Kinderschutzexperte lobt Papst: Umgang mit Missbrauchsopfern

Wunden heilen

Der Kinderschutzexperte Hans Zollner hat Papst Franziskus für seinen Umgang mit Missbrauchsopfern gelobt. "Der Papst ist jemand, der sein Herz sehr weit öffnen kann, der den Opfern sehr nahe bleibt und ihnen zuhört", so Zollner.

Nachdenklicher Papst Franziskus / © Giorgio Onorati (dpa)
Nachdenklicher Papst Franziskus / © Giorgio Onorati ( dpa )

Die Art, wie Franziskus über den Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker spreche und wie er Missbrauchsopfern zuhöre, trage wesentlich dazu bei, dass die Wunden der Opfer heilen könnten, sagte der Leiter des Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom in einem Interview mit dem Portal "Vatican News" (Mittwoch).

Der Papst sei diesbezüglich ein sehr wichtiges Vorbild für die ganze Kirche, sagte der Psychologe und Theologe. Er selber sei im Juli 2014 als Übersetzer bei einem Gespräch des Papstes mit Missbrauchsopfern dabei gewesen und habe erlebt, wie offen, aufmerksam und geduldig Franziskus zugehört habe. Er könne sich daher gut vorstellen, wie das Gespräch des Papstes mit Missbrauchsopfern in Chile am Dienstagmittag (Ortszeit) verlaufen sei. Bei seinem Besuch in Santiago de Chile war Franziskus in "strikt privater Form" in der Nuntiatur mit Missbrauchsopfern zusammengetroffen.

Opfern zuhören

"Der Papst ist jemand, der sein Herz sehr weit öffnen kann, der den Opfern sehr nahe bleibt und ihnen zuhört", sagte Zollner. Was dies bei Betroffenen bewirken kann, habe er selber bei zwei Personen erlebt, die er seither begleite. Die große Mehrheit der Opfer von sexuellem Missbrauch suche und verlange offenes, geduldiges Zuhören.

"Nicht mal eben zwei Minuten und dann weiter", so Zollner. Jeder Vertreter der Kirche, Bischof, Schulleiter oder andere Verantwortliche betroffener Einrichtungen müssten darauf achten.

Die Kirche in Chile tue relativ viel, um Missbrauch aufzuklären und neue Fälle von Missbrauch zu vermeiden. Weil aber die kirchliche und gesellschaftliche Lage dort sehr angespannt ist, sei das Bewusstsein für das Problem auch sehr groß, sagte Zollner. Als Mitglied der Päpstlichen Kinderschutzkommission war der Jesuit in den vergangenen Jahren an weltweiten Fortbildungen für kirchliche Verantwortungsträger beteiligt, unter anderem in Chile.

 

Hans Zollner / © Romano Siciliani (KNA)
Hans Zollner / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA