Papst veröffentlicht Botschaft zum Welttag der Armen

Franziskus wird deutlich

Papst Franziskus hat seine Botschaft zum Welttag der Armen veröffentlicht. Darin kritisiert eine er wachsende Auffassung, arme Menschen seien nicht nur Schuld an ihrer Lage, sondern stellten zunehmend eine Belastung dar.

Obdachloser Mann in Kolumbien / © Felipe Mahecha (shutterstock)
Obdachloser Mann in Kolumbien / © Felipe Mahecha ( shutterstock )

"Exzessive Formen sozialer und moralischer Unordnung" brächten "immer neue Formen von Armut hervor", so das Kirchenoberhaupt in seiner am Montag veröffentlichten Botschaft zum 5. Welttag der Armen. Der von Franziskus ins Leben gerufene Aktionstag wird dieses Jahr am 14.November begangen.

Pandemie als Armutsbeschleuniger

Durch die Pandemie seien zudem sehr viel mehr Menschen in Armut geraten. Für eine greifbare Antwort an die Millionen Armen, die nicht nur Gleichgültigkeit sondern Zurückweisung erführen, braucht es laut Franziskus Entwicklungsmodelle, die Fähigkeiten und Teilhabe aller Beteiligten stärken. Arme Menschen dürften nicht nur empfangen, sondern müssten in die Lage versetzt werden, etwas geben und beitragen zu können. "Oft lehren uns die Armen Solidarität und Teilen", so der Papst.

Im Grunde müssten insbesondere die individualistischen und wohlhabenden Gesellschaften des Westens einräumen, dass sie oft unfähig seien im Umgang mit Armen. "Wir reden abstrakt über sie, bleiben bei Statistiken stehen und meinen, mit Dokumentarfilmen könnten wir die Herzen von Menschen bewegen", kritisiert Franziskus.

Damit sich wirklich etwas ändern könne, dürften Arme nicht länger als Außenstehende betrachtet werden, für die man hin und wieder spende, mahnt das Kirchenoberhaupt. Gelegentliche Almosen wirkten kurzfristig und stellten vor allem den Spender zufrieden. Gegenseitiges Teilen hingegen lasse Geschwisterlichkeit entstehen, wirke dauerhaft, stärke Solidarität und sei Voraussetzung für Gerechtigkeit.

Herz öffnen

Für gläubige Christen seien zudem "die Armen ein Sakrament Christi; sie repräsentieren seine Person und verweisen auf ihn". Wer Jesus persönlich sehen und berühren wolle, wisse daher, an wen er sich wenden müsse. Aus dieser Einsicht, so Franziskus, müsse eine Bekehrung werden. Die bestehe vor allem darin, sein Herz zu öffnen.

Jesus nachzufolgen bedeute, sein Denken zu ändern, die Herausforderung anzunehmen, gegenseitig zu teilen und sich zu engagieren. "Wer sich nicht dafür entscheidet, arm an vergänglichen Reichtümern, weltlicher Macht und Eitelkeit zu werden", werde immer nur "ein bruchstückhaftes Dasein führen, voll guter Absichten, aber unwirksam, die Welt zu verändern."


Bedürftiger und Papst Franziskus / © Osservatore Romano (KNA)
Bedürftiger und Papst Franziskus / © Osservatore Romano ( KNA )
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