Das Gebetsanliegen des Papstes im Dezember

Eine neue Sprache statt "Kirchisch"

Der Papst betet im Dezember "Im Dienst der Glaubensvermittlung: dass alle, die das Evangelium verkündigen, eine Sprache finden, die den unterschiedlichen Menschen und Kulturen gerecht wird".

Autor/in:
Gerhard Dane
Papst Franziskus an Allerseelen / © Evandro Inetti (dpa)
Papst Franziskus an Allerseelen / © Evandro Inetti ( dpa )

Die Sprache ist buchstäblich in aller Munde. Kaum einer der zahlreichen Vorschläge, was sich jetzt (endlich) in der Kirche ändern müsse, verzichtet auf dieses Thema. Wenn Franziskus es für den Dezember als Gebetsanliegen vorschlägt, signalisiert er die Dringlichkeit. Gerade in diesen Wochen, an den kommenden Festtagen und im Ausblick auf 2019 sind viele Menschen etwas offener für wichtige Ansagen.

Aber wie können wir diese Sprache finden? Es wimmelt von ausgelutschten Redensarten und leeren Worthülsen. Nicht nur in der Kirche, aber auch. Ist sie ein Museum für wertvolle Worte von früher?

Das unbegreifliche verstehen

Immer weniger Menschen verstehen unser "Kirchisch". Eigentlich ist eine Spezialsprache in vertrautem Kreis ja nichts Schlimmes. Wenn aber das Evangelium zu Weihnachten wirklich "eine große Freude" ist, die "dem ganzen Volk zuteilwerden soll" (Lk 2,10), dann müssen auch die da draußen sie verstehen können.

Unser Grundproblem: Die Nachricht, die wir rüberbringen wollen, ist eigentlich unbegreiflich und deshalb auch unaussprechlich. Unsere Suche nach Worten für heute ist wie ein Tasten im Tunnel. Nur Bilder können helfen, von dem Unsichtbaren zu reden. Aber: Viele dieser Bildworte sagen den einen viel und anderen wenig oder nichts oder sogar Falsches. In einer bestimmten Situation leuchten sie ein, sonst kaum. Sie zünden nur in einer bestimmten Kultur. Fast alle diese Bilder haben leider ein Verfallsdatum.

Von Herz zu Herz

Der 1987 verstorbene Erzbischof von Köln, Josef Kardinal Höffner, sagte: "Die Kirche ist nicht dazu da, Schlacke zu hüten, sondern ein Feuer am Brennen zu halten." Das geht aber nur, wenn wenigstens ein kleines Flämmchen noch zu finden und ausreichend Brennstoff vorhanden ist. Das muss nicht gleich ein riesiges Feuerwerk sein. Ein kleines Feuer verändert schon Kälte und Nacht: Also lieber stottern, aber glaubwürdig auf der Suche sein und von "Herz zu Herz" sprechen.

"Weniger wäre mehr gewesen" schrieb ein unvergesslicher Deutschlehrer zuweilen unter unsere Aufsätze. Der nicht endende "Wortdurchfall" mancher Gottesdienste lässt den Wunsch nach mehr Stille verstehen und die Sehnsucht mancher nach der alten lateinischen Messe, wo man Freiraum zum stillen Beten hat und sich tragen lassen kann vom Glauben der Jahrhunderte.

Mehr als Worte sagt ein Lied

Gott sei Lob und Dank: Wir haben in unserer Kirche nicht nur die Wortsprache. Auch in der schlichtesten Sonntagsmesse spricht die Musik. Lieder sind für die Glaubensvermittlung oft wichtiger als die Predigt. Musik berührt Tiefen in uns, die keine Erklärung erreicht. Auch unsere Gebärdensprache, nicht nur die des Zelebranten, kommt ohne Worte aus. Leider sind aus Broten vorgestanzte Plättchen geworden und aus dem Becher "für euch und für alle" nippen nur einige Auserwählte.

"Aus praktischen Gründen" ist die wunderbare Zeichensprache unserer Liturgie weithin schwindsüchtig geworden. Ansprechen - das kann auch die Gestaltung des Kirchenraumes, jedenfalls bei Leuten, die mit allen Sinnen hören lernten. Am besten verstehen die Menschen aber wohl immer noch die Tatsprache der Kirchen: Angeregt von unserem Lebensmeister Jesus handeln, in seinem Sinne! Unsere Caritas verbreitet in der Nähe und in der Ferne die gute Nachricht: Wer anklopft, dem wird geholfen.

Zuerst: Zuhören

Trotz alledem brauchen wir auch treffende Deuteworte. Wie finden wir sie? Neue, frische Worte, die aufhorchen lassen? Vielleicht auch Hauptworte der Gegenwart, die bei genauerem Abtasten gotthaltig sind.

Jedenfalls entsteht Sprache immer im Hören. Folglich müssen wir zunächst einmal gut zuhören! Im Schlussgottesdienst der Jugendsynode bat Papst Franziskus neulich in Rom die Jugendlichen um Verzeihung, "wenn wir, anstatt euch unser Herz zu öffnen, eure Ohren vollgeredet haben".

Weihnachtsworte verstehen

Am 24. und 25. Dezember treffen unsere Kommunikationsprobleme auf die typisch christliche Perspektive: "Das Wort ist Fleisch geworden" dichtet der Verfasser des Johannes-Evangeliums gleich zu Beginn (Joh 1,14). Er verdichtet die Erfahrung der ersten Christengeneration: Der Unvorstellbare hat sich uns vorgestellt. In diesem Menschen dürfen wir sehen, wie "Gott" wirklich ist und wie wir werden können. Das entscheidende Wort kommt höchstpersönlich auf uns zu!

Diese Erfahrung sollte uns auch in das neue Jahr hineintragen. Wenn wir uns davon wirklich berühren lassen, dann möchten wir es anderen mit-teilen. Nicht "kirchisch" und verkopft, sondern authentisch, von Herz zu Herz. Und so könnten wir 2019 sogar "Regierungssprecher Gottes" werden.


Brustkreuz von Papst Franziskus am 24. November 2018 im Vatikan / © Vatican Media (KNA)
Brustkreuz von Papst Franziskus am 24. November 2018 im Vatikan / © Vatican Media ( KNA )
Quelle:
KNA