Papst Franziskus besucht Kinderheim in Kolumbien

"Kinder sind die Lieblinge Jesu"

Bei seiner Kolumbienreise hat Papst Franziskus am Samstag in Medellin ein Kinderheim für misshandelte Kinder und Waisen besucht. Vor allem leben dort Kinder, die an den Auswirkungen der Kämpfe in Kolumbien leiden. Sie konnten dem Papst nun ihre Geschichten erzählen.

Autor/in:
Marion Sendker
Papst Franziskus besucht ein Kinderheim in Medellin, Kolumbien / © Unicredited L' Osservatore Romano (dpa)
Papst Franziskus besucht ein Kinderheim in Medellin, Kolumbien / © Unicredited L' Osservatore Romano ( dpa )

Die 13 Jahre alte Claudia Yesenia Garcia kann sich an ihre Familie nicht mehr erinnern. Denn sie war erst zwei Jahre alt, als Guerillias ihre Eltern und Geschwister töteten. Claudia überlebte das Massaker, wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht und später im Kinderheim "San José" aufgenommen.

Das Kinderheim wurde zu ihrer Zuflucht, zu einem neuen zu Hause und vor allem zu dem Ort, an dem sie lernte, ihr frühkindliches Trauma zu überwinden. "Heute bin ich ein neuer Mensch und voller Hoffnung", sagt das Mädchen. 

Am Samstag konnte sie ihre Geschichte Papst Franziskus erzählen. Sichtlich gerührt bedankte sich das Kirchenoberhaupt für ihr "mutiges Zeichen": "Als ich all die Schwierigkeiten hörte, die Du durchgemacht hast, erinnerte ich mich im Herzen an das ungerechte Leiden so vieler Jungen und Mädchen in der ganzen Welt, die zu unschuldigen Opfern der Bosheit einiger Menschen wurden und immer noch werden."

"Wir dürfen das nicht hinnehmen!"

Kinder leiden zu sehen, tue in der Seele weh, so Franziskus. "Wir dürfen nicht hinnehmen, dass sie misshandelt werden, dass man ihnen das Recht auf eine unbeschwerte und fröhliche Kindheit verwehrt, dass man ihnen eine hoffnungsvolle Zukunft verweigert", betonte er.

Kinder seien die Lieblinge Jesu, führte Franziskus aus und zog eine Parallele zwischen dem Leben der Kinder im Heim und dem Leben Jesu: "Auch das Jesuskind war Opfer von Hass und Verfolgung; auch Jesus musste mit seiner Familie sein Land und sein Zuhause verlassen, um dem Tod zu entfliehen."

Papst erinnert Erzieher an heilige Pflicht 

An die Erzieher und Betreuer gewandt, betonte der Papst: "Euch möchte ich zwei Tatsachen in Erinnerung rufen, die nicht fehlen dürfen, weil sie Teil der christlichen Identität sind: die Liebe, die in den Kleinsten und Schwächsten Jesus gegenwärtig erkennt, und die heilige Pflicht, die Kinder zu Jesus zu bringen." Denn durch den Schutz des Heimes und in all dem Guten, das den Kindern dort widerfahren würde, stecke die Liebe Jesu selbst.

Deswegen sei das Heim ein Beweis der Liebe Jesu, schlussfolgerte der Papst. Zu den Kindern sagte er: "Dieses Heim ist ein Beweis seines Wunsches, ganz nah bei Euch zu sein. Er tut es durch die liebevolle Sorge all der guten Menschen, die Euch begleiten, die Euch liebhaben und erziehen."

Hogar San José: Das Heim Sankt Josef

Das Heim "San José" ist in Trägerschaft des Erzbistums Medellin. In den 1940er Jahren hatten spanische Jesuiten eine entsprechende Stiftung gegründet, die heute in ganz Lateinamerika ähnliche Häuser betreibt.


Papst Franziskus besucht das Heim Sankt Josef / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus besucht das Heim Sankt Josef / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA , rv , DR