenbürger von Regensburg. Im Anschluss an die Generalaudienz überreichte eine eigens angereiste Delegation aus der Universitätsstadt in der Oberpfalz die Urkunde. Die alte Reichsstadt Regensburg ist mit ihrer römischen Vergangenheit eine der ältesten Städte Deutschlands. Heute leben in der oberpfälzischen Metropole im Osten Bayerns rund 150.000 Menschen. Regensburg ist katholischer Bischofssitz, hat drei Hochschulen und ist die viertgrößte Stadt Bayerns. Für Joseph Ratzinger, den heutigen Papst Benedikt XVI., war Regensburg ab
1969 Lebensmittelpunkt. Damals verließ er Tübingen und nahm den Ruf auf den Dogmatik-Lehrstuhl der neu gegründeten Universität an.

In Regensburg eigene theologische Sicht gewonnen
Sein Bruder Georg war hier bereits Domkapellmeister und Leiter der weltberühmten "Regensburger Domspatzen". Bei seinem Bayern-Besuch im September will Benedikt XVI. auch seine alte Wirkungsstätte besuchen. In seinen Erinnerungen bezeichnete er "das Gefühl, immer deutlicher eine eigene theologische Sicht zu gewinnen," als die "wohl schönste Erfahrung der Regensburger Jahre".

Stadt als endgültiger Wohnort vorgesehen
Auch nach 1977, als Ratzinger Erzbischof von München und Freising wurde, kehrte er hierher regelmäßig privat und offiziell zurück. Diese Aufenthalte behielt er auch nach seinem Wechsel als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation nach Rom 1981 bei. So besuchte er seinen Bruder und Bekannte, feierte zu besonderen Jubiläen Festgottesdienste und zog sich in sein nahe der Stadt liegendes Haus in Pentling zum Arbeiten zurück. Schon mit dem Umzug Ende der 1960er Jahre hatte Joseph Ratzinger gehofft, in Regensburg als endgültigem Wohnort angekommen zu sein. Die Geschwister ließen deshalb schon 1974 ihre Eltern aus dem Familiengrab in Traunstein auf den Ziegetsdorfer Friedhof umbetten. Seit 1991 ist dort auch Schwester Maria Ratzinger begraben, die ihrem Bruder Joseph über Jahre den Haushalt führte.

Dankbar für Auszeichnung
"Für mich ist es in diesem Augenblick schwer Worte zu finden. Alles was ich sagen möchte ist in dem Wort 'Danke' zusammengefasst. Nun gehöre ich auch zu ihren Bürgern, ehrenhalber, und bin dadurch, wie Sie sagen, auf Lebenszeit und über das Leben hinaus dieser besonderen Stadt zugehörig; eine alte und doch eine ganz junge Stadt voll junger Menschen und voll junger Dynamik und Lebenskraft. Ich habe dieses Miteinander, das Regensburg wie mir scheint auszeichnet, von tiefen Wurzeln in der Geschichte und von lebendiger Dynamik in die Zukunft hinein, zuerst in der besonderen Weise erfahren, die mir dadurch gegeben wurde, dass ich seit vierundsechzig immer wieder Gast bei meinem Bruder bei den Domspatzen sein durfte. Ein Chor, der der älteste durchgehend bestehende Knabenchor der Welt ist und der doch immer wieder neu aus ganz jungen Menschen besteht, der davon lebt, dass er seine Kontinuität nicht verliert und dass er doch immer wieder neu beginnt, mit jungen Menschen sich neu inspiriert und neue Wege findet. Diese Fähigkeit auch in dunklen Zeiten und in Tiefpunkten durchzuhalten und weiter zu gehen scheint mir doch das besonders Auszeichnende dieser Stadt zu sein."

Aus drei Gründen nach Regensburg gegangen
"Zum einen war der ideologische Wirbel in einer so kleinen Stadt wie Tübingen, wo man sagt, dass die Universität zugleich das Stadttheater ersetze, besonders wuchtig und der inneren Harmonie die man für die Arbeit braucht nicht besonders zuträglich. Aber ein rein negativer Grund wegzugehen hätte nicht genügt. Es hat mich auch fasziniert am Werden einer jungen Universität teilzunehmen, nachdem ich an drei großen, alten Universitäten - Bonn, Münster, Tübingen - gelehrt hatte, mitzutun eine neue Universität aufzubauen. Und dann kam natürlich dazu, dass mein Bruder in Regensburg wohnte und es mir in so fern schon ein Daheim geworden war. Es war dann in der Tat etwas Schönes und mitunter Aufregendes, diese Universität, in der es ja auch die ideologischen Wirrnisse, die ganzen Situationen besonderer Art des Umbruchs nach 1968 gab, ein wenig aufzubauen. Wir fingen mit einem Sammelgebäude an und allmälich wuchs dann der Universitätscampus. Am Anfang stand die Universität nicht nur als ein verlorener Betonbau äußerlich etwas in der Peripherie der Stadt, auch für die Stadt selber war die Universität noch etwas Fremdes. Sie wuchs, und inzwischen sind Stadt und Universität wirklich zueinander gewachsen und befruchten sich gegenseitig. Die Universität hat eine neue Dynamik, Jugendlichkeit, Ideen in die Stadt gebracht, und umgekehrt tut es der Universität - den Professoren wie den Studenten - wohl, in einer Stadt zu leben in der große Geschichte spürbar wird und in der sichtbar wird, dass die Denunzierungen der Geschichte, als sei dies alles nur dunkel gewesen, nicht wahr sind. Wer den Dom in seiner ganzen Größe sieht, den lächelnden Engel, die Mutter Gottes, die Gestalten in ihr, wer all die anderen großen Kirchen und Bauten dieser Stadt sieht, der sieht, dass - wie immer - auch in den vergangenen Zeiten Dunkles und Großes miteinander verbunden waren, dass die Geschichte auch heute uns zu belehren hat, dass wir Geschichte nicht verlieren dürfen, sie verlieren würden, wenn wir sie vergessen, sie verlieren würden, wenn wir stagnieren wollten."

Ökumenischen Charakter Regensburgs hervorgehoben
In der ehemals protestantischen Reichsstadt mit der überwiegend katholischen Bevölkerung war ein friedliches Miteinander "möglich und nötig". Auch die jüdische Gemeinde habe trotz der "dunklen Zeiten" hier ihren Platz gehabt. "Herzlichen Dank für alles. Ich freue mich auf Regensburg. Auf Wiedersehen in der Stadt an der Donau." Regensburg ist die zweite Stadt aus der Heimat des Papstes, die eine Ehrenbürgerurkunde nach Rom bringt. Bereits Anfang Juni hat der Papst die Ehrenbürgerwürde des Wallfahrtsortes Altötting erhalten. (KNA/RV)

domradio präsentiert die Ansprache des Papstes an die Regensburger Delegation in Zusammenarbeit mit Radio Vatikan: