Bischof Fellay verteidigt Kritik an "Amoris laetitia"

Notwendige Correctio?

Der Leiter der Piusbruderschaft, Bischof Bernard Fellay, hat die Unterzeichnung eines Dokuments verteidigt, in dem Papst Franziskus massiv kritisiert wird. Zugleich betonte er, der Respekt vor dem Papst bleibe "intakt". 

Bischof Bernard Fellay, Generaloberer der Piusbruderschaft / © Katharina Ebel (KNA)
Bischof Bernard Fellay, Generaloberer der Piusbruderschaft / © Katharina Ebel ( KNA )

Das Schreiben der Papstkritiker mit dem lateinischen Titel "Correctio filialis de haeresibus propagatis" (Kindliche Zurechtweisung wegen der Verbreitung von Häresien) hatte sich seit dem vergangenen Wochenende vor allem über traditionalistische Blogs und Meldungen verbreitet. Darin heißt es, durch sein Schreiben "Amoris laetitia" und weitere Aussagen habe der Papst häretische Positionen zur Ehe, Moral und Sakramentenempfang vertreten. Schuld an diesem Einfluss seien vor allem der Modernismus, der sittliche Wahrheiten relativiere, sowie der Einfluss des "Häretikers" Martin Luther auf das Denken von Franziskus.

"Christi Lehre über die Ehe kann nicht verstohlen unter dem Vorwand geändert werden, dass sich die Zeiten geändert haben und die Seelsorge sich anpassen muss, indem sie Wege zum Umgehen der Doktrin aufzeigt", erklärte Fellay nun am Mittwoch auf der Nachrichtenseite der traditionalistischen Gruppe "fsspx.news". Mit "Amoris laetitia" habe Papst Franziskus für Verwirrung gesorgt und zugleich auf widersprüchliche Interpretationen nicht reagiert. Die "Correctio" sei notwendig geworden, nachdem der Papst auch die von vier Kardinälen vorgebrachten "Dubia" (Zweifel) unbeantwortet ließ: "Bei einer so ernsten Frage und angesichts der gegenwärtigen Spaltungen muss der Heilige Vater eine klare Antwort zum Inhalt seines Schreibens geben."

"Wir hängen an Rom"

Auch Fellay beklagte nun, das Papstschreiben betone in bestimmten Punkten nicht eindeutig genug die kirchliche Lehre und führe damit zu Verwirrung und Spaltungen in der Kirche. Diese befinde sich gegenwärtig jedoch in einer sehr schweren Situation. Er zitierte dabei den emeritierten Papst Benedikt XVI., der zur Beerdigung von Kardinal Joachim Meisner mahnte, dass "das Boot schon fast zum Kentern angefüllt ist". Laut Fellay müssten in diesem Kampf zuvorderst Glaube und Moral verteidigt werden.

Der Traditionalist sehe sich durch die öffentliche Kritik am Papst jedoch nicht weiter von der Kirche entfernt: "Mit jeder Faser unseres Seins hängen wir an Rom, der 'Mater et Magistra' (lat. der Mutter und Lehrerin)." Zugleich kritisierte Fellay Änderungen in der "Lehre und Moral der Ehe" durch "Amoris laetitia". Diese seien Folgen von "Neo-Modernismus und Neo-Protestantismus", was bereits der Gründer der Piusbruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre, im Jahr 1974 kritisiert habe, so Fellay. Der Respekt vor dem Papst bleibe allerdings "intakt", so Fellay. Diese Wertschätzung habe ihn veranlasst, sich dem Schreiben anzuschließen.

Die traditionalistische Priesterbruderschaft St. Pius X. steht nach vier unerlaubten Bischofsweihen im Jahr 1988 nicht mehr in voller Gemeinschaft mit der Kirche. Unter Papst Benedikt XVI. wurden im Jahr 2009 Einigungsgespräche aufgenommen. Papst Franziskus setzte den Aussöhnungskurs fort, indem er der Bruderschaft unter anderem bestimmte Sakramentenfeiern erlaubte. Franziskus und Fellay trafen zudem bereits persönlich zu Gesprächen im Vatikan zusammen. Zugleich äußerten der Generalobere und weitere Vertreter der Bruderschaft wiederholt scharfe Kritik am Papst.


Quelle:
KNA