Papst mahnt Christen zum politischen Engagement für Frieden

"Eskalation von Einschüchterungen"

Papst Franziskus hat zum neuen Jahr Katholiken in aller Welt zum politischen Engagement für Frieden aufgerufen. Politik sei nicht nur den Regierenden vorbehalten; alle trügen Verantwortung für das Gemeinwohl, sagte er beim Mittagsgebet.

Papst Franziskus in der Neujahrsmesse / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus in der Neujahrsmesse / © Andrew Medichini ( dpa )

Die Politik sei "gut nur in dem Maß, in dem jeder seinen Teil zum Dienst am Frieden beiträgt", sagte Franziskus am Neujahrtstag auf dem Petersplatz.

Auch das beginnende Jahr werde so gut, wie jeder die Güte Gottes aufnehme, die Jesus in die Welt gebracht habe. Christus sei "der Segen jedes Menschen und der ganzen Menschheitsfamilie" sowie die Quelle von Barmherzigkeit und Frieden, sagte Franziskus. Der Neujahrstag wird von der katholischen Kirche seit 1968 als Weltfriedenstag begangen. In diesem Jahr steht er unter dem Motto "Gute Politik steht im Dienste des Friedens".

"Eskalation von Einschüchterungen"

In einer bereits Mitte Dezember verbreiteten Botschaft zum Weltfriedenstag beklagte Franziskus eine "Eskalation von Einschüchterungen" in der Politik sowie unkontrollierten Waffenhandel. Ebenso verurteilte er "politische Diskurse, welche die Migranten aller Übel beschuldigen".

Frieden könne sich niemals auf "das bloße Gleichgewicht der Kräfte und der Angst beschränken". Grundlage für Frieden sei die Achtung jedes Menschen, des Gesetzes und des Gemeinwohls wie auch der Schöpfung. Weiter betonte Franziskus die Pflicht jedes Christen, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten politisch zu engagieren.

Hochfest der Gottesmutter Maria

Am Vormittag hatte Papst Franziskus am Hochfest der Gottesmutter Maria zu Vertrauen und Zärtlichkeit aufgerufen. Die Welt sei ganz vernetzt, aber scheine immer uneiniger zu werden, sagte er in seiner Neujahrspredigt im Petersdom.

Gegen Einsamkeit und Zersplitterung helfe ein mütterlicher Blick. Auch Christen sollten sich über ihre jeweiligen Grenzen und Ausrichtungen hinweg annehmen. In der Kirche zähle Einheit mehr als Verschiedenheit, so der Papst in einem Gottesdienst, an dem auch Sternsinger aus dem Bistum Osnabrück teilnahmen.

Staunen vor dem Gott der Überraschungen

Franziskus bat "um die Gnade des Staunens vor dem Gott der Überraschungen". Ohne Staunen werde das Leben ebenso wie der Glaube grau und eintönig. Auch die Kirche müsse immer neu das Staunen darüber lernen, "Wohnung des lebendigen Gottes" zu sein. Andernfalls gleiche sie leicht einem "Museum der Vergangenheit".

Eine Welt, die ohne mütterlichen Blick in die Zukunft schaue, sei kurzsichtig, sagte der Papst. "Selbst wenn sie den Profit mehrt, wird sie es nicht verstehen, in den Menschen Söhne und Töchter zu sehen.

Es wird Gewinne geben, aber sie werden nicht allen zukommen. Wir werden im selben Haus wohnen, aber nicht als Geschwister", so Franziskus. "Die menschliche Familie gründet auf den Müttern. Eine Welt, in der die mütterliche Zärtlichkeit auf ein schlichtes Gefühl beschränkt wird, mag reich an Gütern sein, aber nicht an Zukunft."

Orientierungslosigkeit in der Gesellschaft

Der Papst beklagte weiter eine Orientierungslosigkeit in der Gesellschaft. Viele wähnten sich frei und würden zu Sklaven, sagte Franziskus. Die katholischen Gläubigen mahnte er, sich von der Gottesmutter Maria "an der Hand nehmen" zu lassen. "Gott ist nicht ohne Mutter ausgekommen: Umso mehr haben wir sie nötig", sagte er.

Die katholische Kirche begeht den 1. Januar als Hochfest der Gottesmutter Maria und seit 1968 zugleich als Weltfriedenstag. An der Festmesse im Petersdom nahmen auch einige Sternsinger aus dem Bistum Osnabrück in den traditionellen Gewändern der Heiligen Drei Könige teil.


Quelle:
KNA