Papstbesuch beim italienischen Staatspräsidenten Mattarella

Ein hoffnungsvolles Land

Bei seiner Rede im römischen Quirinalspalast lobte der Papst Italiens Engagement in der Flüchtlingskrise. Zugleich wiederholte er seinen Appell für mehr Beschäftigungschancen für junge Menschen.

Ital. Staatspräsident Mattarella und Papst Franziskus beten in der Annunziata-Kapelle im Quirinalspalast / © Uncredited/L'Osservatore Romano (dpa)
Ital. Staatspräsident Mattarella und Papst Franziskus beten in der Annunziata-Kapelle im Quirinalspalast / © Uncredited/L'Osservatore Romano ( dpa )

Papst Franziskus ist am Samstag von Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella zu einem offiziellen Besuch empfangen worden. Im Quirinalspalast forderte er mehr Chancen für junge Menschen. Die dafür nötigen Finanzen dürften nicht "abgezweigt und für vorrangig spekulative Investitionen verschwendet werden". Sichere Arbeit und politischer Rückhalt für Familien seien Bedingungen für Wachstum und Säulen des Gemeinwesens. Weiter mahnte er bessere Beziehungen zwischen Bürgern und Institutionen an.

Für Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit

Mattarella bekannte sich in seiner Ansprache zum Pariser Klimaabkommen. Ökologie und soziales Handeln gehörten zusammen, Umweltschutz müsse für politisch Verantwortliche eine Priorität sein, sagte er. Dabei verwies er auch auf die von Franziskus herausgegebene Umweltenzyklika "Laudato si". Weiter rief der Präsident die Politik auf, vorrangig für soziale Gerechtigkeit und gesellschaftliche Stabilität zu arbeiten. Die Beschäftigungskrise in Italien setze die Zukunft aufs Spiel.

Christlicher Umgang mit Flüchtlingen

Papst Franziskus sagte, Italien stehe wie ganz Europa vor Problemen wie Terrorismus, Migration und Arbeitslosigkeit. Das Land könne jedoch auch dank seiner "überreichen spirituellen Ressourcen" diese Herausforderungen in Chancen verwandeln. So habe die Antwort Italiens auf die Flüchtlingskrise "ihre ursprünglichste Quelle im christlichen Glauben, der den Charakter der Italiener geprägt hat". Allerdings könnten wenige Staaten allein das Migrationsphänomen nicht stemmen, sagte Franziskus. Er verlangte dafür eine "breite und wirksame internationale Kooperation".

"Ich schaue mit Hoffnung auf Italien", sagte Franziskus. Diese Hoffnung gründe auf einer "dankbaren Erinnerung gegenüber den Vätern und Großvätern, die auch die meinen sind, denn meine Wurzeln sind in diesem Land", sagte der in Argentinien geborene Papst unter Anspielung auf die Herkunft seiner Familie aus dem Piemont.

Staat und Kirche profitieren voneinander

Im Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Italien würdigte Franziskus mit einem Begriff seines Vorgängers Benedikt XVI. die "positive Laizität". Dank der vertrauensvollen Zusammenarbeit und zugleich strikten Unterscheidung der Zuständigkeiten hätten beide Seiten "exzellente" Beziehungen. Davon profitierten einzelne wie die ganze nationale Gemeinschaft.

Italien habe "die Last und Ehre", den Leitungssitz der katholischen Kirche bei sich zu haben, so der Papst. Seine Amtsausübung wäre nicht möglich "ohne die großzügige Verfügbarkeit und Zusammenarbeit des italienischen Staats". Umgekehrt finde Italien in der katholischen Kirche stets den "besten Verbündeten" für das Wachstum der Gesellschaft.

Mit dem Besuch erwiderte Franziskus eine Visite Mattarellas im Vatikan im April 2015. Nach einem 25-minütigen Gespräch unter vier Augen begaben sich der Papst und der Präsident in die Kapelle des Quirinalspalastes und beteten einen Augenblick schweigend. Im Anschluss an die Reden, denen auch zahlreiche Kabinettsmitglieder der italienischen Regierung beiwohnten, begrüßten beide in den Gärten des Quirinalspalastes rund 200 Kinder aus den italienischen Erdbebengebieten.


Quelle:
KNA