Das Gebetsanliegen des Papstes für den März

Ausbildung zu geistlicher Unterscheidung

"Dass die Kirche erkennt, wie dringend die Ausbildung zu geistlicher Unterscheidung ist und diese sowohl auf persönlicher als auch auf der Ebene der Gemeinden fördert" – darum betet der Papst im März. Eine Erläuterung. 

Autor/in:
Gerhard Dane
Menschen im Gebet / © Harald Oppitz (KNA)
Menschen im Gebet / © Harald Oppitz ( KNA )

Verstehen Sie, was der Papst meint? "Geistliche Unterscheidung"? Jedenfalls, das ist schon gleich klar, sollen wir eine Ausbildung für die ganze Kirche erbitten. Für alle, nicht nur für die sogenannten "Geistlichen", aber auch für sie. Ausbildung ist ein schönes Wort. Wir sind und bleiben Auszubildende, als Menschen sowieso, aber auch und gerade als Freunde Jesu. Sein "Vater" hat ein Bild von jedem und jeder von uns und von uns allen als Gemeinschaft, die ein Bild von Ihm vermitteln soll.

Es gibt Ausbildungsziele, die in bestimmten Zeiten besonders wichtig werden können. Franziskus, bei den Jesuiten ausgebildet und groß geworden, benutzt hier wie selbstverständlich einen Begriff, der dem Gründer seines Ordens, dem heiligen Ignatius von Loyola (1491-1556) sehr zentral erschien. In seinem berühmten "Exerzitienbuch" fordert er die Teilnehmer auf, gute und schlechte Antriebe unterscheiden zu lernen. Schon im ersten Johannesbrief (1 Joh 4,1) wird das Thema so auf den Punkt gebracht: "Traut nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind!"

Ein Trainingsprogramm bis Ostern

Das März-Anliegen des Papstes erreicht uns jetzt in den "Jahresexerzitien", die etwas engführend Fastenzeit genannt werden. Das Anliegen des Papstes eignet sich auch als Trainingsprogramm für diese 40 Tage bis Ostern. Was wir da neu einüben könnten, nennt der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Christen in der griechischen Hafenstadt Korinth ( 1 Kor 12, 10) sogar unter den hochkarätigen Charismen: "die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden." Kann man sie wirklich erwerben?

Wenn ich den Ordensvater unseres Papstes richtig verstehe, ist betendes Horchen auf Jesus das Entscheidende: Ihn ganz persönlich fragen, was wohl in meiner Situation jetzt der Wille seines "Vaters" ist. Inspiriert vom "Heiligen Geist", der Energie der Liebe, und getragen von der Gemeinschaft der Kirche, in der sie auch heute wirken will, werden wir eine Entscheidung finden. Ist sie im Einklang mit Gott? Bei dieser Kontrollfrage setzt Ignatius kühn auf den Trost-Test: Wir sprechen und singen ja bis heute vom "Tröster, der die Herzen lenkt"! Wer sich nach einer Entscheidung getröstet fühlt, darf annehmen, mit dem Geist Gottes im Einklang zu sein. Die Dämonen alter und neuer Verkleidung lassen uns schließlich trostlos zurück!

"Was ist jetzt und hier die größere Liebe?"

Eine neu entwickelte Fähigkeit zu geistlicher Unterscheidung würde Papst Franziskus und uns allen helfen in den Zerreißproben der Kirche unserer Tage! Leute, die alle Probleme in vorhandene Schubladen einsortieren, neue Fragen mit alten Antworten erledigen und für jeden Einzelnen und seine Nöte nur die allgemeinen Regeln nennen, machen dem Papst das Leben schwer.

Ja, wir brauchen Regeln wie die Leitplanken auf der Autobahn und doch müssen die Einzelnen fahren. Wenn die Ampel rot leuchtet, bleibe ich stehen. Punkt. Wenn aber auf der anderen Straßenseite ein Kind spielt, wo im nächsten Augenblick ein LKW quietschen würde, da muss ich trotz Ampel ausnahmsweise herüber und versuchen, das Kind zu retten. Das Hauptgebot ist für uns das Doppelgebot der Liebe zu Gott und den Menschen. In ihm haben wir eine gute Kläranlage. Sie hilft uns in kleinen und großen Entscheidungen: Was ist jetzt und hier die größere Liebe?


Franziskus bei der Generalaudienz / © Andrew Medichini (dpa)
Franziskus bei der Generalaudienz / © Andrew Medichini ( dpa )
Quelle:
KNA