Albert Schmid: Theologische Differenzen kosteten Müller das Amt

"Das wird lange nachwirken"

Die Entscheidung von Papst Franziskus, das Mandat von Kardinal Gerhard Ludwig Müller als Leiter der Römischen Glaubenskongregation nicht zu verlängern, kommt für Albert Schmid "völlig überraschend".

Kardinal Gerhard Ludwig Müller / © Harald Oppitz (KNA)
Kardinal Gerhard Ludwig Müller / © Harald Oppitz ( KNA )

Einen solchen Vorgang habe es "in den 500 Jahren des Bestehens dieses Amtes so nicht gegeben", sagte Schmid am Samstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der frühere Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern und SPD-Politiker zählt zu den engsten Vertrauten Müllers. Dieser war bis zu seiner Berufung nach Rom von 2002 bis 2012 Bischof von Regensburg.

Schmid sagte weiter, materiell handle es sich bei der Personalie um eine "Sachentscheidung, die sich aus abweichenden Auffassungen zur Ehetheologie und zu Aspekten der Sakramententheologie ergibt". Diese werde "in der Kirche noch lange nachwirken". Dabei sei mit der Beendigung von Müllers Tätigkeit als Präfekt der Glaubenskongregation "nicht in Stein gemeißelt", welche theologische Position sich auf Dauer durchsetzen werde.

Um Entlassung gebeten

Der Vatikan hatte am Samstag offiziell bestätigt, dass Kardinal Gerhard Ludwig Müllers (69) fünfjährige Amtszeit als Glaubenspräfekt am Sonntag fristgerecht endet und nicht verlängert wird. Zu seinem Nachfolger ernannte Papst Franziskus Müllers bisherigen Stellvertreter, Kurienerzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer (73). Über die Gründe wurde zunächst nichts bekannt.

Nach Informationen der Jesuiten-Zeitschrift "America" sollen mehrere Kardinäle Franziskus um eine Entlassung des deutschen Kardinals gebeten haben, weil er sich wiederholt öffentlich von päpstlichen Positionen distanziert habe. Müller war 2012 noch vom damaligen Papst Benedikt XVI. an die Kurie geholt worden. Im Jahr 2014 erhob Franziskus ihn zum Kardinal.

Differenzen

Schmid bestätigte mit seiner Reaktion, dass für die Personalentscheidung gegensätzliche Auffassungen zwischen Müller und dem Papst in zentralen Fragen verantwortlich sind, die die Familiensynode 2015 beschäftigt hatten und die sich 2016 im päpstlichen Schreiben "Amoris laetitia" niederschlugen.

Mülller vertrat öffentlich, dass auch nach diesem Dokument der Kommunionempfang für geschiedene Katholiken, die zum zweiten Mal geheiratet haben, nur dann möglich sei, wenn sie in dieser Verbindung sexuell enthaltsam lebten. Der Papst hieß hingegen Interpretationen gut, die einen Kommunionempfang auch ohne eine solche Lebensweise in Einzelfällen gestatteten.


Albert Schmid / © Katharina Ebel (KNA)
Albert Schmid / © Katharina Ebel ( KNA )
Quelle:
KNA