Vertrauensverlust der Kirche Thema zum Auftakt der Jugendsynode

"Jugend muss in Kirche stärker mitbestimmen"

Bei der Jugendsynode im Vatikan wurden die ersten Stimmen in der Synodenaula gehört. Eines der Hauptthemen war der Vertrauensverlust der katholischen Kirche. Auch das Thema Missbrauch begleitet diesen Tag.

Bischöfe bei der Jugendsynode / © Gregorio Borgia (dpa)
Bischöfe bei der Jugendsynode / © Gregorio Borgia ( dpa )

Die erste Beratungsrunde der Welt-Bischofssynode zum Thema Jugend hat sich unter anderem mit dem Vertrauensverlust der katholischen Kirche befasst. Dabei sei es auch um Bitten um Vergebung für jene Fälle gegangen, in denen die Kirche "den Anforderungen ihres Auftrags in allen Bereichen nicht gewachsen war", sagte der neue Leiter des Medien-Dikasteriums, Paolo Ruffini, am Donnerstag im vatikanischen Presseamt. Dies schließe auch Missbrauchsfälle in der Kirche ein, so Ruffini beim ersten Pressebriefing zur katholischen Bischofssynode in Rom, die am Mittwoch begann.

Bei den ersten 25 Redebeiträgen in der Synodenaula ging es laut Ruffini zudem immer wieder darum, im Dialog zwischen jungen Menschen und der Kirche aufrichtig zuzuhören. Weitere Themen waren demnach Migration, Ausgrenzung junger Leute, Gefühlsleben und Sexualität, Spiritualität, Berufung und Familie oder das Verhältnis der Generationen zueinander. Als erste habe in der Versammlung eine junge Frau gesprochen, die Ordensschwester werden will.

Kardinal Marx sieht Versäumnisse bei Missbrauchsprävention

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat erneut Versäumnisse der katholischen Kirche bei der Missbrauchsprävention eingeräumt. "Es ist viel passiert, aber offensichtlich nicht genug. Vor allen Dingen nicht mit Blick auf die systemischen Fragen", sagte Kardinal Reinhard Marx am Donnerstag bei einer Pressekonferenz zur katholischen Bischofssynode.

Inzwischen sei die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit aber ein sicherer Ort, so der Münchner Erzbischof. Dies sei allerdings nur ein Aspekt. Es gehe weiterhin auch darum, gefährdende Strukturen zu analysieren, die die Bischöfe ebenso angehen müssten. Dieses Thema sei jedoch eine gesamtkirchliche Frage, sagte Marx zum Thema Jugend.

Zur Verhinderung seien "Teilung der Macht und Kontrolle der Macht" nötig

Die von den deutschen Bischöfen in Auftrag gegebene Untersuchung zu Missbrauchsfällen in der deutschen Kirche habe wichtige systemische Punkte aufgezeigt, so der Kardinal weiter. Zur Verhinderung von Machtmissbrauch seien "Teilung der Macht und Kontrolle der Macht" nötig. Sexualisierte Gewalt sei ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnung der Synode, bestätigten auch andere deutsche Synodenteilnehmer wie Jugendbischof Stefan Oster oder der Vorsitzende des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ), Thomas Andonie. Marx fuhr fort, es dürfe zwar nicht nur um diesen Gegenstand gehen.

Die Jugendsynode könne jedoch nicht abgeschlossen werden, ohne das Thema Missbrauch zu besprechen. "Wie wir damit umgehen, ist auch ein entscheidender Punkt" für die Zukunft, so Marx. Der erste Tag mache ihn zuversichtlich, dass ein "realistischer und bekennender und auch ehrlicher Blick auf die Realität" und ein "Impuls in die Zukunft" möglich seien.

Weihbischof Wübbe: Jugend muss in Kirche stärker mitbestimmen

Als eine Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal muss die katholische Kirche ihre Arbeit, ihre Verfahren und ihre Sprache von jungen Menschen her neu denken. Dazu hat der Osnabrücker Weihbischof und frühere Jugendseelsorger Johannes Wübbe aufgerufen. In seinem Redebeitrag am zweiten Tag der Jugendsynode im Vatikan sagte er am Donnerstag: Die Opfer von Missbrauch wie auch marginalisierte Jugendliche "geben das 'Wie' unseres Handelns vor, wenn wir wirklich an ihrer Seite stehen wollen".

Viele kirchliche Einrichtungen - von den Pfarreien über Verbände bis hin zur Bischofskonferenz - bedürften "der prophetischen Stimme junger Menschen", so Wübbe, der auch Mitglied der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz ist. Allerdings sollten sie nicht nur gehört werden, sondern konkret an Beratungen und Entscheidungen beteiligt werden.

Die bis 28. Oktober tagende Bischofssynode steht unter dem Titel "Die Jugend, der Glaube und die Berufungsunterscheidung". Ausgewählte Jugendliche sind dort als Redner zugelassen, haben aber kein Stimmrecht.

 


Quelle:
KNA