Frühmesse im Vatikan mit Papst Franziskus

Priester dürfen kein Doppelleben führen

Priester müssen den Menschen nahe sein. Was selbstverständlich klingt, war für den Papst am Dienstag Anlass für eine Predigt in der Frühmesse. "Es ist schrecklich, Hirten zu sehen, die ein Doppelleben führen", so der Papst.

Früherer Priester wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht / © Armin Weigel (dpa)
Früherer Priester wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht / © Armin Weigel ( dpa )

Dass Priester kein Doppelleben führen dürften und sich stattdessen am Vorbild Jesu orientieren müssten, war am Dienstag Thema in der Frühmesse mit Papst Franziskus. Bezugnehmend auf das Tagesevangelium, in dem beschrieben wird, dass Jesus "als einer mit göttlicher Vollmacht lehrte" und so die Herzen der Menschen erreichte, sagte der Papst: "Jesus war den Menschen nahe und verstand sie. Er empfing die Menschen, heilte sie und lehrte sie mit seiner Nähe."

Das sei es, was einem Hirten die göttliche Vollmacht gebe. "Ein Hirte, der nicht nach Gott sucht, hat etwas verloren und kann den Menschen nicht nahe sein. Ein den Menschen ferner Hirte wird niemals die Botschaft mitteilen können. Es geht um Nähe und zwar in zweierlei Hinsicht: einerseits ist es die Salbung des Hirten, sich von der Gnade Gottes im Gebet anrühren zu lassen. Und zweitens sich auch von den Sünden, Problemen und Krankheiten der Menschen anrühren zu lassen: Ein Hirte lässt sich erschüttern", so der Papst weiter.

Was, wenn die Nähe verlorengeht?

Wer diese Nähe verliere, wie etwa die Schriftgelehrten, der höre auch damit, auf ein "inkohärentes Leben zu führen", so Papst Franziskus:

"Jesus spricht in dieser Hinsicht Klartext: Tut, was sie euch sagen; sie sagen die Wahrheit, aber tut nicht, was sie tun. Das ist das Doppelleben. Es ist schrecklich, Hirten zu sehen, die ein Doppelleben führen. Das ist eine Wunde für die Kirche. Die kranken Hirten, die ihre Vollmacht verloren haben und mit dem Doppelleben weiter machen. Es gibt ja verschiedene Wege, um dieses Doppelleben fortzuführen, aber es handelt sich eben um zwei Wege. Jesus äußert sich ihnen gegenüber mit klaren Worten: Er sagt den Menschen nicht nur, dass sie sich vor ihnen hüten sollen, sondern er sagt auch, man solle ihnen nicht folgen. Und was sagt er den Betroffenen? Ihr seid weißgestrichene Gräber: schön und gut in der Lehrverkündigung, aber nur von außen betrachtet. Im Inneren sind sie verdorben. Das ist das Ende eines Hirten, der Gott im Gebet fern ist und der kein Mitleid mit den Menschen hat."


Papst Franziskus  / © Cristian Gennari (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari ( KNA )
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