Reaktionen auf Papst-Enzyklika weitgehend positiv

"Richtiges Wort zum richtigen Zeitpunkt"

Die neue Enzyklika von Papst Franziskus sorgt weiterhin für viele Reaktionen in Politik und Gesellschaft. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet lobte die Enzyklika des Papstes. Der Katholische Frauenbund übte auch Kritik.

Armin Laschet / © Guido Kirchner (dpa)
Armin Laschet / © Guido Kirchner ( dpa )

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) sprach von einem "wichtigen Aufruf, über eine auseinanderdriftende und von Egoismen geprägte Welt nachzudenken". Themen wie Solidarität, Dialogbereitschaft und die Suche nach konsensfähigen Lösungen beschäftigten auch den Verband seit Jahren, sagte KDFB-Präsidentin Maria Flachsbarth am Montag in Köln.

Der Frauenbund vermisse jedoch eine Kritik an kirchlichen Strukturen in dem Lehrschreiben "Fratelli tutti", das der Papst am Sonntag veröffentlicht hatte. Dies betreffe etwa Themen wie den sexuellen und geistlichen Missbrauch an Frauen in der Kirche, die Öffnung von Weiheämtern für Frauen oder den mangelnden Dialog einiger vatikanischer Kreise mit den Ortskirchen. "Eine Kirche ist nur glaubwürdig, wenn sie das, was sie von anderen fordert, im Inneren auch lebt", mahnte Flachsbarth.

Laschet lobt Enzyklika

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) lobte die Enzyklika kurz nach seiner Generalaudienz bei Papst Franziskus. Das Schreiben sei "das richtige Wort zum richtigen Zeitpunkt", sagte er der "Rheinischen Post". Franziskus bringe Umwelt, Klima, Wirtschaft, Entwicklung und Migration ebenso wie Frieden und Menschenrechte in einen Zusammenhang - und das in einer Zeit, in der die Gesellschaft immer egoistischer und aggressiver werde. Das zeige den ganzheitlichen Ansatz dieses Papstes.

"Dass er sich dabei explizit auf die Inspiration aus dem Austausch mit anderen Religionen und Kulturen bezieht, unterstreicht die große Dialogbereitschaft von Franziskus", so der CDU-Politiker weiter.
Laschet nannte die Enzyklika "eine eindringliche Mahnung gegen Nationalismus und ein wegweisendes Plädoyer für mehr Multilateralismus".

Ifo-Chef Fuest zeigt sich enttäuscht

Enttäuscht zeigte sich dagegen der Präsident des Münchner ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest. "Das Wettern gegen Märkte und angeblichen Neoliberalismus ist die größte Schwäche des Papiers", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). So gut wie niemand glaube heute noch, dass der Markt alle Probleme lösen könne, so Fuest. Franziskus wettere gegen ein System, das es so gar nicht gebe.

Auch die Aussage von Franziskus, die Globalisierung habe den Schwachen nicht genützt und sie nur in Abhängigkeiten geführt, sei «eine schlichte Unwahrheit. Hier werden Vorurteile vorgetragen, die tatsächliche Entwicklung der Welt wird ignoriert. Solche Fehler sind bedauerlich, weil sie dem gesamten Text Einiges an Glaubwürdigkeit nehmen.»

Lob aus SPD- und FDP-Fraktionen im Bundestag

Weitere Zustimmung kam indes aus dem Bundestag: Der religionspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Lars Castellucci begrüßte den Wunsch nach Stärkung der internationalen Zusammenarbeit.
"Auf Phänomene wie die globalen Wanderungsbewegungen können wir auch immer nur global und gemeinsam antworten", sagte er auf Anfrage. "Die Kirche könnte, auch im Verbund mit anderen, eine Plattform bieten, auf der wir neu zusammenfinden."

Der religionspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Benjamin Strasser, meinte, die Enzyklika solle "zu einer Pflichtlektüre in allen Hauptstädten dieser Welt werden". Sie sei "ein flammender Appell zu
Multilateralismus und gegen populistischen Nationalismus" und stärke allen den Rücken, die sich für Demokratie, internationale Zusammenarbeit und die Wahrung der Menschenrechte einsetzten.

 


Quelle:
KNA
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