Pater Michael Heinz über fünf Jahre Papst Franziskus

"Hoffe, dass er uns wachrüttelt"

Am Dienstag jährt sich das Pontifikat von Papst Franziskus zum fünften Mal. Pater Michael Heinz, Geschäftsführer des Lateinamerika Hilfwerks Adveniat, hat mit uns Bilanz gezogen.

Franziskus feiert Messe im Land der Mapuche / © Paul Haring (KNA)
Franziskus feiert Messe im Land der Mapuche / © Paul Haring ( KNA )

DOMRADIO.DE: Lassen sie uns mal genau fünf Jahre zurückblicken. „Habemus papam“. Wie haben Sie das erlebt und was haben Sie da gedacht?

Pater Michael Heinz (Geschäftsführer des Lateinamerika Hilfwerks Adeveniat): Ich war damals in einer kleinen Gemeinde in Bolivien in San Ignacio de Velasco auf dem Land und hatte überhaupt keine Telefonverbindung. Wir wussten von nichts und haben dann nach dem Gottesdienst, den wir dort gefeiert haben, über den Gemeindeleiter, der ein kleines Radio hatte, mitbekommen, dass wir einen neuen Papst hatten und dass dieser Argentinier war. Das war eine ganz große Freude für die Menschen dort, dass ein Lateinamerikaner Papst wird. Sie konnten das gar nicht glauben. Ich war auch sehr überrascht. Ich hatte auch den Namen Jorge Bergolgio – Franziskus wie er jetzt heißt - überhaupt nicht gekannt. Ich habe dann am nächsten Tag erst in den Zeitungen gelesen, dass er der neue Papst ist.

DOMRADIO.DE: Nun ist dies auch für Sie als Lateinamerika Hilfswerk etwas Wichtiges. Sie setzten sich für die Christen in Mittel- und Südamerika ein und es ist das erste Mal, dass ein Papst nicht aus Europa, sondern genau aus dieser Region kommt. Was heißt das denn für die Christen vor Ort?

Pater Heinz: Für die Christen vor Ort ist das eine große Freude. Das spürt man auch heute noch bei den Besuchen, die er ja in Mexiko, Kolumbien, jetzt zuletzt in Peru gemacht hat. Die Menschen freuen sich, dass es einer von ihnen ist, wie sie auch selber sagen und dass er auch auf die Menschen zugehen kann und volksnah ist. Er ist in seiner Persönlichkeit ein  Mensch, der ganz da ist bei den Menschen, zuhören kann und auch wirklich lebt, was er verkündet. 

DOMRADIO.DE: Sie haben ihn persönlich getroffen. Vergangenes Jahr waren sie im Herbst zur Privataudienz in Rom. Was ist das für ein Erlebnis? Wie haben sie den Papst persönlich erlebt?

Pater Heinz: Er ist ein Mensch, der sich ganz auf sein Gegenüber einlässt. Er ist nicht einer, der von oben kommt, predigt oder belehrt. Wir waren zu dritt dort und hatten eine Privataudienz in Rom. Er hat uns erst einmal zugehört und dann auch mit uns die Meinung geteilt. Er kennt die Sorgen der Menschen unserer Weltgemeinschaft und er greift das auch in seiner Verkündigung, in seinen Gesprächen, in den Audienzen immer wieder mit auf. Das macht ihn stark und das macht ihn auch so nah am Menschen dran. 

DOMRADIO.DE: Lassen Sie uns über die Arbeit von Papst Franziskus sprechen. Es ist klar, dass seine Art und seine Herangehensweise eine neue ist. Was ist denn ihre Bilanz nach fünf Jahren Papst Franziskus als Lateinamerika Hilfswerk?

Pater Heinz: Ich denke, Papst Franziskus bringt die Lateinamerikaerfahrung als Lateinamerikaner und die Lateinamerikaerfahrung der Kirche mit in die Universalkirche ein. Das ist sicherlich eine große Stärke. Themen wie die Amazonas-Synode, jetzt die Jugendsynode zeigen das ganz klar, seine Enzyklika Laudato si, aber vor allem auch seine Option für die Armen, die die lateinamerikanische Kirche schon vor 50 Jahren bei ihrer Versammlung in Medellín ausgesprochen hat. Die Armen und Ausgegrenzten bewegen ihn sehr und das bringt er mit in die Universalkirche – auch bei uns in Deutschland – ein. Das sind auch Themen, die uns beschäftigen. Dass er auf die aktuellen Themen eingeht und dabei keine Angst hat heiße Eisen anzufassen, ist auch seine Stärke.

DOMRADIO.DE: 81 Jahre alt ist Papst Franziskus nun. Ob es noch einmal fünf Jahre gibt, müssen wir abwarten. Was erhoffen Sie sich in Zukunft noch für Impulse von einem Papst Franziskus aus Lateinamerika?

Pater Heinz: Ich denke, er ist immer gut für Überraschungen. Das merken wir auch bei seinen Gesprächen und Aktivitäten. Da kann ich mir vorstellen, wenn der liebe Gott ihm noch viele Jahre schenkt und dafür bete ich und das hoffe ich auch, dass er uns da auch noch etwas wachrüttelt und sich weiterhin mit den neuen und aktuellen Themen beschäftigen wird. Er tut momentan auch sehr viel in der Ökumene, was die Einheit der Christen angeht. Das ist auch ein Thema, das sehr wichtig für ihn ist. Er ist als Pontifex auch ein Brückenbauer. Genau das wollen wir von Adveniat auch tun. Wir wollen Brücken zwischen den Menschen in Deutschland und den Menschen in Lateinamerika.


Franziskus wirbt für Einheit in Chile / © Alessandra Tarantino/AP (dpa)
Franziskus wirbt für Einheit in Chile / © Alessandra Tarantino/AP ( dpa )

Pater Michael Josef Heinz, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Adveniat / © Harald Oppitz (KNA)
Pater Michael Josef Heinz, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Adveniat / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR