"Gaudete et exultate": Papstdokument zu Heiligkeit

"Gegen den Strom dieser Welt"

Papst Franziskus will Christen zur Heiligkeit ermutigen. In dem päpstlichen Schreiben "Gaudete et exultate" (Freut euch und jubelt) warnt er vor Irrtümern und Haltungen, die ein christliches Leben behindern.

Papst Franziskus spricht über die Heiligkeit  / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus spricht über die Heiligkeit / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

In einem am Montag veröffentlichten 48-seitigen Schreiben wirbt er für eine "Heiligkeit der Mittelschicht". Jeder könne mit Gottes Hilfe heilig sein; ob Priester oder Arbeiter, Eltern oder Eheleute, Ordensleute oder Politiker.

"Heilige von nebenan" seien Eltern, Menschen, die für den täglichen Unterhalt arbeiteten, und Kranke, betont Franziskus in dem Dokument. Die zum Katholizismus konvertierte Jüdin Edith Stein zitiert der Papst mit dem Hinweis, dass innerhalb und außerhalb der Kirche die entscheidenden Wendungen in der Weltgeschichte wesentlich mitbestimmt seien durch Seelen, "von denen kein Geschichtsbuch etwas meldet".

Zur Orientierung empfiehlt der Papst die Bergpredigt Jesu und seine Gerichtsrede: "Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." Diese Forderungen zu leben, bedeute oft, gegen den Strom dieser Welt zu schwimmen.

Warnung vor religiöser Überheblichkeit

Franziskus warnt davor, die Forderungen des Evangeliums von der eigenen Gottesbeziehung zu trennen. Umgekehrt kritisiert er, wenn soziales Engagement von Christen als "oberflächlich, kommunistisch oder populistisch" verrufen werde.

In seinem Schreiben mit dem Titel "Gaudete et exsultate - freut euch und jubelt" schildert Franziskus Alltagsszenen, in den sich Heiligkeit von Menschen zeige. Zudem warnt er vor Irrtümern und Haltungen, die ein christliches Leben behindern. Dazu zählt der Papst religiöse Überheblichkeit und kirchlichen oder technologischen Machbarkeitswahn ebenso wie geistige Starrheit, Konsumsucht und egoistische Trägheit.

Papst: Der Teufel ist nicht nur Mythos

Kennzeichen eines heiligmäßigen Lebens sind laut Franziskus unter anderem Durchhaltevermögen, Freude, Sinn für Humor, Wagemut, Gemeinschaftssinn und Gebet. Heiligkeit sei "nichts anderes als in Fülle gelebte Liebe", zitiert der Papst seinen Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013).

Der Weg zur Heiligkeit des Christen sei "ein ständiger Kampf", schreibt Franziskus. Dieser gelte nicht nur rein weltlichen Einstellungen und eigenen Schwäche, sondern auch gegen den Teufel, der nicht nur ein Mythos sei. Er vergiftet die Menschen "mit Hass, Traurigkeit, Neid, mit Lastern".

Verlangt seien Wachsamkeit und ständige geistliche Unterscheidungen, was der Sinn des eigenen Leben ist und wie dieser in einer jeweiligen Situation zu leben ist. Dazu gelte es zu beten, auf das Evangelium und die Kirche zu hören sowie auf Gottes Geduld zu vertrauen.

Papst: Anstiftung zu Freude am Christentum

Als Anstiftung zu Freude am Christentum "unter klarer Zurückweisung aller Verhärtung und Vergrämung" wertet der Münchner Kardinal Reinhard Marx das neue Schreiben von Papst Franziskus. Das am Montag veröffentlichte "Gaudete et exsultate" ("Freut euch und jubelt") führe die Linie des Papstes fort, lehramtliche Definitionen und normative Entscheidungen "nicht in den Vordergrund" zu stellen, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Stattdessen lade Franziskus ein, "voll Freude, Optimismus und Offenheit für Gottes Wort alles Mittelmaß hinter sich zu lassen und aufzubrechen".

Mit seinen Ausführungen erteile der Papst jeder Art von Egoismus und Individualismus eine Absage, so Marx. Das Gleiche gelte für einen "überzogenen Intellektualismus" oder eine "elitäre Vorstellung von der eigenen Willenskraft des Menschen". Heiligkeit sei für Franziskus weder "ein intellektuelles Begriffsspiel, das die Welt vollständig erklärt", noch "eine Leistung, die der Mensch aus eigenem Willen erbringen könnte, ohne sich der Gnade Gottes zu unterstellen".


Quelle:
KNA , epd