Ärger im Vatikan?

Vatikan weist Vorwürfe von Ex-Wirtschaftsprüfer zurück

Ist der ehemalige obere Wirtschaftsprüfer im Vatikan zu seinem Rücktritt gezwungen worden? Das hat Libero Milone gegenüber italienischen Medien behauptet. Der Vatikan wehrt sich nun gegen die Vorwürfe.

Kirche und Geld / © Harald Oppitz (KNA)
Kirche und Geld / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Vatikan hat die jüngsten Vorwürfe seines ehemaligen obersten Wirtschaftsprüfers zurückgewiesen. Libero Milone habe "aus freien Stücken angenommen, sein Rücktrittsgesuch einzureichen", teilte das vatikanische Presseamt am Sonntag mit. Der 69-Jährige hatte im Interview mit mehreren Medien, darunter die italienische Zeitung "Corriere della Sera", gesagt, er sei vom Vatikan zum Rücktritt gezwungen worden. Der Chef der Vatikangendarmerie habe ihn eingeschüchtert und zur Unterschrift eines bereits vorbereiteten Briefs gedrängt.

Der Heilige Stuhl sei "überrascht und besorgt", über die nun gemachten Aussagen des ehemaligen Wirtschaftsprüfers, der damit ein vereinbartes Schweigegelübde breche, heißt es in der Vatikanmitteilung weiter. Der Vatikan erinnert daran, dass Milone aufgrund von Kompetenzüberschreitungen zum Rücktritt aufgefordert worden sei. Milone habe die Schweigepflicht über die Gründe für seinen Rücktritt gebrochen. Weiter heißt es, Milone habe als Chef des Revisorenbüros illegalerweise eine externe Firma beauftragt, um das Privatleben von Angestellten des Heiligen Stuhls auszuspionieren.

Vertraut der Papst Milone noch?

Der Papst hatte am 20. Juni das Rücktrittsgesuch des Finanzexperten angenommen. Die Zusammenarbeit mit dem Heiligen Stuhl ende "in gegenseitigem Einvernehmen", hieß es damals in der Vatikanmitteilung.

Milone schilderte das nun anders. Er habe am 19. Juni bei Kurienerzbischof Angelo Becciu, dem vatikanischen "Innenminister", einen Termin gehabt. Dort sei ihm dann gesagt worden, der Papst vertraue ihm nicht mehr und verlange seinen Rücktritt. Zur Begründung sei ihm eine Überschreitung seiner Kompetenzen und rechtswidriges Verhalten vorgeworfen worden.

Milone war 32 Jahre lang Wirtschaftsprüfer im Vatikan

Er habe sämtliche Anschuldigungen als falsch zurückgewiesen. Veruntreuungsvorwürfe gegen ihn seien "inszeniert" gewesen, so Milone. Er bat um ein Gespräch mit dem Papst. "Die Antwort war, dies sei nicht möglich. Becciu sagte, ich solle zur Gendarmerie gehen". Dort habe man ihn dann, als er auf seiner Unschuld bestand, eingeschüchtert und zur Unterzeichnung eines vorbereiteten Rücktrittsgesuchs gebracht.

Milone, von 1975 bis 2007 bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte tätig, war im Juni 2015 von Papst Franziskus im Zuge einer Neuorganisation des vatikanischen Wirtschafts- und Finanzsektors zum Generalrevisor berufen worden. Er hatte damit die Bilanzen der vatikanischen Kurie, der mit dem Heiligen Stuhl verbundenen Einrichtungen und des Vatikanstaats zu kontrollieren. Zuvor erledigte dies die Wirtschaftspräfektur des Heiligen Stuhls selbst. Kurz nach seinem Amtsantritt war Milone in die Schlagzeilen geraten, weil er im Vatikan Anzeige wegen eines illegalen Zugriffs auf seinen Computer erstattete. Die vatikanische Gendarmerie nahm damals Ermittlungen auf.

Droht dem Vatikan eine Anzeige?

Er habe sich nun geäußert, um einer Rufschädigung entgegenzuwirken, sagt Milone. Er werde keinerlei Aussagen zu seiner Arbeit als Wirtschaftsprüfer machen, wolle sich aber verteidigen. Er werde eventuell auch Anzeige erstatten, so Milone.

Mit Papst Franziskus habe er stets guten Kontakt gehabt, aber in den vergangenen 18 Monaten habe man ihm verboten, ihn zu sehen. Auf die Frage, wer seinen Rücktritt gewollt haben könne, sagt der Finanzfachmann, er fürchte der Papst sei von "der alten Macht" blockiert worden. Er vermutet, diese habe sich "bedroht gefühlt", weil er dem Papst und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin berichten könnte, "was ich auf den Konten gesehen habe".


Quelle:
KNA , dpa