Papst nennt Rohingya beim Namen

"Wir sind euch nahe"

Nun hat er doch von und mit den Rohingya gesprochen. Bei seinem Besuch in Bangladesch ist Papst Franziskus am Freitag mit einigen Flüchtlingen der muslimischen Minderheit zusammengetroffen - und hat diese um Vergebung gebeten.

Papst Franziskus in Bangladesch / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus in Bangladesch / © Andrew Medichini ( dpa )

Dabei verwendete er laut Vatikanangaben auch den Begriff "Rohingya" - dies hatte er zuvor während seines Besuchs in Myanmar vermieden.

"Wir sind euch nahe", sagte der Papst improvisiert. "Im Namen aller, die euch Böses getan haben, und der Gleichgültigkeit der Welt bitte ich um Vergebung." Er forderte die Menschen auf, ihre Herzen nicht zu verschließen und angesichts des Schicksals der Rohingya nicht wegzuschauen.

Die Begegnung fand zum Ende eines interreligiösen Treffens auf dem Gelände der erzbischöflichen Residenz in Dhaka statt. Eine Gruppe von 16 Rohingya-Flüchtlingen kam auf die Bühne, auf der der Papst zuvor eine Rede gehalten hatte.

Der Papst begrüßte sie einzeln, während die 5.000 Teilnehmer des Treffens die Szene nach anfänglichem Applaus schweigend verfolgten. In den vergangenen Monaten waren Hunderttausende Rohingya vor der Gewalt in Myanmar nach Bangladesch geflohen.

Gemeinsam für Frieden einsetzen

Zuvor am Tag hatte Papst Franziskus die Minderheit der Katholiken in Bangladesch dazu aufgerufen, sich gemeinsam mit anderen Religionen für Frieden einzusetzen. Die Bischöfe des Landes mahnte er zum Dialog, auch mit anderen Religionen. Dies wecke auch "die geistlichen Kräfte, die für den Aufbau des Landes in Einheit, Gerechtigkeit und Frieden nötig sind", so der Papst am Freitagnachmittag (Ortszeit) bei einer Begegnung mit den zehn Bischöfen Bangladeschs in der Hauptstadt Dhaka.

Das gemeinsame Engagement verschiedener Religionen ist Franziskus ein besonderes Anliegen. Weiter sagte er den Bischöfen, religiöse Oberhäupter sollten sich einheitlich "gegen Gewalt unter dem Deckmantel der Religion aussprechen" und Konflikte durch eine "Kultur der Begegnung" ersetzen.

Auch der Vorsitzende von Bangladeschs Bischofskonferenz, Kardinal Patrick D'Rozario, betonte die Zusammenarbeit mit Vertretern anderer Religionen. Als Herausforderungen - auch für die Kirche Bangladeschs - nannte er den Klimawandel sowie die Flüchtlingsproblematik - "unter ihnen auch unsere Brüder und Schwestern Rohingya" sowie "Inkulturation und Evangelisierung". Rosario kritisierte Rachefeldzüge der Mächtigen, religiösen Formalismus sowie Gewalt gegenüber Minderheiten.

Bei dem Treffen in einem Altersheim für Priester würdigte Franziskus den Einsatz der Katholiken - sie sind im muslimisch geprägten Bangladesch in der Minderheit - für Bildung, Bedürftige und die Gesellschaft. "Und doch sehen wir, gerade im Licht der gegenwärtigen Flüchtlingskrise, wie viel mehr noch getan werden muss!", mahnte Franziskus.

Am Vortag hatte er in seiner Ansprache vor Politikern und Diplomaten die Internationale Gemeinschaft aufgefordert, Bangladesch, das viele aus dem Nachbarland Myanmar geflohene Rohingya aufgenommen hat, zu unterstützen.


Quelle:
KNA