Verleger Manuel Herder traf emeritierten Papst Benedikt

"Ich hatte das Gefühl, es geht ihm sehr gut"

Verleger Manuel Herder hat den emeritierten Papst Benedikt in Rom besucht und ihm ein neues Buch mit dessen Texten übergeben. Im DOMRADIO.DE-Interview spricht er über die Begegnung und die Ähnlichkeit zu Papst Franziskus.

Benedikt XVI. im Jahr 2017 / © Lena Klimkeit (dpa)
Benedikt XVI. im Jahr 2017 / © Lena Klimkeit ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie war das Treffen mit dem emeritierten Papst?

Manuel Herder (Geschäftsführender Gesellschafter des Herder-Verlags): Er ist immer so herzlich. Seine Augen sind hellwach, er ist gut gelaunt. Wir waren fünf Verleger aus dem italienischen, französischen und deutschen Sprachraum. Und es war faszinierend zu sehen, wie er im Gespräch ohne zu Zögern oder nach Worten suchen zu müssen, die Sprachen gewechselt hat. Das war schon beeindruckend.

DOMRADIO.DE: Nach den vielen Meldungen der vergangenen Monate interessiert die Menschen natürlich: Wie geht es ihm gesundheitlich – wie haben Sie ihn erlebt?

Herder: Ich hatte das Gefühl, es geht ihm ausgesprochen gut. Er war fröhlich, er hat sich erkundigt. Er hat auch viele Detailfragen gestellt, etwa nach einzelnen Personen, die wir beide kennen. Er ist sehr nah dran an der theologischen Debatte. Ich bin mir sicher, dass er nach wie vor sehr, sehr viel liest. Ich hatte das Gefühl, es geht ihm sehr gut.

DOMRADIO.DE: Schauen wir mal auf das Buch, das am Montag erscheint: "Die Freiheit befreien – Glaube und Politik im dritten Jahrtausend". Worum geht es da?

Herder: Es ist ein spannendes Buch. Es ist der zweite Band in einer Reihe, die wir veranstalten. Das Vorwort schreibt kein Geringerer als Papst Franziskus. Mit der Reihe veröffentlichen wir Texte, die über den Tag hinausgehen. Man weiß ja: Die Texte des emeritierten Papstes sind Texte, die oftmals mit einer sehr großen Tiefe und sehr gründlich geschrieben sind. Da lohnt es sich, ein zweites oder drittes Mal draufzuschauen.

DOMRADIO.DE: Wenn Papst Franziskus das Vorwort geschrieben hat, dann ist es wohl anders als oftmals in der Öffentlichkeit dargestellt; nämlich dass die beiden offenbar doch viele gemeinsame Schnittmengen und Ansichten haben, oder?

Herder: Ich glaube, ja. Benedikt XVI. und Papst Franziskus schildern die Kirche beide ähnlich: Sie erwarten von der Kirche, dass sie sich demütig der Aufgabe unterordnet. Auf der einen Seite haben wir etwa die Entweltlichungs-Rede von Papst Benedikt. Auf der anderen Seite die markigen Worte über die verbeutelte Kirche von Papst Franziskus.

Ich glaube, die beiden sind sich sehr viel ähnlicher in ihrer Weltanschauung als das von außen gelegentlich wahrgenommen wird. Nach außen geben sie sich natürlich ganz anders.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.


Manuel Herder / © Stefan Weigand
Manuel Herder / © Stefan Weigand
Quelle:
DR