Das Gebetsanliegen des Papstes für den Februar

Verwandte auf der Flucht

Der Papst betet im Februar, "dass der Hilferuf unserer Schwestern und Brüder auf der Flucht gehört und beachtet wird - insbesondere der Opfer des Menschenhandels".

Autor/in:
Gerhard Dane
Papst Franziskus spricht mit einem Flüchtling bei einem Treffen mit Flüchtlingen im Vatikan / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Papst Franziskus spricht mit einem Flüchtling bei einem Treffen mit Flüchtlingen im Vatikan / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )

Er sah müde aus, als er am 25. Dezember 2019 auf der Loggia des Petersdomes seine Weihnachtsbotschaft vortrug. Am Ende bat Papst Franziskus: "Vergesst nicht, für mich zu beten!" Das stand vermutlich nicht im Manuskript und klang fast wie ein Hilferuf. Wie einsam muss er sich oft fühlen, auch oder gerade vor Millionen von Zuschauern! Eine Woche vor dem Fest war er 83 Jahre alt geworden, der Argentinier in Rom, fern seiner Heimat.

Für den zweiten Monat von 2020 gibt er uns jetzt einen weltweiten Hilferuf weiter, den der kaum zählbaren "Schwestern und Brüder auf der Flucht": Schreie, gegen die wir uns lieber die Ohren zustopfen. Wie soll man das auch aushalten, was uns da dauernd vorgestellt wird: Immer neue Bilder flüchtender Menschen aller Altersstufen auf matschigen Wegen, staubigen Straßen, in elenden Massenlagern...: "Brüder und Schwestern"? Verwandte sollen das sein, Mitglieder unserer Familie? Diesen Gedanken zulassen, fällt schwer, weil er nach Konsequenzen schreit. Aber welchen und durch wen?

Da scheint Franziskus sicher: Diesen Hilferuf "hören und beachten" wäre ein sehr wichtiger Anfang. Je mehr Menschen "auf Empfang gehen", desto stärker die Hoffnung auf neue Perspektiven für die Betroffenen. Wir sollten wohl, anstatt die riesigen Fluchtbewegungen gedanklich von uns wegzuschieben, erstmal in uns hineinspüren, was uns persönlich Heimat bedeutet.

Unüberhörbar boomt seit Jahren dieses Wort bei uns, das vor nicht langer Zeit noch als nostalgischer Kitsch abgetan war. Alle reden jetzt von Heimat. Warum wohl? Die "fünfte Jahreszeit", jetzt auf dem Höhepunkt, ist jedenfalls bei uns im Rheinland, aber auch in anderen Regionen Deutschlands ein riesiges Heimatfest. Der Kölner Rosenmontagszug hat dieses Jahr das Motto: "Et Hätz schleiht em Veedel". Im Viertel, im Stadtteil, im überschaubaren Raum schlägt das Herz. Heimat schafft eine Geborgenheit, die Viele, auch bei uns, kaum noch erleben. Wie aber fühlen sich Menschen, die ihre vertraute Umgebung verlassen mussten? Krieg, Gewalt und Hunger treiben sie auf überfüllte Boote ins Mittelmeer.

Aber nicht nur dorthin. Der Papst lenkt am Ende seiner Bitte "insbesondere" unser Augenmerk auf Flüchtlinge, die wir erst einmal gar nicht so nennen möchten: "die Opfer des Menschenhandels". Er meint wohl die Tausende junger Frauen, die unter falschen Versprechungen aus der Trostlosigkeit ihrer Herkunftsländer in unsere Wohlstandszonen gelockt und dann zur Prostitution gezwungen werden: Den eigenen Körper müssen sie vermieten, um zu überleben. Den Händlern und Zuhältern zu entkommen, ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich. Es geht um bares Geld, um Handel mit der "Ware Mensch".

Die Stimmen mehren sich, Prostitution generell zu verbieten, weil sie Frauen und Mädchen entwürdigt. Die Gesetzgeber könnten sich diese Anstrengung sparen, wenn der "Handel" aus Einsicht zusammenbräche. Auf allen Märkten der Welt gelten die gleichen Gesetze, wenn die Kunden wegbleiben.

Aber das ist wohl, Gott sei's geklagt, ein schöner Traum, solange rücksichtsloses Gebrauchen und Verbrauchen von Mitmenschen unser Denken und Handeln vergiftet.


Papst Franziskus segnet ein Kreuz aus Schwimmwesten bei einem Treffen mit Flüchtlingen im Vatikan / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Papst Franziskus segnet ein Kreuz aus Schwimmwesten bei einem Treffen mit Flüchtlingen im Vatikan / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )
Quelle:
KNA