Nicht alle in Thailand sind vom Papstbesuch überzeugt

"Seine Friedensbotschaft wird zumindest teilweise gehört"

Erst die Audienz bei Thailands König, dann Treffen mit Bischöfen, Priestern und Religionsvertretern standen am Freitag auf dem Programm von Franziskus. Vor der Uni gingen die Meinungen über den Papstbesuch auseinander.

Autor/in:
Robert Spring
Papst Franziskus trifft sich mit Vertretern unterschiedlicher Religionen (dpa)
Papst Franziskus trifft sich mit Vertretern unterschiedlicher Religionen / ( dpa )

Zum Empfang des Papstes auf dem Campus der renommierten Chulalongkorn-Universität im Zentrum Bangkoks sind rund 250 Erstsemester in der Uniform der Hochschule abkommandiert. Die Jungen tragen schwarze Hosen und weiße Hemden, die Mädchen dunkelblaue Röcke und weiße Blusen; sie schwenken thailändische und Vatikan-Fähnchen.

Dabei, erzählt Tharatip Frone, sei er Buddhist und gar nicht sonderlich religiös. "Ich war vor einem Jahr in einem Tempel."

"Offenes Herz für andere Religionen"

Soramun Kong hingegen ist gläubiger Buddhist. «Meine Religion ist mir wichtig. Aber man muss auch ein offenes Herz für andere Religionen wie das Christentum oder den Islam haben», so der Jura-Student. Dem Papst dürfte diese Einstellung gefallen; denn sein Besuch in Thailand galt ja nicht nur der Stärkung der Glaubensmoral der 350.000 Katholiken, sondern ausdrücklich auch dem Dialog mit anderen Religionen.

Weniger froh würden den Papst die Äußerungen einer muslimischen Lehramtsstudentin gestimmt haben. Weil sich die 20-Jährige mit weißem Kopftuch kritisch zur Schuluniform äußert, will sie namentlich nicht genannt werden. "Ich wohne in einem Wohnheim der Uni. Deshalb ist es Pflicht, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen." Sie weiß, dass der Papst als "Missionar des Friedens" gekommen ist. Aber sie glaubt nicht, dass seine Friedensbotschaft positive Auswirkungen auf die Lage in ihrer Heimat im Süden Thailands haben werde.

Islamische Separatistengruppen kämpfen für Autonomie

Die mehrheitlich von muslimischen Malaien bewohnten thailändischen Südprovinzen an der Grenze zu Malaysia waren ein islamisches Sultanat, das 1909 von Thailand annektiert wurde. Seit mehr als einem Jahrzehnt kämpfen dort islamische Separatistengruppen für eine weitreichende Autonomie im mehrheitlich buddhistischen Thailand.

Sowohl die demokratisch gewählten Regierungen als auch die Militärregime der vergangenen Jahre sind mit Friedensinitiativen im Süden gescheitert. Kritiker werfen den Machthabern in Bangkok vor, ausschließlich auf eine militärische Lösung zu setzen.

König Chulalongkorn hat Thailand zum Westen geöffnet

Die Chulalongkorn-Universität ist nach dem gleichnamigen König benannt. Der bis heute verehrte Modernisierer hatte Thailand zum Westen geöffnet. Der Reformschwung im damaligen Siam gipfelte in der Abschaffung der Absoluten Monarchie durch die Revolution von 1932. Ironischerweise war dies auch gleichzeitig der Start der Restauration. 20 Verfassungen hatte Thailand seitdem, und 12 mal putschte die Armee, die wie die Monarchie ein Pfeiler von Politik und Gesellschaft ist.

Der vorerst letzte Putsch fand im Mai 2014 statt. Seit der manipulierten Wahl vom März 2019 regiert der bisherige Junta-Chef General Prayut Chan-o-cha als gewählter Ministerpräsident. Einen Teil der Kontrolle über das Militär musste der ehemalige Armeechef Prayut allerdings an den neuen König Maha Vajiralongkorn abtreten, dem die neue Verfassung wieder fast absolute Macht zubilligt - und der sich das direkte Kommando über einige der wichtigsten Truppenkontingente gesichert hat.

Echte Papstfans vor der Uni

Auf dem Uni-Campus sind aber auch echte Papstfans. Der 64-jährige Pradith Ruaksuriya ist extra aus dem 600 Flugkilometer entfernten Chiang Mai nach Bangkok geflogen. "Die Gelegenheit, den Papst zu sehen, hat man nur einmal im Leben", sagt der grauhaarige Katholik.

Der Geschäftsmann schätzt die Bedeutung des Papstbesuchs optimistischer ein als die muslimische Studentin. "Ich bin sicher, seine Friedensbotschaft wird zumindest teilweise gehört", sagt Ruaksuriya und verweist auf die jahrzehntelange Tradition der Kirche in Thailand bei der Flüchtlingshilfe. "Sie hat enorm viel für die Menschen aus Laos, Kambodscha und Vietnam getan, die vor vielen Jahren vor dem Kommunismus geflohen sind."


Papst Franziskus auf dem Weg zur Assumption Cathedral / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Franziskus auf dem Weg zur Assumption Cathedral / © Gregorio Borgia ( dpa )

Nonnen warten auf Papst Franziskus vor dessen Besuch der Pfarrei St. Peter. / ©  Manish Swarup (dpa)
Nonnen warten auf Papst Franziskus vor dessen Besuch der Pfarrei St. Peter. / © Manish Swarup ( dpa )

Papst Franziskus kommt mit dem Papamobil zur Pfarrei Sankt Peter / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Franziskus kommt mit dem Papamobil zur Pfarrei Sankt Peter / © Gregorio Borgia ( dpa )

Papst Franziskus besucht die Pfarrei Sankt Peter / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Franziskus besucht die Pfarrei Sankt Peter / © Gregorio Borgia ( dpa )
Quelle:
KNA