Slowakische Medien zum Papstbesuch

"Warten hat ein Ende"

Die slowakischen Medien haben Papst Franziskus freundlich empfangen. Die Tageszeitungen kommentieren den Auftakt der Papstreise grundsätzlich wohlwollend.

Menschen schwenken Fähnchen und bejubeln Papst Franziskus bei dessen Ankunft mit dem Flugzeug aus Ungarn in Bratislava. / © Johannes Neudecker (dpa)
Menschen schwenken Fähnchen und bejubeln Papst Franziskus bei dessen Ankunft mit dem Flugzeug aus Ungarn in Bratislava. / © Johannes Neudecker ( dpa )

"Das lange Warten hat ein Ende", freut sich die konservative Tageszeitung "Postoj". Franziskus habe zwar nicht Massen mobilisiert, "aber auf dem Flughafen mangelte es nicht an Herzlichkeit. Franziskus schien entspannt zu sein." Erfreulich für slowakische Ohren nannte die Zeitung seine Worte gegenüber Präsidentin Zuzana Caputova, die ihn gefragt hatte, ob er nach einem vollen Terminkalender nicht erschöpft sei: "Ich fühle mich jung, diese Reise gibt mir Energie."

Für das Portal "Aktuality.sk" hatte der ökumenische Charakter der ersten Begegnung des Papstes im Land eine starke Symbolik; denn: "Die Slowakei war und wird nie nur ein einfarbiges Land von Katholiken sein, die einer einzigen ethnischen Gruppe angehören."

Der tschechische Soziologe, Religionsphilosoph und katholische Priester Tomas Halik verfasste einen ausführlichen Gastkommentar in der Zeitung "Dennik N". Halik verweist auf die zunehmende Säkularisierung in Ostmitteleuropa: "Später als Tschechien verlieren die Slowakei und Polen erst jetzt den kulturellen und sozialen Nährboden traditioneller Religiosität. Die Ortskirchen scheinen sich auf diese Veränderungen nicht vorbereitet zu haben und sind verblüfft oder weigern sich, sie anzuerkennen."

Polen und die Säkularisierung

Polen erlebe derzeit die schnellste und radikalste Säkularisierung aller europäischen Länder und wiederhole in gewissem Maße, was zuvor lange als "katholisch" angesehene Länder wie Spanien, Portugal, Irland und andere betroffen habe, so der Soziologe. "Dieser Prozess beginnt immer mit dem Austritt der Intelligenz und der Jugend aus der Kirche und breitet sich dann auf die gesamte Gesellschaft aus. Derzeit halten nur 18 Prozent der Polen unter 30 Jahren Religion für wichtig für ihr Leben."

Der gegenwärtige Niedergang des traditionellen Katholizismus speziell in Polen hat für Halik mehrere Ursachen - von den erwähnten kulturellen Veränderungen bis hin zu politischen Problemen. Die Koalition des konservativen Teils der polnischen Hierarchie und des Klerus mit der national-populistischen Regierung der PiS habe der Kirche in Polen in kurzer Zeit viel mehr geschadet, als die Kommunisten in Jahrzehnten mit all ihren Machtmitteln anrichten konnten.

Zum Besuch des Papstes in der Slowakei schreibt Halik: "Sicher wird wichtig sein, was der Papst in seinen Predigten und Fürbitten der slowakischen Kirche und Gesellschaft sagt - aber auch, was er den slowakischen Bischöfen privat sagt - und wie sie es sich zu Herzen nehmen." Entscheidend werde sein, inwieweit die Slowaken den Besuch "nicht als Show für die Medien oder als eine erweiterte Version der Volkswallfahrt betrachtet, sondern als Impuls für spirituelle Erneuerung und Transformation akzeptiert".


Quelle:
KNA