Papst: Gott bevorzugt nicht das "unkomplizierte" Gebet

"Von Angesicht zu Angesicht"

Gott bevorzugt nach den Worten von Papst Franziskus nicht automatisch das "unkomplizierte" Gebet. In seiner wöchentlichen Videokatechese sprach Franziskus über Mose, der für Gott kein "einfacher" Dialogpartner gewesen sei. 

Frau betet / © Rawpixel.com (shutterstock)

Mit seinen Ängsten und einem oft "wankelmütigen Herzen" erscheine Mose "genauso menschlich wie wir", so Franziskus bei seiner Generalaudienz an diesem Mittwoch, bei der er seine Katechesereihe über das Gebet fortführte. Dennoch sei der Prophet selbst in den schwierigsten Momenten nicht auf Distanz zu seinem Volk gegangen. Mose habe "von Angesicht zu Angesicht" mit Gott gesprochen. Er sei kein Karrierist gewesen, der sein Volk für den Erfolg geopfert hätte. Vielmehr ein Vermittler, ein "Brückenbauer", der seine Wurzeln nie vergessen habe, zwischen seinem Volk und Gott. 

"Mose war kein einfacher Dialogpartner"

Es sei deutlich, dass Gott keineswegs die "unkomplizierten" Beter bevorzuge, wandte sich per Papst via Fernsehübertragung aus der Bibliothek des Apostolischen Palastes an die Gläubigen in aller Welt.

Dass Mose kein "einfacher Dialogpartner" sei, werde schon im Moment seiner Berufung deutlich, führte der Papst in seine Überlegungen zum "Gebet Mose" ein. Als die Berufung an ihn ergehe, sei er das, was die Menschen gemeinhin einen "Versager" nennen, ein Mensch, der durch sein Fehlverhalten eine glänzende Karriere verspielt hatte und nun die Herde eines anderen weiden muss. Doch dort, in der Wüste von Midian, offenbarte sich Gott ihm in einem brennenden Dornbusch. "Gott, der spricht, ihn auffordert, sich wieder des Volkes Israel anzunehmen, hält Mose seine Ängste und Ausflüchte entgegen: er sei dieser Mission nicht würdig,  kenne ja nicht einmal den Namen Gottes, die Israeliten würden ohnehin nicht auf ihn hören, er habe eine Zunge, die stottert... so viele Ausreden!" "Warum" sei das Wort, das Mose in seinen Zwiegesprächen mit Gott am häufigsten verwende, erläuterte Franziskus weiter.

"Wenn wir Zweifel haben, wie können wir dann beten?"

Mose erscheine "genauso menschlich wie wir", so der Papst." Und auch das passiert uns. Wenn wir Zweifel haben, wie können wir dann beten? Es gelingt uns nicht, zu beten. Und es ist gerade wegen dieser Schwäche, nicht nur wegen seiner Stärke, aufgrund derer er uns beeindruckt. Von Gott damit betraut, seinem Volk das Gesetz zu überbringen, Begründer des Gottesdienstes, Vermittler der höchsten Geheimnisse, wird er dennoch nicht aufhören, mit seinem Volk solidarisch zu sein, besonders in der Stunde der Versuchung und der Sünde. Er bleibt immer eng mit seinem Volk verbunden."

 

Dies, so unterstrich der Papst ein ihm liebes Konzept, sei das Kennzeichen der Hirten, die ihrem Volk immer nahe sein und das Gedenken an die Wurzeln bewahren müssten. "Mose verleugnet Gott nicht, aber er verleugnet auch sein Volk nicht. Er ist kohärent mit seinem Blut, und er ist kohärent mit der Stimme Gottes. Trotz seiner privilegierten Stellung hört Mose nie auf, zur Schar derer zu gehören, "die arm sind vor Gott" und für die das Gottvertrauen die Stärkung ist, aus der sie auf ihrem Weg Kraft ziehen", führt der Papst aus. 

Das fürbittende Gebet 

Die Mose eigene Art zu beten entspreche dem fürbittenden Gebet, wie es im Katechismus beschrieben sei, er bitte nicht für sich selbst, sondern für sein Volk, "selbst in den schwierigsten Momenten, als sich das Volk von Gott und Mose als Führer lossagt und sich ein Goldenes Kalb macht", erinnerte Franziskus. 

"Mose stellt das Volk nicht zur Verhandlung. Er ist die Brücke, der Vermittler. Alle beide, das Volk und Gott, und er steht in der Mitte. Er verkauft seine Leute nicht, um Karriere zu machen. Er ist die Brücke. ,Jetzt nimm ihre Sünde von ihnen! Wenn nicht, dann streich mich aus dem Buch, das du geschrieben hast! Ich will nicht auf Kosten des Volkes Karriere machen!'", paraphrasierte Franziskus das Buch Exodus. Dies sei das Gebet, das "wahre Gläubige" in ihrem spirituellen Leben pflegten, unterstrich Franziskus. Ohne die anderen zu verurteilen, als "Brücken" zwischen dem Gott und dem Volk, dem Beispiel Jesu folgend.

Mose dränge uns, mit der gleichen Inbrunst wie Jesus für alle Menschen auf der Welt zu beten, ohne Ansehen ihrer Sünden. "Denken wir an Moses, den Vermittler", forderte der Papst die Gläubigen abschließend auf. "Und wenn uns die Lust überkommt, jemanden zu verurteilen, und wir innerlich kochen... Geh und halte Fürsprache für ihn. Das wird uns sehr helfen!", beendet der Papst seine Predigt.


Papst Franziskus betet den Rosenkranz / © Vatican Media (KNA)
Papst Franziskus betet den Rosenkranz / © Vatican Media ( KNA )
Quelle:
KNA , VN