Benediktiner Schnabel würdigt Buß-Aspekt bei Papstreise

"Das Gehen an die Ränder ist sein Credo"

Der Benediktiner und Ostkirchenexperte Nikodemus Schnabel hat den Aspekt der Buße bei der Irakreise von Papst Franziskus gewürdigt. Neben dem liturgischen gebe es auch einen politischen Aspekt seines Besuchs.

Papst Franziskus zu Besuch im Irak / © Johannes Neudecker (dpa)
Papst Franziskus zu Besuch im Irak / © Johannes Neudecker ( dpa )

"Franziskus weiß als Jesuit, dass man die Welt nicht vom Zentrum aus verstehen kann. Das Gehen an die Ränder ist sein Credo. Und: Die Reise war auch in der österlichen Bußzeit genau richtig. Franziskus kam, wie er selbst betont hat, als Büßer - er bat um Vergebung", sagte Schnabel in einem am Dienstag veröffentlichten Interview des Portals katholisch.de.

Neben dem liturgischen gebe es auch einen politischen Aspekt: Der Papst sei als in Rom residierendes Oberhaupt der katholischen Christen eine Zentralfigur für "den Westen", so Schnabel. "Er hat mit seinem Besuch alle Iraker um Vergebung gebeten - alle."

Franziskus Vergebungsbitte "stark"

Der Benediktiner erklärte: "Wir im Westen sind sehr gut darin zu verdrängen. Warum schaut der Irak so aus, wie er heute aussieht? Das war die christliche Kreuzzugmetaphorik des Irak-Krieges. Die USA hatten den Krieg als 'christlichen Auftrag, den Irak zu befreien' propagiert." Das hätten viele Iraker bis heute nicht vergessen. Damit habe das westliche Christentum einen schlechten Ruf bekommen. Wenn nun Franziskus im Irak um Vergebung für die Schuld des Westens bitte, sei das "stark". Der Papst habe dem irakischen Volk gezeigt: "Der Westen kann in den Irak nicht nur mit Waffen kommen."

Schnabel hob darüber hinaus das Eintreten des Papstes für die Verständigung hervor. "Seine Botschaft war eindeutig: Das Christentum ist eben nicht nur eine europäische Religion, die im Mittelmeerraum entstanden ist, sondern hat eine ganz zentrale außereuropäische Wurzel im Zweistromland." Franziskus habe sich vor dem außereuropäischen Christentum "verneigt". Diese Tradition dürfe nicht vergessen werden, "sonst sind wir ein kastriertes Christentum".

Dialog mit dem Islam "mühsam"

Mit Blick auf den Dialog mit dem Islam sagte Schnabel, dass sich die Päpste ihm unterschiedlich genähert hätten. Der christlich-islamische Dialog sei ein "eher etwas mühsam wiederentdeckter Dialog im Westen im Vergleich zum innerchristlich-ökumenischen oder jüdisch-christlichen Dialog, in dem in den letzten 50 Jahren ja enorm viel gewachsen ist". Im Dialog mit dem Islam scheine ihm der Weg noch etwas länger zu sein. "Da muss man sich langsam und beharrlich vortasten. Offensichtlich ist Franziskus hieran aber sehr interessiert und will hier vorankommen."

 

Pater Nikodemus Schnabel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Pater Nikodemus Schnabel / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA