Thailands englischsprachige Medien rücken nach dem ersten offiziellen Besuchstag von Papst Franziskus die Themen Migration, Menschenhandel und Flüchtlinge sowie die religiöse Vielfalt ins Zentrum ihrer Berichterstattung. "Der oberste Patriarch begrüßt den Papst als 'alten Freund'", überschreibt das Onlinemedium "The Nation" seinen Artikel über das Treffen mit dem ranghöchsten buddhistischen Mönch Somdet Phra Ariyavongsagatanana IX. Der Patriarch habe besonders daran erinnert, wie Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch vor 35 Jahren Thailand für die Aufnahme von Flüchtlingen aus den Indochina-Konflikten im benachbarten Kambodscha, Vietnam und Laos dankte.
Einen weiteren Beitrag widmet "The Nation" der Begegnung des Papstes mit Ministerpräsident General Prayut Chan-o-cha. Franziskus habe dabei Thailands "vielfältige Kultur" und das friedliche Zusammenleben zwischen ethnischen Gruppen" als Inspiration für die Welt bezeichnet, Unterschiede zu respektieren und zu akzeptieren.
Die "Bangkok Post" streicht die Äußerungen des Papstes über Migranten und Menschenhandel hervor. Franziskus habe dazu ermuntert, "Migranten willkommen zu heißen und Frauen und Kinder vor Ausbeutung, Missbrauch und Versklavung zu schützen". Thailand sei laut den Vereinten Nationen sowohl ein Zielland von Menschenhandel als auch eine Quelle von Zwangsarbeit und Sexsklaven für den internationalen Markt. Nach Ansicht des US-Außenministeriums unternehme das Land nicht genug gegen Menschenhandel.
"Papst fordert Ende des 'tragischen Exodus' von Migranten", lautet die Schlagzeile des in Bangkok ansässigen asiatischen katholischen Pressedienstes Ucanews. "Die Migrationskrise darf nicht ignoriert werden", zitiert er den Papst. Indirekt wirft der Autor Thailand vor, nicht genügend Flüchtlinge aufzunehmen. Dort heißt es: "In Thailand leben ungefähr 93.000 Flüchtlinge. Die meisten sind ethnische Minderheiten aus Myanmar. Bangladesch beherbergt mehr als eine Million muslimische Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar." (kna)
22.11.2019
Papst Franziskus hat die Bischöfe Asiens angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen vor Rückwärtsgewandtheit gewarnt und sie zu Offenheit für Neues ermutigt. An Ordensleute und Laienmitarbeiter appellierte er, das Evangelium mit Leidenschaft zu verkünden.
Die Kirche müsse sich von altem Ballast befreien, der ihr Vorankommen erschwere, sagte der Papst am Freitag in Bangkok vor den katholischen Bischöfen Thailands und vor Mitgliedern der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen. Auch kirchliche Strukturen und Mentalitäten könnten die Glaubensverkündigung beeinträchtigen.
Franziskus erinnerte an die "Spannungen", mit denen die Bischöfe konfrontiert seien. Er nannte die kulturelle und religiöse Vielfalt des asiatischen Kontinents, Gegensätze von Wohlstand und Armut, technologischem Fortschritt und eine wachsenden Konsumhaltung vor allem bei jungen Menschen, außerdem die "Geißel des Menschenhandels", die hohe Zahl von Migranten und Flüchtlingen sowie die Ausbeutung von Arbeitskräften.
Für eine "Kirche auf dem Weg"
Der Papst forderte die Bischöfe zu Vertrauen auf die Führung des Heiligen Geistes auf. Auch frühere Missionare seien offen gegenüber neuen Realitäten gewesen und hätten sich Randgruppen zugewandt. Das Evangelium müsse "an alle Sünder von gestern wie von heute" weitergegeben werden. Ein Schaf sei erst dann verloren, "wenn der Hirte es aufgegeben hat, nicht vorher", so Franziskus .
Der Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums schließe auch ein, sich selbst von ihm verwandeln zu lassen. Der Papst plädierte für "eine Kirche auf dem Weg, ohne Angst, auf die Straße zu gehen und sich dem Leben der ihr anvertrauten Menschen zu stellen". Dabei fand er aber auch Lob für Asiens Bischöfe: "Wie viel wir doch von euch lernen müssen, die ihr in vielen eurer Länder oder Regionen Minderheiten seid und euch dabei nicht von Minderwertigkeitskomplexen oder Geltungsbedürfnis mitreißen oder vergiften lasst."
