Warum der Papst keinen Urlaub macht

Vatikanmauern statt Albaner Berge

Während es nicht nur die Deutschen in diesen Tagen trotz Corona in den Urlaub zieht, bleibt Franziskus erneut im Vatikan und fährt nicht in die traditionelle Sommerresidenz Castel Gandolfo. Warum gönnt sich der fast 85jährige keine Pause?

Papst Franziskus wechselt sein Pileolus / © Alessandra Tarantino (dpa)
Papst Franziskus wechselt sein Pileolus / © Alessandra Tarantino ( dpa )

An der Corona-Pandemie liegt der Verzicht auf Urlaub beim Papst nicht: seit der Argentinier Jorge Mario Bergoglio das Oberhaupt der Katholischen Kirche ist, macht er im Auftreten und Stil einiges anders – dazu gehört auch die Nutzung der Sommerresidenz Castel Gandolfo.

Traumhaft in den wunderschönen und zumindest etwas kühleren Albaner Bergen gelegen, nutzten bis zu Franziskus die Päpste das Anwesen – seit dem 17. Jahrhundert! Mit Pius XII. und Paul V. starben dort sogar zwei Päpste, Benedikt XVI. nutzte die Sommerresidenz für mehrere Monate nach seinem Rücktritt, bis sein neuer Wohnort als Ruheständler im Vatikan fertiggestellt war.

Der Argentinier Franziskus trotzt der römischen Hitze

Auch schon vorher hielt sich Benedikt dort sehr gerne auf, ist es im rund 25 Kilometer entfernten Rom in den Sommermonaten doch besonders heiß. Doch die Hitze scheint dem Argentinier Franziskus wenig auszumachen. Ihn zog von Anfang an wenig nach Castel Gandolfo – so wenig, dass seit 2016 die Residenz als Museum allgemein zugänglich ist und der Papst sich dort so gut wie gar nicht mehr aufhält.

Dabei scheint der Papst weniger mit der Residenz als vielmehr mit Urlaub allgemein ein Problem zu haben: "Es ist leider jedes Jahr das gleiche Drama", sagte Vatikanexperte Ulrich Nersinger schon 2019 im DOMRADIO.DE-Interview: "Man versucht Franziskus irgendwie zu überreden, doch etwas Urlaub zu machen, mal in die Vatikanischen Gärten zu gehen oder einen Ausflug in die Umgebung zu machen. Aber es ist fast jedes Jahr das gleiche Spiel: Der Papst lässt sich nicht so richtig zu einem Urlaub überreden."

Immerhin weniger Termine

Auch in diesem Jahr ist es so: der Papst bleibt im Vatikan. Immerhin sind bis auf weiteres die Mittwochs-Generalaudienzen ausgesetzt, zuletzt konnten die wieder im Damasushof mit einigen Besuchern im Vatikan stattfinden und nicht mehr nur virtuell per Videokonferenz.

Aber warum diese Scheu vor Urlaub? Nach eigenen Angaben hält es Franziskus so schon seit über vierzig Jahren. Er bezeichnet es als eine seiner "Neurosen“: Er sei das letzte Mal 1975 für seinen Urlaub verreist und habe sich seither stets zuhause erholt. Das verriet Franziskus schon 2014 beim Rückflug von seinem Besuch in Südkorea bei der "fliegenden Pressekonferenz" im Flugzeug gegenüber Journalisten.

Wenn Franziskus also nicht inkognito ein paar Ausflüge unternimmt, wird er so wie die Sommer zuvor die nächsten Wochen das Tagesgeschäft bei reduzierten Terminen im Vatikan erledigen. Angesichts der immer noch recht robusten Gesundheit des 84jährigen Kirchenoberhaupts scheint diese Art der Erholung nicht die schlechteste für ihn zu sein.


Päpstliche Gärten in Castel Gandolfo / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Päpstliche Gärten in Castel Gandolfo / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Päpstliche Gärten in Castel Gandolfo / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Päpstliche Gärten in Castel Gandolfo / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR
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