Papst: Aufmerksam sein für das Gute in Anderen

"Offene Haltung" statt Abgrenzung

Papst Franziskus hat die Christen aufgerufen, offener zu sein für die Ideen und guten Taten anderer. Sie sollten weniger in Kategorien von "Freund-Feind" und "wir-die" denken, sagte er beim sonntäglichen Mittagsgebet auf dem Petersplatz.

Papst Franziskus während des Angelusgebets (VN)
Papst Franziskus während des Angelusgebets / ( VN )

Ein guter Christ soll nicht in Kategorien zwischen Freund und Feind unterscheiden, sagte der Papst an diesem Sonntag beim Angelusgebet auf dem Petersplatz. In seiner Katechese erläuterte er, dass eine "offene Haltung" wichtiger sei, als eine Abschottung und Verurteilung von anderen Menschen. Vielmehr sollten Christen sich öffnen, um Gott auch in Menschen außerhalb des eigenen Kreises begegnen zu können.

Gewissen erforschen, Einstellungen und Beziehungen überdenken

Franziskus bat die tausende Pilger und Besucher auf dem Petersplatz, "ihr Gewissen zu erforschen" und über diese Bibelstelle nachzudenken. Das tue jedem gut, fuhr Franziskus fort. Die Haltung der Nachfolger Jesu sei sehr menschlich und "sehr verbreitet“ und sie sei in den christlichen Gemeinschaften zu allen Zeiten zu finden, "wahrscheinlich auch in uns selbst". Es sei verständlich, dass jeder versuche den "guten Glauben mit Eifer" zu verteidigen. Die Gefahr von einem Glauben, der nur selbstbezogen ist, sei groß, so der Papst. Dies sei durch die Angst vor "Konkurrenz" verursacht, bei der man glaubt, dass jemand Gläubige wegnehmen könne.

Es sei Gottes große Freiheit, sich uns zu schenken. Dies sei aber auch eine Herausforderung und eine Ermahnung, die eigene Einstellungen und Beziehungen zu überdenken. Jesus lade alle ein, nicht nach den Kategorien "Freund/Feind", "wir/die anderen", "zugehörig/außenstehend" zu denken, sondern weiter zu gehen, "unsere Herzen zu öffnen, um seine Gegenwart und das Wirken Gottes auch in ungewöhnlichen und unvorhersehbaren Bereichen und bei Menschen, die nicht zu unserem Kreis gehören, zu erkennen".

Anstatt andere zu verurteilen, müsse man bei sich selbst anfangen

Andere als Konkurrenz, als Bedrohung der eigenen Identität zu sehen, sei eine sehr menschliche Haltung, so der Papst. In gutem Glauben, ja oft mit Eifer, wolle man die eigene Erfahrung verteidigen, "den eigenen Gründer oder Leiter vor falschen Nachahmern schützen". Das sei schon bei den Jüngern Jesu so gewesen, sagte Franziskus mit Bezug auf das Evangelium des Sonntags. Darin beschweren sich die Jünger, dass ein anderer im Namen Jesu auftrete, obwohl er nicht zu ihrem Kreis gehöre. Jesus sei da viel offener, so der Papst.

Die Haltung, "das kann nicht gut sein, weil es nicht von uns ist", sei die Quelle von Proselytismus, des Abwerbens von Gläubigen anderer Konfession. Es gehe darum, vermehrt "auf die Echtheit des Guten, des Schönen und des Wahren zu achten" und nicht "auf den Namen und die Herkunft derjenigen zu achten, die es tun".  Anstatt andere zu verurteilen, müsse man bei sich selbst anfangen und untersuchen. Das führe dazu, dass man die "schlechten Seiten" von sich, "kompromisslos abschneiden" soll, umschrieb der Papst eine Stelle aus dem Tagesevangelium.


Quelle:
KNA , VN