Papst will mit Ägypten-Besuch Zeichen setzen

Botschafter des Friedens

Papst Franziskus ist zu seinem zweitägigen Ägypten-Besuch in der Hauptstadt des Landes eingetroffen. Er will dem Land nach eigenem Bekunden ein Friedensbotschafter sein und die Christen im Nahen Osten ermutigen.

Papst Franziskus auf dem Weg nach Ägypten / © Osservatore Romano (dpa)
Papst Franziskus auf dem Weg nach Ägypten / © Osservatore Romano ( dpa )

Papst Franziskus ist zum Beginn seiner Ägypten-Reise mit Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi zusammengetroffen. Nach der offiziellen Begrüßungszeremonie mit militärischen Ehren wollten sich der 62-jährige al-Sisi und der Papst für ein privates Gespräch zurückziehen.

Der Papst hatte al-Sisi 2014 im Vatikan empfangen. Damals sprachen beide über Ägyptens Rolle für eine friedliche Lösung der Konflikte im Nahen Osten und in Nordafrika. Der frühere Oberbefehlshaber der ägyptischen Armee war maßgeblich am Militärputsch gegen die Regierung der Muslimbrüder im Sommer 2013 beteiligt. Seit Juni 2014 ist er Präsident des Landes.

Im Anschluss an die Begegnung mit al-Sisi steht ein Treffen des Papstes mit dem Großscheich der Al-Azhar-Universität, Ahmed Mohammed al-Tayyeb, auf dem Programm. Am Nachmittag spricht Franziskus bei einer prominent besetzten internationalen Konferenz zum Thema Frieden, die von der Kairoer Al-Azhar-Universität, der renommiertesten Lehrstätte des sunnitischen Islam, organisiert wird.

Kurz vor dem Start seiner zweitägigen Reise nach Ägypten hat Papst Franziskus laut mitreisenden Journalisten noch neun Einwanderer getroffen. Wie Vatikan-Journalisten aus dem Papstflieger auf Twitter schrieben, traf der Papst die Migranten aus Ägypten am Freitagmorgen im Vatikan. Weitere Details wurden bisher nicht bekannt.

Parolin: Bürger schützen

Der Papst besuche Ägypten weil er "genau dort präsent sein will, wo es Konfliktsituationen gibt", sagte so Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vor Beginn der Reise. Franziskus wolle ein "Botschafter des Friedens" sein, so Parolin. Den Papst ziehe es an Orte. an denen es besonders nötig sei, sich für Frieden einzusetzen. Aus diesem Grund habe die Ägyptenreise für das Kirchenoberhaupt auch nach den jüngsten Anschlägen nie in Frage gestanden, erläuterte Pietro Parolin. Die Nummer Zwei des Vatikan äußerte sich in einem Interview mit dem Vatikanfernsehsender CTV, dessen Wortlaut die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" am Freitag veröffentlichte.

Drei Wochen nach den Anschlägen auf zwei koptische Kirchen bricht Papst Franziskus an diesem Freitag nach Ägypten auf. Parolin rief die Regierung in Kairo dazu auf, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die Bürger zu schützen, unabhängig davon, welcher sozialen oder religiösen Gruppe sie angehörten. "Offensichtlich ist die Herausforderung durch den Terrorismus eine Herausforderung, die viel weiter geht, die sich nicht auf Fragen der Sicherheit beschränkt", so der Kurienkardinal. Es gehe hauptsächlich darum, dem Terrorismus den Boden zu entziehen, etwa durch Perspektiven und Bildung, besonders für Jugendliche. Hier sei die ganze Gesellschaft gefordert.

Bei seinem zweitägigen Besuch in Kairo trifft Papst Franziskus zu Gesprächen mit Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi und dem Großimam der Al-Azhar-Universität, Ahmed Mohammed al-Tayyeb, zusammen. Vorgesehen ist auch eine Begegnung mit dem koptischen Papst Tawadros II.

Christlich-muslimisches Treffen

Mit seinem Besuch will der Papst die Christen im Nahen Osten ermutigen und zu Dialog und Versöhnung in Ägypten aufrufen. Die Reise findet nach den jüngsten Anschlägen mit mehr als 40 Toten unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt.

An der Kairoer Al-Azhar-Universität, die als wichtigste Hochschule des sunnitischen Islam gilt, nimmt Franziskus an einer internationalen Konferenz zum Thema Frieden teil. Dazu wird auch das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I., erwartet. Es ist das erste Mal, dass ein so prominent besetztes christlich-muslimisches Treffen stattfindet.

Vatikan: Dialog und Frieden stärken

Der Vatikan erhofft sich von der Ägyptenreise des Papstes eine Stärkung der Ökumene, des interreligiösen Dialogs und des Friedens. Freundschaftliche und brüderliche Beziehungen seien die Basis jeder Ökumene und des Dialogs zwischen unterschiedlichen Religionen, sagte der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch gegenüber domradio.de. Es sei gerade dort wichtig, ein Zeichen der Solidarität und der Verbundenheit zu setzen. Die Mission des Heiligen Vaters sei natürlich auch einen Beitrag für den Frieden in Ägypten, im Zusammenleben der verschiedenen Menschen, zu leisten. Er wünsche sich, dass die diesen Freitag beginnende Ägyptenreise von Papst Franziskus "eine mitreißende Bekundung der Brüderlichkeit, der Freundschaft, der Nähe" werde.

Die Teilnahme des Papstes an einer internationalen und interreligiösen Konferenz zum Thema Frieden wertete der Präsident des päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen als "sehr positives und starkes Zeichen für die gesamte Gesellschaft". Die Konferenz an der Kairoer Al-Azhar-Universität zeige, "dass alle Konfessionen bestätigen können, dass die Schwester der Religion der Friede ist", so der Kurienkardinal.

Kopten-Bischof Damian "dankbar" für Papstbesuch

Der koptische Bischof in Deutschland, Anba Damian, äußert sich unterdessen "glücklich und dankbar" für den Besuch von Papst Franziskus in seinem Heimatland Ägypten. Nach den Anschlägen auf koptische Gotteshäuser in Ägypten bedeute die Visite am Freitag und Samstag eine enorme Stärkung der Christen, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Zugleich bekundete der Bischof die Hoffnung, dass die ägyptische Regierung durch den Papstbesuch verstehe, dass die Christen in dem Land einen besseren Schutz und mehr Rechte benötigten. Damian zeigte sich zuversichtlich, dass der Besuch von Franziskus auch zu einer Annäherung zwischen der koptischen und der katholischen Kirche führe. Die Kopten gehören zu den sogenannten altorientalischen Kirchen; diese vollzogen bestimmte Lehrentscheidungen des Konzils von Chalzedon im Jahr 451 nicht mit.

Die Kopten bilden in Ägypten die größte christliche Gemeinschaft. Angaben über Mitgliederzahlen schwanken zwischen 7 und 10 Millionen unter den rund 95 Millionen Bewohnern des Landes. In Deutschland gibt es acht koptische Gemeinden, zwei Bistümer und zwei Klöster. Sprecher ist der im ostwestfälischen Höxter residierende Damian, der nach eigenen Angaben rund 12.000 Kopten vertritt.

Das Programm finden Sie hier.

Verfolgen können Sie die Reise auch in Bild und Ton.


Quelle:
KNA