Serbischer Spitzenpolitiker Dodik vom Papst empfangen

Versöhnung für den Balkan nötig

​Milorad Dodik, Vorsitzender des Staatspräsidiums von Bosnien und Herzegowina, hat sich mit Papst Franziskus getroffen. Nicht nur die soziale Situation des Landes bestimmten die Gespräche, sondern auch über die Katholiken im Land wurde gesprochen.

Milorad Dodik, Mitglied des Staatspräsidiums von Bosnien und Herzegowina, und Papst Franziskus / © Vatican Media (KNA)
Milorad Dodik, Mitglied des Staatspräsidiums von Bosnien und Herzegowina, und Papst Franziskus / © Vatican Media ( KNA )

Der seit November amtierende Serbe Milorad Dodik hat derzeit den turnusmäßigen Vorsitz im dreiköpfigen Staatspräsidium inne. Begleitet wurde er am Freitag von Zeljka Cvijanovic, dem Präsidenten der serbisch-dominierten Teils des Landes, der Republika Srpska.

Im Anschluss sprachen Dodik und seine Delegation mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und Antoine Camilleri, vatikanischer Untersekretär für die Beziehungen zu den Staaten. Danach teilte der Vatikan mit, man habe über die soziale und wirtschaftliche Situation des Landes sowie die Lage der Katholiken dort gesprochen. Auch sei es um die weitere Versöhnung im Land und eine angemessene institutionelle Vertretung aller Bevölkerungsgruppen gegangen.

Streitereien um den Besuch im Vatikan

Um den Besuch von Dodik hatte es Streit gegeben. Das bosnische Mitglied im Präsidium, Sefik Dzaferovic, hatte erklärt, Dodik reise nicht im Namen der Regierung in den Vatikan. Dodik bestritt dies. Im Anschluss sagte Dodik dem serbischen Sender RTRS, er habe mit dem Papst über die Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften gesprochen, die nötig sei, um Frieden und Stabilität zu erlangen. Zuvor hatte er laut Medien erklärt, er wolle dem Papst die Verbrechen der kroatischen Ustascha an Serben im Zweiten Weltkrieg darlegen.

Dodik, zuvor Präsident der Teilrepublik Srpska, gilt als Nationalist. Wiederholt stellte er den Bestand von Bosnien und Herzegowina als gemeinsamem Staat von Bosniaken, Serben und Kroaten in Frage. Für Aufsehen sorgte er unter anderem, indem er das Ausmaß des Massakers von Srebrenica wie auch die Unabhängigkeit des Den Haager Strafgerichtshofs im Kriegsverbrecher-Verfahren gegen Serbenführer Radovan Karadzic anzweifelte.

Erst im Februar 2018 war das Staatspräsidium mit allen drei Mitgliedern im Vatikan, damals mit Mladen Ivanic als serbischem Vertreter. Anfang Februar 2019 trat der Botschafter für Bosnien und Herzegowina beim Heiligen Stuhl, Josip Gelo, nach nur zweieinhalb Monaten ab, ohne dass Gründe dafür bekannt wurden.

Franziskus besuchte 2015 Sarajevo

Bosnien und Herzegowina und der Heilige Stuhl unterhalten seit 1998 diplomatische Beziehungen. Im Juni 2015 hatte Franziskus der Hauptstadt Sarajevo einen eintägigen Besuch abgestattet und dabei die Bewohner und Politiker des Landes eindringlich zu Dialog und Friedensbemühungen aufgerufen.


Quelle:
KNA