Der entlassene Kurienkardinal Giovanni Angelo Becciu soll nach Informationen der italienischen Zeitung "La Stampa" (Onlineausgabe Montag) über seine Rolle in einer Investment-Affäre aussagen. Die Befragung vor der vatikanischen Justiz dürfte in Kürze stattfinden, schreibt das Blatt unter Berufung auf einen hohen Kurialen. Es gehe um Vorwürfe der Unterschlagung und Begünstigung. Becciu bestreitet jegliches Fehlverhalten. Der 72 Jahre alte frühere Spitzenbeamte im vatikanischen Staatssekretariat war vergangene Woche überraschend von der Leitung der Heiligsprechungskongregation zurückgetreten und verzichtete auf seine Rechte und Privilegien als Kardinal.
Möglicher Hintergrund ist eine verlustreiche Investition in dreistelliger Millionenhöhe in ein Geschäftshaus in der Londoner Sloane Avenue. Die Anlage erfolgte seit 2014, als Becciu Substitut des Staatssekretariats war. Mehrere frühere Untergebene sind im Visier der vatikanischen Staatsanwaltschaft, zudem ein ehemaliger Mitarbeiter der Finanzaufsicht und zwei italienische Investmentbanker. (kna/28.09.20)
08.10.2020
Papst Franziskus hat Inspektoren der europäischen Anti-Geldwäsche-Kommission Moneyval empfangen. Die vatikanische Staatsanwaltschaft untersucht unterdessen den Verdacht von Erpressung, Unterschlagung, Betrug und Geldwäsche.
Das Expertenteam des Europarates hält sich seit 30. September zu einer zweiwöchigen turnusmäßigen Überprüfung der Maßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung im Vatikan auf.
Bei der Begegnung am Donnerstag wandte sich Franziskus gegen eine "Finanzspekulation zum Zweck des schnellen Gewinns". Die vatikanische Staatsanwaltschaft untersucht derzeit den Verdacht von Erpressung, Unterschlagung, Betrug und Geldwäsche in Zusammenhang mit einem Immobilieninvestment der Kurienleitung.
Gegen die Vorherrschaft des Geldes
Der Papst verglich die Tätigkeit der Anti-Geldwäsche-Kommission mit Jesu Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel (Matthäus-Evangelium 21,12-13). Es gehe um ein "sauberes Finanzwesen" im "heiligen Tempel der Humanität".
Franziskus verurteilte eine Vorherrschaft des Geldes über Menschen, etwa wenn beim Vermögenserwerb eine illegale Herkunft oder Ausbeutung keine Rolle spiele. "So kommt es in manchen Bereichen vor, dass man Geld anfasst und sich die Hände mit Blut befleckt", so der Papst. Ebenso verwarf er einen "skrupellosen" Einsatz von Finanzen für die Macht des Stärkeren.
Erneut betonte der Papst, die Finanzordnung müsse einer moralischen Ordnung unterstellt sein. Weiter verwies er auf jüngere Vorkehrungen im Vatikan für mehr Transparenz. Konkret nannte er einen Erlass vom Juni zur Kontrolle interner Auftragsvergaben sowie eine Anordnung der Vatikanstaatsleitung von Mitte August, mit der auch Ehrenamtlichen-Organisationen und andere Institutionen zur Anzeige verdächtiger Finanzaktivitäten verpflichtet werden.
Der entlassene Kurienkardinal Giovanni Angelo Becciu soll nach Informationen der italienischen Zeitung "La Stampa" (Onlineausgabe Montag) über seine Rolle in einer Investment-Affäre aussagen. Die Befragung vor der vatikanischen Justiz dürfte in Kürze stattfinden, schreibt das Blatt unter Berufung auf einen hohen Kurialen. Es gehe um Vorwürfe der Unterschlagung und Begünstigung. Becciu bestreitet jegliches Fehlverhalten. Der 72 Jahre alte frühere Spitzenbeamte im vatikanischen Staatssekretariat war vergangene Woche überraschend von der Leitung der Heiligsprechungskongregation zurückgetreten und verzichtete auf seine Rechte und Privilegien als Kardinal.
Möglicher Hintergrund ist eine verlustreiche Investition in dreistelliger Millionenhöhe in ein Geschäftshaus in der Londoner Sloane Avenue. Die Anlage erfolgte seit 2014, als Becciu Substitut des Staatssekretariats war. Mehrere frühere Untergebene sind im Visier der vatikanischen Staatsanwaltschaft, zudem ein ehemaliger Mitarbeiter der Finanzaufsicht und zwei italienische Investmentbanker. (kna/28.09.20)