Der US-Präsident Trump ist im Vatikan

New Yorker Milliardär trifft Papst der Armen

Als Papst Franziskus am Mittwoch US-Präsident Donald Trump in Audienz empfangen hat, sind zwei Welten aufeinander geprallt.

Autor/in:
Bettina Gabbe
Papst Franziskus / © Tiziana Fabi/AFP POOL/AP (dpa)
Papst Franziskus / © Tiziana Fabi/AFP POOL/AP ( dpa )

Bis vor kurzem schien es noch, als werde Donald Trump der erste US-Präsident seit dem Zweiten Weltkrieg sein, der bei einem Italienbesuch nicht den Papst trifft. Angesichts der massiven Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden wäre es kaum verwunderlich gewesen. Die Beziehung zwischen dem New Yorker Milliardär und dem Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken ist von gegenseitiger Kritik geprägt - zwischen einem US-Präsidenten und einen Papst bislang kaum vorstellbar.

Doch es ist doch eine Audienz zustande gekommen, am Mittwochmorgen. Trump reist zum G-7-Gipfel in Taormina auf Sizilien am 26. und 27. Mai erstmals als US-Präsident nach Italien. In der Audienz dürfte es vor allem darum gehen, trotz aller Unterschiedlichkeit Gemeinsamkeiten zu betonen.

Unterschiede könnten nicht größer sein

Bei Themen wie Einwanderung, Armutsbekämpfung und Klimawandel könnten die Gegensätze zwischen dem Präsidenten der Supermacht und dem mächtigsten Religionsführer der Welt nicht größer sein. Beide sind andererseits für ihr Nein zu Abtreibungen sowie ihre Sorge um die Religionsfreiheit - wie etwa bei der Verfolgung von Christen im Nahen Osten - bekannt.

Bereits die Geschichte der Anbahnung der Papstaudienz für Trump mutet wie ein schlechter Diplomatenkrimi an. Nachdem beide Seiten Interesse an einer Begegnung signalisiert hatten, bemerkte Franziskus auf dem Rückflug von Ägypten Ende April noch, ihm sei nichts über eine Anfrage bekannt. Am Abend eines anstrengenden Reisetages wusste er offenbar noch nicht, dass das entsprechende Dokument am Morgen im vatikanischen Staatssekretariat eingetroffen war.

"Es gibt immer Türen, die nicht ganz geschlossen sind"

"Ich empfange jedes Staatsoberhaupt, das um eine Audienz anfragt", fügte der Papst bei der "fliegenden Pressekonferenz» auf dem Rückweg von Kairo hinzu - als sei eine solche Klärung angesichts der angespannten Beziehung zum US-Präsidenten nötig.

Wenige Tage später kam überraschend die Ankündigung, Trump werde am 24. Mai morgens noch vor der wöchentlichen Generalaudienz von Franziskus empfangen. "Es gibt immer Türen, die nicht ganz geschlossen sind", betonte der Papst am 13. Mai auf dem Rückflug vom portugiesischen Wallfahrtsort Fatima nach Rom vor Journalisten. "Er wird sagen, was er denkt, und ich werde sagen, was ich denke."

Papst-Kritik an Mauerbau

Während des US-Wahlkampfs hatte Franziskus 2016 demonstrativ eine Messe an der Grenze zwischen Mexiko und Texas gefeiert. Menschen, die nur daran dächten, Mauern zu errichten, seien keine Christen, hatte er mit Blick auf Trumps Ankündigung betont, einen Grenzwall zu bauen.

Trump verbat sich daraufhin jegliche Beurteilung seines christlichen Glaubens durch das Kirchenoberhaupt. Im Übrigen werde sich der Papst noch wünschen, dass er US-Präsident sei, wenn die Terrormiliz IS ihn im Vatikan angreifen sollte, fügte er hinzu.

In die Vorbereitungen der Papstaudienz fiel die Nominierung Trumps von Callista Gingrich zur US-Botschafterin beim Heiligen Stuhl. Der Vatikan soll bereits sein Einverständnis mit der Entsendung der dritten Ehefrau des ehemaligen Sprechers des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, signalisiert haben. Den Vatikan stört offenbar nicht, dass die bekennende Katholikin bereits vor Gingrichs zweiter Scheidung sechs Jahre lang ein Verhältnis mit ihm hatte.


Quelle:
epd