Papst mahnt G20 zu Solidarität

Turbulenter Auftakt

Der G20-Gipfel in Hamburg hat begonnen. Der Vatikan ist zwar nicht beteiligt, aber Papst Franziskus nutzte dennoch den Start des Treffens der Staats- und Regierungschefs, um die Teilnehmer zu Solidarität mit armen Ländern aufzurufen.

Gruppenbild der G20-Teilnehmer / © Christian Charisius (dpa)
Gruppenbild der G20-Teilnehmer / © Christian Charisius ( dpa )

Der Auftakt des Treffens der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer am Freitag wurde von schweren Ausschreitungen in der Hansestadt überschattet. Demonstranten versuchten, die Zufahrtswege zum Tagungsgelände zu blockieren; Polizisten wurden mit Molotow-Cocktails beworfen, Autos gingen in Flammen auf.

Botschaft an Kanzlerin Merkel

Um dauerhafte Lösungen zum Wohl aller zu finden, sei es nötig, "internationale Verträge zu achten und einzuhalten sowie die multilateralen Beziehungen weiter zu fördern", schreibt der Papst in einer Botschaft an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Darin kritisierte Franziskus eine Vorherrschaft von Finanzspekulation und "Ideologien der absoluten Autonomie der Märkte". Weiter forderte er "freien Durchzug" für Flüchtlinge und Hilfe für den Südsudan sowie weitere Krisengebiete.

Unterdessen starteten die Gipfelteilnehmer ihre Verhandlungen. Auf der Agenda der Staats- und Regierungschefs stehen unter anderem der Kampf gegen Terrorismus und Klimawandel sowie Fragen des Handels und der globalen Wirtschaft. Nichtregierungsorganisationen hoffen, dass es beim Thema Bildung ein klares Bekenntnis - auch finanzieller Art - zu den bereits bestehenden Bildungsfonds wie der "Global Partnership for Education" gibt.

Merkel forderte die Teilnehmer zu Kompromissbereitschaft auf. "Es ist schon richtig, wenn die, die heute nicht dabei sind, von uns erwarten, dass wir ordentlich arbeiten", so die Kanzlerin zum Auftakt. "Wir repräsentieren hier immerhin zwei Drittel der Menschheit."

Trump, Klimaschutz, Demonstrationen

US-Präsident Donald Trump twitterte, er werde für die Interessen seines Landes kämpfen. "Die 'Fake News'-Medien werden nicht korrekt über mich berichten, aber was soll's!" Trump will während der Verhandlungen zum Klimawandel zu einem bilateralen Gespräch mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin zusammenkommen.

In Sachen Klimaschutz forderte der Vorstandsvorsitzende des Entwicklungsdachverbands Venro, Bernd Bornhorst, die Mitglieder der G20 auf, notfalls auch ohne die USA als G19 voranzugehen. Das Pariser Klimaabkommen und die UN-Nachhaltigkeitsagenda sind aus Sicht des Venro-Vorstands zum Teil ambitioniert, "aber alle zeigen den gleichen realistischen Weg in eine nachhaltige und friedlich gestaltete Zukunft für alle Menschen", sagte Bornhorst der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße zeigte sich zum Auftakt des G20-Gipfels in der Hansestadt vorsichtig optimistisch. Er erwarte, dass die Spitzenpolitiker willens sein, Probleme in den Blick zu nehmen und lösungsorientiert zu handeln, sagte er dem WDR. Heße forderte ebenso wie die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs die Demonstranten auf, friedlich zu bleiben.


Nachdenklicher Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino (dpa)
Nachdenklicher Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino ( dpa )
Quelle:
KNA