Papst beobachtet Lage in Afghanistan mit Sorge

Eindringlicher Appell zur Waffenruhe

Papst Franziskus hat ausdrücklich zu politischen Verhandlungen in Afghanistan aufgerufen. Er sei sehr besorgt über die Situation und bitte darum, die Waffen niederzulegen und sich am Verhandlungstisch zu treffen.

Papst Franziskus zwischen Vertretern der christlichen Kirchen im Libanon zu Beginn des Libanon-Gipfels / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus zwischen Vertretern der christlichen Kirchen im Libanon zu Beginn des Libanon-Gipfels / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Das sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz. Nur so könne die Bevölkerung wieder in ihre Häuser zurückkehren und in Sicherheit und Frieden leben.

In Afghanistan eskaliert nach dem Abzug der internationalen Truppen die Lage. Die radikalislamische Taliban rückt mit raschem Tempo vor und nimmt Städte und Regionen ein, auch die Hauptstadt Kabul steht demnach vor dem Fall. Derweil arbeiten zahlreiche Länder, darunter Deutschland, unter Hochdruck daran, ihre Staatsbürger aus Afghanistan auszufliegen.

Der in Afghanistan lebende Ordensmann Giovanni Scalese hofft auf eine friedliche Lösung in Kabul. Die Taliban seien ohne Gewalt einmarschiert, und es gebe Aussicht auf eine Übergangslösung, sagte der Leiter der 2002 von Papst Johannes Paul II. gegründeten autonomen Mission in Afghanistan am Sonntag dem Portal "Vatican News". Er bete für eine friedliche Lösung, so der Barnabiter-Pater, der einem Bischof gleichgestellt ist. Die Bevölkerung des Landes leide sehr unter der Situation.

Hilfe für Haiti

Ebenso bittet der Papst nach dem schweren Erdbeben auf Haiti mit Hunderten Opfern um weltweite Unterstützung für die Menschen vor Ort. Er hoffe, dass die internationale Gemeinschaft mit großer Solidarität die Folgen der Tragödie lindern könne, sagte er beim Angelus-Gebet. Seine Gedanken seien bei der ganzen Bevölkerung des Inselstaates und er bete für die Toten und Verletzten.

Der lateinamerikanische Bischofsrat CELAM hatte zuvor mit anderen Organisationen einen dringenden Appell für mehr Hilfe veröffentlicht. Haiti brauche Unterstützung in diesem Moment der Unsicherheit, auch angesichts der länger anhaltenden sozialen, wirtschaftlichen und politischen Krise, so die Bischöfe. Erst vor wenigen Wochen war Haitis Staatspräsident Jovenel Moise von Bewaffneten in seiner Residenz ermordet worden.

Ein schweres Erdbeben hatte am Samstagmorgen (Ortszeit) den Südwesten Haitis erschüttert. Dabei soll es mindestens 300 Tote gegeben haben, mehr als 1.800 Menschen sind verletzt, zahlreiche Gebäude stürzten ein, wie Medien am Sonntag berichteten. Eine Tsunamiwarnung angesichts des Bebens der Stärke 7,2 nahmen die Behörden indes wieder zurück. Es gab zahlreiche Nachbeben. Im Januar 2010 hatte es auf Haiti ein Erdbeben der Stärke 7,0 gegeben, dem etwa 300.000 Menschen zum Opfer fielen, 1,5 Millionen wurden damals obdachlos.

Demut - Ausgangspunkt des Glaubens

Unterdessen hat der Papst am Fest Mariä Himmelfahrt zur Demut aufgerufen. Maria sei "voll der Gnade" als erste in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen und das Geheimnis ihres Erfolges sei, dass sie sich selbst als klein und bedürftig sah. Dies sei eine große Hoffnungsbotschaft für jeden Einzelnen - auch in schwierigen Zeiten.

Das katholische Hochfest Mariä Himmelfahrt hat seinen Ursprung in der Ostkirche, wo es im Jahr 431 eingeführt wurde. In der römischen Kirche wird die in der Bibel nicht beschriebene Aufnahme Mariens in den Himmel seit dem siebten Jahrhundert gefeiert. Papst Pius XII. verkündete 1950 als vorerst letztes katholisches Dogma die "leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel".

Weiterhin hat Papst Franziskus an Menschen erinnert, die keinen Urlaub machen können. Menschen, die Dienst am Gemeinwohl erfüllten, Kranke, Häftlinge oder Migranten, Arbeitslose oder Menschen, die auf sich allein gestellt seien, hätten es in dieser heißen Urlaubszeit, in der zudem viele Geschäfte und Anlaufstellen geschlossen seien, nicht leicht, sagte der 84-Jährige.

Franziskus rief vor diesem Hintergrund dazu auf, ein Zeichen zu setzen und für all diese Menschen an einem Marienheiligtum zu beten, etwa in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom, wo eine vom Papst verehrte Marienikone steht. In Italien fällt der kirchliche Feiertag
Mariä Himmelfahrt mit "Ferragosto" zusammen, einem Tag, an dem das öffentliche Leben nahezu still steht und Italiener traditionell im Urlaub sind.


Quelle:
KNA