Papst warnt vor "gefährlichen Allianzen" zwischen Staaten

G20 im Blick

Angesichts des G20-Gipfels in Hamburg hat sich Papst Franziskus besorgt über die Konsequenzen möglicher amerikanisch-russischer Alleingänge geäußert. 

Papst Franziskus / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus / © Paul Haring ( KNA )

"Ich fürchte, dass es sehr gefährliche Allianzen zwischen Mächten gibt, die eine verzerrte Vision der Welt haben: Amerika und Russland, China und Nordkorea, Putin und Assad im Syrien-Krieg", sagte er laut der italienischen Tageszeitung" (Samstag).

Zugleich ermahnte Franziskus die europäischen Staaten zu einer engeren Zusammenarbeit. "Entweder Europa wird eine föderale Gemeinschaft oder es wird in der Welt nichts mehr zählen." Die Aussagen des Papstes stammen aus einem Gespräch, das "Repubblica"-Herausgeber Eugenio Scalfari am Donnerstag mit Franziskus im Vatikan führte.

Arme und Migranten die Leidtragenden

Franziskus sagte demnach weiter, solche "gefährlichen Allianzen" gingen auf Kosten von Armen und Migranten. Es gebe Länder, wo Armut nicht nur durch Migration entstehe, sondern vor allem durch die sozialen Umstände. Andere Länder hingegen, in denen es nur wenig Armut gebe, fürchteten eine Invasion von Migranten, so der Papst.

Der italienische Journalist Scalfari hatte wiederholt Interviews mit Franziskus veröffentlicht. An der Authentizität mancher Formulierungen waren jedoch Zweifel laut geworden. Der 93-jährige Journalist benutzte nach eigenen Angaben zumindest in einem Fall kein Aufnahmegerät und schrieb die Äußerungen des Papstes nachträglich aus dem Gedächtnis auf.

Franziskus hatte die Teilnehmer des G20-Gipfels in einem am Freitag veröffentlichten Schreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Solidarität mit armen Staaten und zur Einhaltung internationaler Verträge aufgerufen.

Schon früher hatte Franziskus die Auswüchse der globalen Wirtschaftsordnung angeprangert. In seinem Lehrschreiben "Evangelii gaudium" (Die Freude des Evangeliums) beklagte er, die Säkularisierung, ein ideologischer Individualismus und ein hemmungsloses Konsumdenken hätten vielfach zu einer "geistigen Wüstenbildung" geführt. Das derzeitige Wirtschaftssystem sei "in der Wurzel ungerecht". Diese Wirtschaft töte, weil sie allein nach dem Gesetz des Stärkeren funktioniere und eine Kultur des Abfalls schaffe, in der Menschen wie Müll behandelt würden.

 


Quelle:
KNA , DR