Thailands katholische Bischofskonferenz zählt 16 Bischöfe. An dem Treffen mit dem Papst nahmen zudem Vertreter der Föderation Asiatischer Bischofskonferenzen teil. In der Organisation mit Sitz in Hongkong sind 19 Bischofskonferenzen und andere Organe zusammengeschlossen.
Christentum lokaler Prägung
Während einer Begegnung mit Kirchenmitarbeitern hatte Franziskus zuvor für ein Christentum lokaler Prägung geworben. Um dem Image einer "Religion der Ausländer" entgegenzutreten, müsse der christliche Glaube "ein thailändisches Gesicht und eine thailändische Gestalt" bekommen, sagte der Papst am Freitag vor Klerikern, Ordensleuten und Laienmitarbeitern in Bangkok.
Ausdrücklich bestärkte er die Kirchenmitarbeiter im Einsatz für Ausgegrenzte und für Opfer von Sextourismus. Sie sähen auch dort Menschenwürde und Schönheit, wo andere «nur Verachtung, Verlassenheit oder ein Objekt sexueller Befriedigung sehen».
"Ausländische Kleider ablegen"
Der Papst ermutigte dazu, "nach neuen Symbolen und Bildern zu suchen", um andere für den christlichen Glauben zu interessieren. Die Kirche dürfe "keine Angst davor haben, das Evangelium immer mehr zu inkulturieren". Das Evangelium müsse "seine guten, aber ausländischen Kleider" ablegen.
Evangelisierung mit Leidenschaft
Franziskus plädierte für eine Kirche, die Freude und "einen schönen, neuen, Staunen erregenden Horizont" vermittele. Geistliche und Kirchenmitarbeiter seien "nicht in die Welt gesandt, um den Menschen Verpflichtungen aufzuerlegen oder ihnen schwerere Lasten aufzubürden, als sie ohnehin schon tragen". Franziskus zitierte dabei ein Wort seines Vorgängers Benedikt XVI., demzufolge die Kirche "durch Anziehung" wachse.
Einer der schlimmsten Feinde der Evangelisierung sei ein Mangel an Leidenschaft, so der Papst weiter. Geistliche und Laienmitarbeiter sollten diese Leidenschaft aus der Begegnung mit Gott und mit ihren "Brüdern und Schwestern" nähren.
Thailands englischsprachige Medien rücken nach dem ersten offiziellen Besuchstag von Papst Franziskus die Themen Migration, Menschenhandel und Flüchtlinge sowie die religiöse Vielfalt ins Zentrum ihrer Berichterstattung. "Der oberste Patriarch begrüßt den Papst als 'alten Freund'", überschreibt das Onlinemedium "The Nation" seinen Artikel über das Treffen mit dem ranghöchsten buddhistischen Mönch Somdet Phra Ariyavongsagatanana IX. Der Patriarch habe besonders daran erinnert, wie Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch vor 35 Jahren Thailand für die Aufnahme von Flüchtlingen aus den Indochina-Konflikten im benachbarten Kambodscha, Vietnam und Laos dankte.
Einen weiteren Beitrag widmet "The Nation" der Begegnung des Papstes mit Ministerpräsident General Prayut Chan-o-cha. Franziskus habe dabei Thailands "vielfältige Kultur" und das friedliche Zusammenleben zwischen ethnischen Gruppen" als Inspiration für die Welt bezeichnet, Unterschiede zu respektieren und zu akzeptieren.
Die "Bangkok Post" streicht die Äußerungen des Papstes über Migranten und Menschenhandel hervor. Franziskus habe dazu ermuntert, "Migranten willkommen zu heißen und Frauen und Kinder vor Ausbeutung, Missbrauch und Versklavung zu schützen". Thailand sei laut den Vereinten Nationen sowohl ein Zielland von Menschenhandel als auch eine Quelle von Zwangsarbeit und Sexsklaven für den internationalen Markt. Nach Ansicht des US-Außenministeriums unternehme das Land nicht genug gegen Menschenhandel.
"Papst fordert Ende des 'tragischen Exodus' von Migranten", lautet die Schlagzeile des in Bangkok ansässigen asiatischen katholischen Pressedienstes Ucanews. "Die Migrationskrise darf nicht ignoriert werden", zitiert er den Papst. Indirekt wirft der Autor Thailand vor, nicht genügend Flüchtlinge aufzunehmen. Dort heißt es: "In Thailand leben ungefähr 93.000 Flüchtlinge. Die meisten sind ethnische Minderheiten aus Myanmar. Bangladesch beherbergt mehr als eine Million muslimische Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar." (kna)