Das Gebetsanliegen des Papstes für den Juni

Raus aus den gewohnten Gleisen

Für den Juni betet der Papst dafür, "dass alle, die leiden, vom Herzen Jesu berührt werden und dadurch ihren Weg zum Leben finden". Leiden wirft aus den gewohnten Gleisen und kann auch harte Herzen erweichen.

Autor/in:
Gerhard Dane
Papst Franziskus (shutterstock)

"Alle, die leiden" nimmt Papst Franziskus jetzt ins Gebet. Ihre Zahl hat sich auf unserem Planeten in den letzten Monaten dramatisch vermehrt. Und wieder einmal kommt die hartnäckige Frage: Warum lässt Gott das zu? Oder ist Leiden etwa von vorneherein eingebaut in die "Schöpfung", ein Konstruktionsfehler in der Evolution?

"Rosenmonat" und "Herz-Jesu-Monat"

Der Juni ist, jedenfalls in Europa, einer der schönsten Monate des Jahres. In der katholischen Tradition wird der "Rosenmonat" insbesondere als "Herz-Jesu-Monat" begangen. Franziskus kann sich offenbar vorstellen, dass Leidende - und wer von uns wäre das nie! - sich berühren lassen von dem, der "ein Herz für uns" hat. Er hat diese seine innerste Mitte gerade im Leiden gezeigt. Das Logo der Christen ist weltweit das Kreuz. Es durchkreuzt alle Verzweiflung. Es verharmlost das Leiden nicht. Es soll vielmehr zeigen, dass Liebe Leid verwandeln kann. Sie ist stärker als der Tod.

Gott sei Dank: Wir konnten in den vergangenen Wochen sehen, dass diese Sicht des Leidens kein frommes Gerede ist, sondern Realität werden kann. Bis zur Corona-Krise hatten wir eine oft hohl wirkende Inflation des Wortes: "Herzlich" waren wir überall willkommen und eingeladen - und wurden doch oft das Gefühl nicht los, dass es weniger um herzliche Begegnungen als um Kalkül, Gewinn und Umsatz ging.

Leiden wirft aus gewohnten Gleisen

Jetzt gibt es überraschend viel Zuwendung für Alte, Kranke und Einsame sowie kreative Ideen, wie diese Sondersituation erträglich werden kann für Kinder, Jugendliche, Eltern, für Arbeitslose und Obdachlose - und das - weiß Gott - nicht nur bei Menschen, die sich ausdrücklich als Christen bezeichnen!

Offensichtlich kann Leiden für die Leidenden, aber auch für ihre Mitmenschen ein Entwicklungsschub werden. Es kann neu zu der Mitte führen, die wir "Herz" nennen und die wir in "normalen" Zeiten leicht vergessen. Leiden wirft aus gewohnten Gleisen, es kann uns eingefahrenen Denkgewohnheiten schnell entreißen. Leiden kann harte Herzen erweichen.

Mit dem Blick auf den Gekreuzigten, seine ausgebreiteten Arme und sein von einer Lanze geöffnetes Herz haben schon Unzählige die eigenen Leidenswege geschafft. Sie konnten einen Ich-Panzer aufbrechen und ihren Weg neu finden. 

"Weg zum Leben"​

Mitte Mai wäre Papst Johannes Paul II. 100 Jahre alt geworden. Es hat auch Kritiker berührt, wie er im Alter sein Leiden annahm, so dass sein Tod 2005 Vielen als ein "Weg zum Leben" erschien. Von seinem Meister berührt, hat er - ein zweifellos führender Kopf - bis zuletzt auch sein Herz sprechen lassen. Wir hören und sagen in letzter Zeit ständig: "Bleib gesund!" Das ist lieb gemeint, aber viele fragen auch, ob wir es nicht eher werden müssten! 

Im Entzug von Kontakten und Freizeitmöglichkeiten haben wir in den vergangenen Wochen gelernt, was alles entbehrlich ist. Wir fragen, ob nicht noch ganz andere "Viren" - Freizeitstress, ungute Beziehungen, unreflektierter Konsum - uns schon lange krank gemacht haben. Und, was ist das eigentlich: ein gesundes Leben?

Nicht nur Christen ahnen, dass der unvergessene Mensch aus Nazareth in seinem kurzen Leben gezeigt hat, was das ist und wie es gelingen kann - für uns ganz persönlich und für die Weltgemeinschaft.


Pflegerin mit Patient  / © Corinne Simon (KNA)
Pflegerin mit Patient / © Corinne Simon ( KNA )

Unterstützung im Krankenhaus / © BBT-Gruppe/Harald Oppitz (KNA)
Unterstützung im Krankenhaus / © BBT-Gruppe/Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA