Papst Franziskus ruft zu Barmherzigkeit auf

Gott verurteilt nicht den Menschen, sondern seine Taten

Im Rahmen des traditionellen Mittagsgebets auf dem Petersplatz hat Papst Franziskus die Gläubigen zu mehr Barmherzigkeit aufgerufen. Außerdem verurteilte der Papst Gewalt gegen Christen in Äthiopien. Lob gab für ein Abkommen mit Erntehelfern.

Der Papst beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz (VN)
Der Papst beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz / ( VN )

Papst Franziskus hat Christen aufgerufen, Menschen die Fehler begangen haben barmherzig zu begegnen. "Hohn und Abneigung gegenüber Sündern lassen diese nur mit dem Schlechten, das sie sich und der Gemeinschaft angetan haben, allein", sagte er am Sonntag bei seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Gott verurteile nicht den Menschen, sondern seine schlechten Taten, und gehe dem Sünder mit Barmherzigkeit entgegen, um ihn zurück auf den rechten Weg zu bringen.

Dies erläuterte das Kirchenoberhaupt anhand des Tagesevangeliums (Lk 19,1-10), das die Begegnung Jesu mit dem Zollpächter Zachäus schildert. "Wichtig ist: Der erste Blick geht nicht von Zachäus, sondern von Jesus aus". Dies zeige, dass der barmherzige Blick Gottes die Menschen schon erreiche, bevor diese selbst merkten, dass sie Hilfe brauchten. Mit diesem barmherzigen Blick Gottes beginne das "Geheimnis der Wandlung des Sünders", so der Papst.

Auch bei Zachäus zeige sich dies: Nach der Begegnung mit Jesus merke er, wie armselig sein bisheriges, auf Geld fixiertes Leben war. "Die Geste des Raffens wandelte sich dann zum Schenken hin." Die Bibelerzählung ist daher laut Franziskus ein Beispiel dafür, wie die Begegnung mit der barmherzigen Liebe Gottes die Menschen verwandeln könne: "Gott verurteilt die Sünde, versucht aber, den Sünder zu retten, er sucht nach ihm, um ihn wieder auf den richtigen Weg zu bringen.“

Papst Franziskus: Gewalt gegen Orthodoxe Christen in Äthiopien beenden

Im Anschluss an das Angelusgebet hat sich Papst Franziskus bestürzt über die Gewalt gegen Christen in Äthiopien geäußert. "Ich leide angesichts der Gewalt, deren Opfer die Christen der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche sind". Der Papst versicherte "dieser geliebten Kirche und ihrem Patriarchen, Abune Matthias" seine geistige Nähe. "Ich bitte euch, für alle Opfer der Gewalt im Land zu beten", rief er die Gläubigen auf.

Die orthodoxe Kirche Äthiopiens ist die größte christliche Glaubensgemeinschaft im Land. In jüngster Zeit häuften sich Angriffe auf die Gläubigen. Laut Medienberichten gab es bisher mehr als 80 Tote. Hintergrund sind den Berichten nach zunächst politisch motivierte Unruhen, die dann auch zu ethnisch-religiösen Auseinandersetzungen wurden.

Lob für Abkommen für Erntefhelfer

Weiterhin würdigte Papst Franziskus ein Abkommen zur besseren Unterstützung von afrikanischen Hilfsarbeitern in der italienischen Region Apulien. Er sei der Gemeinde und dem Bistum von San Severo "sehr dankbar", dass sie den Erntehelfern einen von den Kirchen vermittelten Wohnsitz so wie eine Einschreibung beim Einwohnermeldeamt ermöglichten. Eine entsprechende Vereinbarung wurde demnach Ende Oktober geschlossen.

"Einen Personalausweis zu haben und einen Wohnsitz wird den Arbeitern neue Würde geben und ihnen helfen, sich von Illegalität und Ausnutzung zu befreien", so der Papst.

Im Sommer hatten Hilfsarbeiter unter anderem mit der Besetzung der Nikolaus-Basilika im apulischen Bari auf ihre Situation aufmerksam gemacht. Rund 60 afrikanische Erntehelfer protestierten damals per Sitzstreik gegen Ausbeutung. Erzbischof Francesco Cacucci traf sich mit den Streikenden und versicherte ihnen, sich beim Präsidenten der Region Apulien für sie einzusetzen.

Ausbeutung von Migranten in der Landwirtschaft ist in Italien schon länger ein Problem. 2018 hatte der Tod eines jungen Hilfsarbeiters in einer kalabrischen Barackensiedlung die Debatte neu entfacht. Getan hat sich seither offenbar wenig. Laut einer Studie im Auftrag der Italienischen Bischofskonferenz von 2018 sind rund 70 Prozent der eingewanderten Hilfsarbeiter nicht in Italien gemeldet; ebenso viele arbeiten ohne Vertrag auf den Feldern. Die Zahl der Migranten, die in süditalienischen Barackensiedlungen leben, schätzte die Studie auf zwischen 18.000 und 20.000.


Quelle:
KNA