Das Gebetsanliegen des Papstes für den Juni

Die Schönheit der Liebe

Papst Franziskus betet im Juni für junge Menschen, "die sich mit Unterstützung einer christlichen Gemeinschaft auf die Ehe vorbereiten. Sie mögen wachsen in Liebe durch Großherzigkeit, Treue und Geduld."

Autor/in:
Martin Maier SJ
Zwei weiße Tauben halten verschlungene Ringe / © Gregory A. Shemitz/CNS photo (KNA)
Zwei weiße Tauben halten verschlungene Ringe / © Gregory A. Shemitz/CNS photo ( KNA )

Die Oper "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart erzählt eine große Liebesgeschichte zwischen dem Prinzen Tamino und seiner Geliebten Pamina. Die beiden müssen durch viele Prüfungen und Krisen, bis sie schließlich vereint sind. Wenn Papst Franziskus in seiner Gebetsmeinung für den Juni die Schönheit der Ehe ins Zentrum stellt, dann kann man dabei an die Zauberflöte denken. Unvergleichlich schön wird hier die menschliche Liebe besungen. In einem wunderbaren Duett heißt es in einer allerdings etwas antiquierten Sprache: "Mann und Weib, und Weib und Mann, reichen an die Gottheit an."

Anspielung auf die Schöpfungsgeschichte

Das ist eine Anspielung auf die Schöpfungsgeschichte der Bibel. Dort wird gesagt, dass Gott den Menschen als sein Abbild, als Mann und Frau erschuf. Wenn das so ist, dann gibt es Beziehung, sich anziehende und ergänzende Unterschiedlichkeit in Gott selbst. Dies berührt das Geheimnis der Dreifaltigkeit: Gott selbst ist liebende Beziehung und lebendige Bewegung. Die menschliche Liebe ist ein Abbild der göttlichen Liebe und Teilhabe an ihr.

Daran erinnert Jesus die Pharisäer, als sie ihn nach der Ehescheidung fragen: "Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer die Menschen am Anfang als Mann und Frau geschaffen hat?" (Mt 19,4). Und Jesus zitiert weiter aus dem Buch Genesis: "Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch sein."

Päpstliches Schreiben "Amoris laetitia"

Papst Franziskus hat sich in seinem Schreiben "Amoris laetitia" im Jahr 2016 intensiv mit der Freude der Liebe in der Ehe und in den Familien beschäftigt. Zum 5. Jahrestag von "Amoris laetitia" eröffnete er am 19. März ein "Jahr zu Ehe und Familie". Es lohnt sich, das päpstliche Schreiben, das von manchen auf eine Fußnote über die mögliche Zulassung zur Kommunion von wiederverheiratet Geschiedenen  reduziert wurde, neu zu lesen.

Im vierten Kapitel beschäftigt sich Papst Franziskus mit der "Liebe in der Ehe". Er betont, wie wichtig es sei, zur ehelichen und familiären Liebe zu ermutigen, denn dazu sei die Gnade des Ehesakraments bestimmt. Dabei zitiert er den heiligen Paulus aus dem ersten Korintherbrief: "Wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts." (1 Kor, 13,2-3)

Was ist die Liebe?

Für Paulus, so Papst Franziskus, ist die Liebe nicht nur ein Gefühl, sondern sie muss in dem Sinn verstanden werden, den das Wort "lieben" im Hebräischen hat: "Gutes tun". Auch für den heiligen Ignatius von Loyola muss die Liebe "mehr in die Werke als in die Worte gelegt werden". Auf diese Weise könne die Liebe ihre ganze Fruchtbarkeit zeigen und dem Menschen ermöglichen, "das Glück zu erfahren, das im Geben liegt, den Edelmut und die Größe einer überreichlichen Selbsthingabe, ohne abzuwägen, ohne Entlohnung zu erwarten, einzig aus dem Wunsch zu geben und zu dienen".

Papst Franziskus entfaltet in "Amoris laetitia" auch ein überaus positives Verständnis von Erotik und Sexualität als ein wunderbares Geschenk Gottes für seine Geschöpfe. Die körperliche Vereinigung ist Ausdruck der ganzheitlichen Vereinigung von zwei Menschen. Die göttliche Liebe ist schöpferisch. Als Abbild dieser Liebe ist auch die Liebe zwischen Mann und Frau schöpferisch: neues Leben zeugend und schenkend.

Schließlich unterstreicht Papst Franziskus, dass Verliebte ihre Beziehung nicht nur für eine bestimmte Zeit ins Auge fassen, sondern wollen, dass sie für immer und ewig bleibt. Der jüdische Philosoph Martin Buber hat das in seinem Buch "Ich und Du" wunderbar poetisch ausgedrückt: Wo ein Mann und eine Frau innig beisammen sind, werden sie "von der Sehnsucht der ewigen Hügel umweht".


Quelle:
KNA
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