Papst fordert Anerkennung der Rechte christlicher Gemeinschaften

"Heute gibt es mehr Märtyrer als in den ersten Jahrhunderten"

Für den März betet der Papst dafür, "dass christliche Gemeinschaften - vor allem jene, die unter Verfolgung leiden - sich Christus nahe wissen und in ihren Rechten geschützt werden". Mit einer Videobotschaft untermauert er sein Ansinnen.

Autor/in:
Gerhard Dane
Zerbrochene Figur der Muttergottes mit dem Jesuskind / © Debbie Hill (KNA)
Zerbrochene Figur der Muttergottes mit dem Jesuskind / © Debbie Hill ( KNA )

Papst Franziskus prangert in einem Video Christenverfolgung und Diskriminierung von Gläubigen an. Menschen würden allein aufgrund ihres Glaubens getötet, sagt das Kirchenoberhaupt in seiner Videobotschaft zum Gebetsanliegen für den Monat März. "Es mag schwer sein zu glauben; doch heute gibt es mehr Märtyrer als in den ersten Jahrhunderten", so Franziskus. Das knapp einminütige Video wurde am Dienstag veröffentlicht.

"Beten wir darum, dass alle christlichen Gemeinschaften, besonders die verfolgten, die Nähe Christi spüren und ihre Rechte anerkannt werden", so der Appell des Papstes. Dazu zeigt das Video mehrere zerstörte Kirchen.

Papst Franziskus präsentiert sein besonderes Gebetsanliegen jeden Monat per Videobotschaft in mehreren Sprachen.

Rechte einfordern statt betteln

Wegen ihres Glaubens verfolgt werden? Ja, weltweit erleben das vor allem Christen. Asia Bibi in Pakistan, wegen angeblicher Gotteslästerung zum Tode verurteilt, hat inzwischen endlich auch hierzulande öffentliche Aufmerksamkeit erhalten. Nach dem Freispruch durch das oberste Gericht musste sie sich trotzdem vor radikalen Islamisten verstecken.

Gut, dass der Papst sich zu dem Thema ökumenisch äußert: Für verfolgte christliche Gemeinschaften sollen wir beten, nicht nur für die leidenden Mitglieder unserer katholischen Kirche. Gleichzeitig spricht er damit die gesamte Menschheit an. Denn ohne wirkliche Religionsfreiheit und ehrliche Toleranz wird es kaum Frieden geben auf unserm Planeten.

Der aus Korea stammende, jetzt in Berlin lehrende Kulturwissenschaftler Byung-Chul Han erklärt in seinem Buch "Die Austreibung des Anderen", dass wir längst in einer (Un-)Kultur globalisierter Gleichmacherei leben. "Versöhnte Verschiedenheit" - nicht nur in der Ökumene der christlichen Kirchen sollte das für uns ein weiterführendes Leitwort sein.

Bemerkenswert ist auch, dass Franziskus in seinem Gebetsanliegen nicht um Wohlwollen bettelt, sondern Rechte einfordert. Wenn er Ende dieses Monats für zwei Tage nach Marokko fliegt, wird er vermutlich auch wieder die Gelegenheit wahrnehmen, in den islamischen Raum hinein das Recht auf Religionsfreiheit als unveräußerlichen Teil der Menschenrechte anzumahnen.

Könnten denn nicht auch stramme Befolger der Scharia einmal etwas von den Mitmenschen des Westens lernen, weil es schließlich auch ihnen zugutekommt? Wenn der Papst jetzt im europäischen Frühling Nordafrika besucht, werden viele von uns wehmütig an den "Arabischen Frühling" denken, der nach kurzer Blüte bislang nur wenige Spuren hinterlassen hat. Und wie geht es in China weiter? Der leider noch geheime Vertrag der Volksrepublik mit dem Vatikan, der den jahrelangen Konflikt mildern soll, ist bislang auf katholischer Seite heftig umstritten.

Was hilft schlecht geschützten Christen jetzt? Bestimmt unser Gebet. Der Papst betet uns vor, dass sie "sich Christus nahe wissen": Auch Jesus wurde ja in einem Schnellprozess aus dem Wege geräumt.

Ausdrücklich lehnte er dabei gewalttätige Gegenwehr ab, mit der sein "erster Papst" ihn am Ölberg in Jerusalem raushauen wollte. Nein, er versteckt sich nicht, versucht nicht sich herauszureden. Ruhig und klar steht er den falschen Zeugen und ungeduldigen Richtern gegenüber. Viele seiner Freunde sind ihm im Laufe der Kirchengeschichte auch darin nachgefolgt.

Blick in die Geschichte des Christentums

Bei der Verfolgung Andersgläubiger geht es vor allem um Angst: Angst, eigene Macht zu verlieren. Das wird selbstverständlich nicht zugegeben, sondern gefällig verpackt mit den vermeintlichen "Interessen des Gemeinwohls". Ob die römischen Kaiser, die massenhaft Christen abschlachten ließen, oder Islamisten heute, die Bomben in ägyptische Kirchen werfen: Christen sind und bleiben aus Sicht dieser Leute gefährlich, weil eine unsichtbare Regierung - ihr Gott - für sie die alleroberste Instanz ist. Wer sich gar - wie Katholiken - von einer ausländischen Religionsbehörde etwas sagen lässt, gilt schnell als Vaterlandsverräter und kann für die Staatssicherheit zum Problem werden. Ganz abgesehen davon, dass Minderheiten meist lästige Anfragen an die Mehrheit in ihrem Gepäck haben.

Ein Blick in die Geschichte des Christentums holt uns allerdings schnell von jedem hohen Ross herunter. Was seit dem Toleranzedikt des Kaisers Konstantin im Jahre 313 nach Christi Geburt von "christlichen" Regierungen Juden und andersdenkenden Gläubigen angetan wurde, kann uns die Schamröte ins Gesicht treiben. Der Missbrauch von Religion durch Machthaber scheint zu allen Zeiten die Ausschaltung der "Ungläubigen" nötig zu haben.

Das wird vermutlich höchstens dann enden, wenn Glaubensgemeinschaften nachweisen können, dass sie - ohne ihren Regierungen in allem Beifall zu klatschen - gute oder sogar bessere Staatsbürger hervorbringen. In dem berühmten Brief des Apostels Paulus an die Christen in der damaligen Welthauptstadt Rom ist im 13. Kapitel die Grundlage dafür zu lesen: "Jeder ordne sich den Trägern der staatlichen Gewalt unter.

Denn es gibt keine Gewalt außer von Gott." Er führt hier aus, was sein und unser Meister auf die Fangfrage der Gegner mit der Steuermünze antwortet: "Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört" (Mt 22,21). Regierungen müssen Abgaben verlangen, Gott erbittet Hingabe. Das kann im Konfliktfall tödlich enden. Christen beten: "Dein Reich komme". Seine Regierung ist Zukunft, wir sind noch mitten im Wahlkampf!


Papst Franziskus / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus / © Andrew Medichini ( dpa )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema