Diözese Rottenburg-Stuttgart präsentiert Engagement für Nachhaltigkeit und Klima

Kirche auf der Messe "Fair Handeln"

Kriege, Konflikte, Massenflucht – unser Konsum ist allzu oft schlecht für die Welt. Beispiele für positiven Einfluss sind auf der Messe "Fair Handeln" zu sehen, bei der auch die Diözese Rottenburg-Stuttgart mit einem Stand vertreten ist.

 (DR)

DOMRADIO.DE: Die "Fair Handeln" gilt als älteste Fach- und Verbrauchermesse in der Branche, Schirmherr ist der grüne Ministerpräsident Kretschmann – was bedeutet es, dass die katholische Kirche mit von der Partie ist?

Dr. Wolf-Gero Reichert (Geschäftsführender Referent der Hauptabteilung Weltkirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart): Die Messe "Fair Handeln" ist ein Markenzeichen hier in der Gegend. Das ist eine ganz große und bunte Veranstaltung mit vielen kleinen Initiativen bis hin zu großen Tankern, die dort aufschlagen und ihre Arbeit präsentieren. Da darf natürlich der größte Akteur der internationalen Zusammenarbeit zumindest in Baden-Württemberg nicht fehlen. Es ist die Diözese Rottenburg-Stuttgart. Zugleich machen wir schon immer sehr viel weltkirchliche Arbeit, ist es Teil der DNA. Da sind wir natürlich nicht alleine, sondern arbeiten viel mit anderen Akteuren zusammen, wie mit der evangelischen Kirche, mit Nichtregierungsorganisationen und anderen. Und die treffen sich alle auf dieser Messe und das ist ein großes Event, um sich zu vernetzen und voneinander zu lernen.

DOMRADIO.DE: Sie wollen dort an dem Stand natürlich auch vor allen Dingen informieren. Auch über Ressourcen und Klimagerechtigkeit. Das ist natürlich ein riesen Feld. Gucken wir mal auf nachhaltige Handy-Produktion, das ist auch ein Thema.

Reichert: Genau! Klimagerechtigkeit geht natürlich auf die Enzyklika Laudato si' von Papst Franziskus zurück. Die Frage, inwieweit wir als Kirche beitragen können, dass diese Welt auch noch von zukünftigen Generationen als gemeinsames Haus bewohnt werden kann. Da geht es eben nicht nur um Klimaschutz, sondern es geht auch um die Verteilung der Lasten. Das ist die Anfrage an uns hier, die wir im reichen Norden wohnen und die meisten Ressourcen verbrauchen und die meisten Emissionen erzeugen: Wie können wir unseren Lebensstil ändern, unsere Wirtschaftsweise verändern? Das Beispiel Handy ist einfach ein sehr gelungenes Beispiel, weil vor allem junge Menschen sich ihr Leben ohne Handy nicht vorstellen können und dadurch einen unmittelbaren Zugang zu diesen Fragen haben: Was steckt eigentlich hinter diesem Handy? Was braucht es, damit mein Handy funktioniert? Da braucht es eben sehr viele Ressourcen, die in anderen Regionen dieser Welt für Unfrieden und Umweltverschmutzung sorgen und sicherlich nicht nur dazu beitragen, dass diese Welt besser wird. Wir präsentieren auch in Workshops dort Möglichkeiten des Recyclings, der Wiederverwendbarkeit und auch Alternativen. Saubere, faire Handys, um den jungen Menschen vor allem auch eine Alternative aufzeigen zu können, wie man anders und besser leben kann.

DOMRADIO.DE: Und da arbeiten Sie speziell auch Hand in Hand mit dem katholischen Hilfswerk Missio zusammen, das ein besonderes Jubiläum auf der Messe feiert.

Reichert: Diese Aktion "Saubere Handys", die Missio schon seit einigen Jahren vorantreibt, steht im Rahmen der Aktion "Schutzengel", die in diesem Jahr 20 Jahre alt wird. Da ist extra Father Shay Cullen von den Philippinen angereist, um auf die wirklich erfolgreiche, gemeinsame Arbeit zurückzublicken, aber auch Ausblicke zu wagen, was eine "Schutzengel"-Aktion in den nächsten Jahren Gutes bewirken kann.

DOMRADIO.DE: Was ist die Erfahrung der Vorjahre? Wie interessiert sind die Leute und was interessiert sie besonders?

Reichert: Die Besucher auf dieser Messe sind sehr unterschiedlich. Sie sind ein ganz bunter Haufen – viele Leute aus der Fairhandels-Bewegung, die in Weltläden arbeiten. Das Thema faire Kleidung ist vor allem bei jungen Menschen derzeit en vogue. Da kommen ganz neue Zielgruppen hinzu. Es gibt auch viel Laufpublikum, weil es nicht die einzige Messe ist. Daneben gibt es noch eine Handwerksmesse und die Slow-Food-Messe, bei der es um gute Ernährung geht. Da gibt es aber auch Schnittmengen. Was die Menschen interessiert, wenn sie an unseren Stand kommen, das ist meistens erst einmal die überraschte Frage: "Aha, die katholische Kirche ist auch hier? Was macht ihr denn?" Oft ist auch ein gewisses Maß an Skepsis dabei, aber im Gespräch ist es dann spannend, wenn die Menschen hören, dass der faire Handel quasi von der evangelischen und katholischen Kirche erfunden worden ist - zumindest in Deutschland - und dass die kirchliche Entwicklungszusammenarbeit einen so großen Stellenwert innerhalb der Kirche hat. Das sorgt dann doch immer wieder für einige "Aha"-Erlebnisse.

DOMRADIO.DE: Ist das heute, wo die katholische Kirche mit so vielen internen Problemen kämpft, nicht auch eine gute Gelegenheit zu zeigen: Wir machen tatsächlich auch immer noch sehr viel Gutes in der und für die Welt?

Reichert: Die Gelegenheit auf der Messe ist sicherlich gut. Dass all diese Dinge laufen, darüber zu sprechen ist sicherlich auch nicht falsch. Aber es sind ja vor allem unsere Partner, die das Gute tun. Das muss man immer wieder in Erinnerung rufen: Das sind nicht wir, sondern es sind die kirchlichen Partner vor Ort. Wenn wir zum Beispiel an Äthiopien denken, wo die katholischen Christinnen und Christen ein Prozent der Bevölkerung ausmachen, aber der größte Anbieter für Sozialdienste und Gesundheitsleistungen überhaupt im Land sind. Da kann man sich das mal vorstellen, was es bedeutet, dass Kirche ja Sauerteig sein will und darüber reden wir gern, weil unsere Partner wirklich tolle Arbeit machen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR
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